Wandeltal
Das Wandeltal (auch dänisch Wandel Dal, Wandeldal, Wandels Dal oder englisch Wandel Valley) ist ein genau in Ost-West-Richtung verlaufendes, etwa 70 Kilometer langes Tal im Süden der Halbinsel Pearyland in Nordgrönland. Das Tal liegt auf 82,25° nördlicher Breite und damit in einem der nördlichsten Gebiete der Erde. Das Tal wurde erstmals 1923 von dem dänischen Polarforscher Lauge Koch näher beschrieben. Auf Koch geht auch die Benennung des Tals nach dem dänischen Ozeanographen Carl Frederik Wandel zurück, der diese Region in den 1890er Jahren erforschte und nach dem auch die Wandelsee benannt ist.
Die Landschaft des Wandeltals
Ganz im Westen des Tals liegt auf 307 m Seehöhe der Aftenstjerne Sø („Abendsternsee“). Von dessen östlichem Ende fließt der Sydpas Elv („Südpass-Fluss“) durch das Tal, das in diesem Abschnitt auch Sydpasset heißt, bis zum westlichen Ende des Øvre Midsommer Sø („Oberer Mittsommersee“). Die Mündung liegt im Bereich einer kleinen Bucht namens Baggården („Hinterhof“). Von hier aus wird das Wandeldal 40 Kilometer weit durch den Oberen und Unteren Mittsommersee (Øvre und Nedre Midsommer Sø) geprägt. Die beiden Seen werden von einem kurzen Fluss namens Slusen („Verschluss“) verbunden. Vom östlichen Ende des Unteren Mittsommersees fließt der klare Mittsommerfluss (Midsommer Elv) bis zum Jørgen-Brønlund-Fjord. Nur in den unteren 15 Kilometern mischt sich das Flusswasser mit dem trüben Wasser des Itukkussuk-Flusses (Itukkussuk Elv), der Schmelzwasser vom Christian-Erichsen-Gletscher (Christian Erichsen Iskappe) heranführt. Vor seiner Mündung in das westliche Ende des Jørgen-Brønlund-Fjordes bildet der Mittsommerfluss ein ausgedehntes Delta.
Der Jørgen-Brønlund-Fjord bildet einen Nebenarm des Independence-Fjordes, der nach Nordosten in die Wandelsee ausläuft.
Klima und frühere Besiedelung
Das Wandeltal zeichnet sich durch ein vergleichsweise günstiges Mesoklima aus, weswegen es früher besiedelt war. Archäologische Untersuchungen haben eine Reihe von Hinterlassenschaften, darunter ganzjährig bewohnte Siedlungen der Independence-I-, Independence-II- und der Thule-Kultur nachgewiesen. Die menschliche Präsenz in dieser Region endete erst um das 15. Jahrhundert n. Chr., heute liegen die nördlichsten Siedlungen der Erde mehrere hundert Kilometer weiter südlich. Nach aktuellem Forschungsstand (2003) lassen sich im Wandeltal elf Fundplätze der Independence-I-Kultur nachweisen, einer der Independence-II-Kultur sowie nicht weniger als 14 Fundplätze der Thule-Kultur. Weitere neun Fundplätze sind bisher nicht datiert.
Literatur
- Bjarne Grønnow, Jens Fog Jensen: The Northernmost Ruins of the Globe. Eigil Knuth’s Archaeological Investigations in Peary Land and Adjacent Areas of High Arctic Greenland (= Man & Society. Band 29). Museum Tusculanums Forlag, Københavns Universitet, Kopenhagen 2003, ISBN 978-87-635-3065-1, Wandel Dal – a High Arctic Oasis, S. 56–119 (englisch, mtp.hum.ku.dk [PDF; abgerufen am 23. Dezember 2012]).