Wasserkraftwerk Kranzberg
Das Wasserkraftwerk Kranzberg ist ein Laufwasserkraftwerk an der Amper. Das 1911 eröffnete Kraftwerk liegt an der nördlichen Gemeindegrenze von Kranzberg im oberbayerischen Landkreis Freising. Die elektrische Leistung des Kraftwerks beträgt 2,4 MW. Der Besitzer und Betreiber des Kraftwerks ist seit 1999 Markus Engelsberger. Seit 2009 steht das Kraftwerk unter Denkmalschutz.
Wasserkraftwerk Kranzberg | ||
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Lage | ||
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Koordinaten | 48° 24′ 56″ N, 11° 35′ 49″ O | |
Land | Deutschland, Bayern | |
Ort | Kranzberg | |
Gewässer | Amperkanal (Amper) | |
Kraftwerk | ||
Eigentümer | Wasserkraftwerk Kranzberg e.K. | |
Betreiber | Wasserkraftwerk Kranzberg e.K. | |
Bauzeit | 1906–1911 | |
Betriebsbeginn | 1911 | |
Denkmalgeschützt seit | 2009 | |
Technik | ||
Durchschnittliche Fallhöhe |
8,70 m | |
Ausbaudurchfluss | 40 m³/s | |
Turbinen | 2 Francis-Turbinen | |
Generatoren | 2 Drehstromgeneratoren | |
Sonstiges |
Geschichte
Im Jahr 1906 stellte die Süddeutsche Wasserkraft GmbH – die Gesellschaft ging am 2. Juli 1908 in der Amperwerke AG auf – den Antrag, an der Amper bei Allershausen ein Wasserkraftwerk bauen zu dürfen. Wegen des Widerstands der Anwohner in Allershausen entstand das Kraftwerk an der nördlichen Gemarkungsgrenze Kranzbergs. Gebaut wurde es von Mai 1906 bis Oktober 1910. Der dazugehörige Amperkanal entstand bereits vorher. Exakt 2.498.774,94 Reichsmark kostete der Bau des Kraftwerks. Im Kraftwerk wurde anfangs ein Gefälle von 6,70 Metern genutzt, damit das fallende Wasser die beiden Turbinen und die Generatoren antreiben konnte. So konnten rund elf Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr erzeugt werden.
Dieses damalige Prestigeobjekt – es war eins der fünf größten Drehstrom-Kraftwerke in Bayern – lockte auch königliche Prominenz an, darunter Prinz Ludwig, der spätere König Ludwig III., der bei der Einweihung am 11. März 1911 anwesend war.
Gemeinsam mit den Wasserkraftwerken Weng und Haag versorgte das Werk das gesamte Ampertal mit Strom, dazu noch die Stadt Freising und mit einer Stichleitung auch die ehemalige Schlüter-Traktorenfabrik. Erst in den 1960er Jahren verlor das Kraftwerk zunehmend an Bedeutung: Die starke Zunahme des Stromverbrauchs wurde von Kohle- und Atomkraftwerken abgedeckt. Der Anteil der Wasserkraft in Bayern sank bis heute auf 20 Prozent. Das Umspannwerk, ein kleines Technik- und Betriebsgebäude, wurde sogar 1979 abgerissen. Im Zuge der Liberalisierung des Strommarktes verkauften die Amperwerke das Kraftwerk Ende 1999. Markus Engelsberger, dessen Urgroßvater Matthias Engelsberger in Siegsdorf (Landkreis Traunstein) vor 1890 die erste Stromversorgung errichtet hatte, kaufte es. Er setzte als Betreiber des Kraftwerks also eine Familientradition fort. Alles musste nun überholt und renoviert werden. Nicht nur die Generatoren wurden überholt, auch eine völlig neue Schaltwarte und neue Leittechnik mussten installiert werden. Dadurch wurde die Leistung des Werks um 30 Prozent gesteigert. Das Innere des Kraftwerks sieht wie ein Museum aus: Heller Jurakalk und Bilder aus vergangenen Tagen zieren die Wände.[1]
Geschütztes Baudenkmal
Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege hat das Wasserkraftwerk 2009 als Industriedenkmal unter Schutz gestellt. In der Denkmalliste von Kranzberg ist es mit der Aktennummer D-1-78-137-35 verzeichnet und folgendermaßen beschrieben:
Als Werk II der Amperwerke (später Isar-Amper-Werke AG) 1906–1910 errichtet nach Plänen von Architekt Rudolf Menckhoff, Berlin.
- Betriebsgebäude mit Schaltwarte und Werkswohnung, dreigeschossiger Walmdachbau mit zweigeschossigem Flachdach-Vorbau,
- Quer angeschlossen Maschinenhaus über dem Werkskanal, durch hohe Rechteckfenster belichtet, Hallenbau in Stahlbeton-Bauweise mit Mezzanin und abgewalmtem Dach; mit Ausstattung.
Leistung
Heute wird ein Gefälle von 8,70 Meter genutzt. Die erzeugten 20 Millionen Kilowattstunden Strom entsprechen dem Verbrauch von etwa 5.000 Haushalten und decken ca. 2 % des Strombedarfs des Landkreises Freising. Im Vollbetrieb strömen rund 40 Kubikmeter Wasser pro Sekunde durch die Turbinen. Drei Mitarbeiter sorgen dafür, dass die Maschinen mit einer Leistung von rund 2400 Kilowatt rundlaufen. Ein Schild neben der Eingangstür zeigt an: „8000 Tonnen Steinkohle, 10.000 Tonnen Braunkohle und 5000 Tonnen schweres Heizöl konnten eingespart werden, und 20.000 Tonnen Kohlendioxid weniger in die Atmosphäre entlassen werden“, und das seit Inbetriebnahme des Wasserkraftwerks vor 100 Jahren.
Literatur
- Toni Schmidberger: Das erste Wechselstrom-Kraftwerk in Deutschland. Bad Reichenhall 1984.