Warteck Bier
Das Warteck Bier war ein vom ehemaligen Schweizer Getränkehersteller Warteck Brauerei & Getränke AG in Basel hergestelltes Bier. Die Marke wird seit 1989 von der Feldschlösschen Getränke AG hergestellt.
Geschichte
Im März 1856 erwarb Niklaus Emanuel Merian-Seeber (1828–1872) das Haus «zum Weitnau» (Greifengasse 7, abgebrochen 1928) und eröffnete dort eine Gastwirtschaft.[1] Das Bier für den Ausschank bezog er von der Brauerei seines Bruders Benjamin.
Zwei Jahre später eröffnete Benjamin Merian ebenfalls eine Wirtschaft in der Greifengasse.[2][3] Offenbar reichte das Kundenpotential aber nicht für zwei Wirtschaften am gleichen Standort, und so kaufte Niklaus im Jahr 1860 gegenüber dem Badischen Bahnhof (der damals am heutigen Messeplatz stand) Bauland, um dort eine neue Wirtschaft zu errichten.[4] Das Bier wollte er nun aber nicht mehr von seinem Bruder beziehen, sondern richtete im Nebengebäude der Wirtschaft eine eigene Hausbrauerei ein. Am 16. März 1862 wurde die Wirtschaft mit der angeschlossenen Hausbrauerei eröffnet. Dieses Datum kann daher als das Gründungsdatum der Brauerei angesehen werden. Die Wirtschaft erhielt den Namen «Warteck» (die Warte-Ecke). Der Grund für die Wahl des Namens ist nicht überliefert, die wahrscheinlichste Theorie lautet, dass er sich auf den dortigen Warteplatz der Droschken bezog.[5]
Trotz der bewusst gewählten Lage beim Bahnhof war der Geschäftsgang des Wartecks eher mässig. Dies änderte sich, als Merian Brauerei und Wirtschaft an das Ehepaar Bernhard und Jeanette Füglistaller-Sprenger verpachtete. Unter dem Pächterpaar florierte der Betrieb, und 1869 konnte es schliesslich Brauerei und Wirtschaft kaufen.[6]
Schon bald genügten die Keller im Warteck nicht länger zur Aufnahme der steigenden Produktion. Die damalige Kühltechnik benötigte unterirdische Keller, und dafür war kein weiterer Platz mehr an der Clarastrasse. Am nahen Burgweg wurde ein geeignetes Gelände für neue Keller gefunden. Dort liess Füglistaller 1872/73 drei tief gelegene Lagerkeller anlegen. Den durch die Auslagerung der Keller gewonnenen Raum im Warteck nutzte er zum Ausbau des Sudhauses und der Mälzerei.[7] Die nächste Ausbaustufe erfolgte im Jahr 1889 mit der Gründung der Aktiengesellschaft «Brauerei zum Warteck B. Füglistaller Nachfolger». 1890/91 wurde schliesslich auch die Brauerei vom (alten) Badischen Bahnhof weg an den Burgweg verlegt, wo sie ständig weiter ausgebaut wurde und bis zu ihrer Schliessung im Jahr 1991 verblieb.
1894 übernahm Bernhard Füglistaller-Schmid die Brauerei.
1913 wurde der Badische Bahnhof an den heutigen Standort verlegt, da er am alten Ort der Stadtentwicklung im Weg stand. So wie Merian 1862 sein Warteck gegenüber dem alten Bahnhof eröffnet hatte, eröffnete nun Füglistaller gegenüber dem neuen Badischen Bahnhof ein neues Restaurant. Es erhielt sinnigerweise den Namen «Zum Neuen Warteck», und das Stammhaus wurde in «Altes Warteck» umbenannt.[8][9]
1922 wurde die Brasserie Jurasienne in Delsberg gekauft und in Delsberg und Pruntrut eigene Depots eingerichtet. Später folgte noch die Erschliessung der Gebiete Bern, Berner Oberland, Mittelland, Zentralschweiz, Westschweiz, Tessin und des Raumes Zürich.
1947 übernahm Bernhard Walter Füglistaller-Schachenmann in der dritten Generation die Brauerei.
1956 erschien die Firmenchronik «Hundert Jahre Brauerei zum Warteck AG vormals B. Füglistaller 1856–1956» von Gustaf Adolf Wanner, die das falsche Gründungsdatum 1856 zementierte.
1976 übernahm Alexander Peter Füglistaller-Ganten die Leitung der Brauerei in der vierten Generation.
1981 wurde das 125-Jahre Jubiläum der Brauerei gefeiert – wiederum mit Bezug auf das Jahr 1956, also 6 Jahre zu früh.
In den achtziger Jahren überrollte eine regelrechte Konzentrationswelle den Schweizer Biermarkt, von der auch Warteck nicht verschont blieb. Deshalb wurde die Warteck AG aufgeteilt in einerseits die Warteck Brauerei & Getränke AG für die Getränkeproduktion und den -vertrieb und andererseits die Warteck Invest AG für die Bewirtschaftung der Liegenschaften. Die Warteck Brauerei & Getränke AG wurde 1988 an die Feldschlösschen Getränke AG verkauft, die 1991 die Brauerei am Burgweg schloss und die Produktion in ihr Stammhaus in Rheinfelden verlegte. 2001 wurde die Warteck Brauerei & Getränke AG schliesslich aufgelöst und die Brauerei-Aktivitäten vollständig in die Feldschlösschen Getränke Holding integriert. Die Marke Warteck existiert aber weiterhin, und bis heute braut Feldschlösschen Bier unter diesem Namen.
Das Gründungsdatum
Die Brauerei Warteck selbst gab als Gründungsdatum der Brauerei das Jahr 1856 an, und bis heute wird diese Jahreszahl auf Flaschenetiketten, Bierdeckel und dergleichen gedruckt. Dies ist jedoch das Jahr, an dem Niklaus Emanuel Merian-Seeber seine erste Wirtschaft an der Greifengasse eröffnet hat und muss daher als Gründungsjahr der Brauerei abgelehnt werden. Vielmehr muss 1862 als Gründungsjahr gelten, da in diesem Jahr die Wirtschaft beim Badischen Bahnhof mit der Hausbrauerei eröffnet wurde. Der Kauf des Grundstücks gegenüber dem ersten Badischen Bahnhof von 1860, die Baueingabe von 1861 und die Eröffnung der Wirtschaft mit Brauerei am 16. März 1862 sind eindeutig dokumentiert.[10][11][12] Das falsche Gründungsjahr 1856 wurde zum ersten Mal in der Firmenchronik «Hundert Jahre Brauerei zum Warteck AG vormals B. Füglistaller 1856–1956» erwähnt, die der Lokalhistoriker Gustaf Adolf Wanner verfasste und die 1956 anlässlich des – im falschen Jahr gefeierten – 100-Jahr-Jubiläums der Brauerei Warteck erschien. Wieso der ansonsten angesehene Lokalhistoriker Wanner dieses falsche Datum nannte, ist unbekannt.[13]
Das Brauerei-Areal am Burgweg heute
Der grösste Teil des ehemaligen Brauerei-Areals am Burgweg ist heute mit Wohnungen überbaut. Das eigentliche Brauereigebäude mit Sudhaus und Malzsilo ist erhalten und wird durch den Verein «Werkraum Warteck pp» verwaltet («pp» steht für «permanent provisorisch»). Im Gebäude sind Werkräume und Ateliers untergebracht und es finden kulturelle Veranstaltungen statt.[14]
Die Zukunft der Liegenschaft des «Alten Wartecks»
Der Immobilienfonds «SIMA» der UBS plant, die Häuserzeile am Riehenring, die auch das «Alte Warteck» umfasst, abzureissen, und an dieser Stelle ein 88 Meter hohes Hochhaus (Projektname «Claraturm») als Renditeobjekt zu bauen. Da die dazu nötige Zonenänderung an einer Volksabstimmung gutgeheissen wurde, sind die Tage des «Alten Wartecks» gezählt.
Warteckmuseum
Am 8. Mai 2012 wurde von 6 Enthusiasten das Warteckmuseum gegründet. Der 150m2 grosse Sammlungskeller liegt unmittelbar neben dem Gründungsort der Brauerei an der Drahtzugstrasse beim Messeplatz Basel. In der Sammlung sind rund 5‘000 Erinnerungsstücke vereinigt. Das Warteck Museum Basel wird von einem Verein (200 Mitglieder) getragen und jährlich von über 1000 Interessierten besucht.[15]
Literatur
- Tilo Richter: ‹Schattenspender› oder ‹Städtebauliche Vision›? Ein Rückblick auf die Debatte um den Claraturm und die Warteck-Häuser. In: Basler Stadtbuch 2013, S. 121-124.
- Gustaf Adolf Wanner: 125 Jahre Brauerei Warteck. In: Basler Stadtbuch 1981, S. 141–144.
Weblinks
- Website der Brauerei
- Eintrag der ehemaligen Warteck Brauerei & Getränke AG im Handelsregister des Kantons Basel-Stadt
- Das Alte Warteck am Riehenring und die Anfänge der Brauerei Warteck auf altbasel.ch
- In-Ku Bulletin 49: Umnutzung Warteck Basel (PDF; 177 kB)
- Die Geschichte der Brauerei Warteck auf altbasel.ch
- Internetseite des Warteckmuseums
- Internetauftritt des Vereins Werkraum Warteck pp
- Bestand Brauerei zum Warteck im Schweizerischen Wirtschaftsarchiv
Einzelnachweise
- M. Nanni, Beitrag «Brauerei zum Warteck», publiziert in «Die Geschichte der Brauereien beider Basel und Rheinfeldens», Basel 2009
- R. Schiess, Kapitel «Die Zunfthäuser», publiziert in «Die Zunft- und Gesellschafthäuser der Stadt Basel», Basel 2001
- T. Lutz, Beitrag «Greifengasse ehemals 31 / alte 224, Zum Greifen», publiziert in «Kunstdenkmäler des Kantons Basel Stadt, Band 6 (Altstadt Kleinbasel)», Bern 2004
- 1855 nahm der Badische Bahnhof beim heutigen Messeplatz in einem Provisorium den Betrieb auf, 1859 starteten die Bauarbeiten zum definitiven Bahnhofsbau an diesem Ort, der 1862 eröffnet wurde.
- O. Birkner, H. Rebsamen, «Inventar der neueren Schweizer Architektur 1850-1920 - Basel», Zürich 1986
- G. A. Wanner, Abschnitt «Vom Brauersohn zum Warteck-Brauer», publiziert in «Hundert Jahre Brauerei zum Warteck AG vormals B. Füglistaller 1856–1956», Basel 1956
- G. A. Wanner, Abschnitt «Jahre des Wachstums», publiziert in «Hundert Jahre Brauerei zum Warteck AG vormals B. Füglistaller 1856–1956», Basel, 1956
- R. Anselmetti, Abschnitt «Baugeschichte», in «Erweitertes Inventar Riehenring 63-65 / Clarastrasse, Riehenring 67, 69, 71»
- O. Birkner, H. Rebsamen, «Inventar der neueren Schweizer Architektur 1850–1920 – Basel», Zürich 1986
- R. Anselmetti, Abschnitt «Baugeschichte», in «Erweitertes Inventar Riehenring 63–65 / Clarastrasse, Riehenring 67, 69, 71», Basel 2005
- M. Nanni, Beitrag «Brauerei zum Warteck», publiziert in «Die Geschichte der Brauereien beider Basel und Rheinfeldens», Basel 2009
- Kantonsblatt BS Nr. 12 vom 22. September 1860
- G. A. Wanner, Abschnitt «Aus den Anfängen des Warteck», publiziert in «Hundert Jahre Brauerei zum Warteck AG vormals B. Füglistaller 1856–1956», Basel 1956
- Internetauftritt des Vereins Werkraum Warteck pp
- www.warteckmuseum.ch