Wiener Frauenakademie
Die Wiener Frauenakademie, ursprünglich Kunstschule für Frauen und Mädchen genannt, war eine 1897 gegründete künstlerische Bildungseinrichtung für Frauen in Wien.
Die Malerin Olga Prager (1872–1930) gab die Anregung zur Gründung einer öffentlichen Kunstschule für Frauen zu einem Zeitpunkt, da Frauen, die sich in Malerei, Graphik oder Bildhauerei ausbilden wollten, noch gezwungen waren, Privatunterricht zu nehmen. Mitinitiatorinnen waren Rosa Mayreder und Tina Blau. Am 1. Dezember 1897 wurde die erste Ausbildungsklasse eröffnet, Leiter war Pragers Lehrer Adalbert Seligmann. Die Vereinsateliers befanden sich zunächst in Wien 1, Stubenring 12, Bäckerstraße 1, Tuchlauben 8 (1901), Bibergasse 8 und Stubenring 16.
Zwischen 1900 und 1910 unterrichtete Adolf Boehm an der Schule[1]. Ab 1907 wurde die Plastikerklasse von Richard Kauffungen geleitet.
Die Schule blühte rasch auf und konnte nach dem Ersten Weltkrieg auch akademische Klassen bieten. Bekannte Lehrer waren unter anderem Rudolf Jettmar, Josef Stoitzner und Ludwig Michalek. Die Hauptlehrer wurden um 1920 als Professoren in den Staatsdienst übernommen. 1926 wurde der Verein umbenannt in Wiener Frauenakademie und Schule für freie und angewandte Kunst. Die nun im 3. Bezirk Landstraße (Siegelgasse 2–4) domizilierte Schule zählte um 1930 etwa 300 Schülerinnen und 17 Lehrkräfte.
Heinrich Zita wurde, nach seiner Ernennung zum Professor 1927 die Professur für Bildhauerei in der Nachfolge von Richard Kauffungen übertragen, in den Jahren von 1932 bis 1938 führte er an dieser zudem die Direktionsgeschäfte[2].
In der NS-Zeit wurde die Privatschule 1939 von der Gemeinde Wien übernommen und der Schulzweck auf den einer Kunst- und Modeschule der Stadt Wien umorientiert.[3] Das Gebäude wurde zu Kriegsende durch einen Bombentreffer zerstört. Die 1946 gegründete Modeschule Wien in Schloss Hetzendorf stellt eine Art Fortsetzung der Wiener Frauenakademie dar.
Literatur
- Sabine Forsthuber: Vom Ende der Wiener Frauenakademie in der NS-Zeit, in: Hans Seiger, Michael Lunardi (Hrsg.): Im Reich der Kunst: die Wiener Akademie der Bildenden Künste und die faschistische Kunstpolitik. Wien: Verlag für Gesellschaftskritik, 1990, S. 217–246
- Georg Schörner (Hrsg.): Der österreichische Realismus am Beispiel eines Künstlerlebens. Heinrich Zita: Der Bildhauer und seine Zeit. Wien 1987
Weblinks
- Ariadne über die Gründerin Olga Prager
- Architektenlexikon über Viktor Weixler, Bindeglied zwischen Frauenakademie und Modeschule
- An art of her own. Re-inventing "Frauenkunst" in the female academies and artist leagues of late imperial and first-republic Austria 1900 - 1930. Diss. phil. Georgetown University, Washington DC 2010, von Megan Marie Brandow-Faller
Einzelnachweise
- siehe Hinweis bei Alexandra Smetana: Saxl-Deutsch, Marianne. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 101, de Gruyter, Berlin 2018, ISBN 978-3-11-023267-7, S. 283.
- Georg Schörner (Hrsg.), Der österreichische Realismus am Beispiel eines Künstlerlebens - Heinrich Zita, Der Bildhauer uns seine Zeit, Wien 1987, Seite 873
- Vgl. Rathauskorrespondenz, Meldung vom 16. April 1947: "Die Modeschule der Stadt Wien, die aus der früheren Frauenakademie hervorgegangen ist, war in den ersten Kriegsjahren im 3. Bezirk in der Siegelgasse untergebracht. Nachdem das Gebäude bei einem Bombenangriff zerstört wurde, musste einige Jahre hindurch in provisorischen Unterkünften unterrichtet werden. Nun ist es gelungen, das Schloss Hetzendorf für die Schule zu bekommen."