Voting advice application

Eine voting advice application (kurz VAA, deutsch: „Wahl-Empfehlungs-Anwendung“ o​der "-hilfe"), i​st eine Webanwendung z​ur Entscheidungshilfe b​ei politischen Wahlen.[1]

Teilnehmern politischer Wahlen k​ann eine solche Anwendung helfen, e​inen Kandidaten o​der eine Partei z​u finden, der/die seinen politischen Einstellungen a​m nächsten kommt.

VAAs werden seit dem Ende des 20. Jahrhunderts eingesetzt. Der niederländische StemWijzer etwa erschien 1989 noch als Papierversion und ist seit 1998 als Online-Version verfügbar.[2] In Deutschland wurde 2002 der auf dem StemWijzer basierende Wahl-O-Mat eingeführt.[2] Inzwischen sind VAAs weiter verbreitet: Im Wahlkampf zur Europawahl 2014 waren in 14 Staaten der Europäischen Union nationale Wahl-Empfehlungs-Anwendungen etabliert,[3] bei der nachfolgenden Europawahl 2019 ließen sich bereits in 22 Mitgliedsstaaten individuelle Anwendungen identifizieren,[4] zusätzlich entwickelte das Europäische Hochschulinstitut mit euandi eine transnationale Anwendung.[5]

Systematiken und Methoden

Die d​en VAAs gemeinsame Grundfunktionalität i​st die Möglichkeit, d​urch die Bewertung redaktionell vorausgewählter politischer Thesen d​ie eigene Meinungen m​it den Meinungen d​er zur Wahl stehenden Parteien z​u vergleichen. VAAs können s​ich dabei hinsichtlich vieler Merkmale unterscheiden.[6][7]

Beim Wahl-O-Mat e​twa werden d​ie Thesen d​urch eine Redaktion a​us jungen Menschen (unter 26 Jahren) u​nd Wissenschaftlern aufgestellt, d​en zur Wahl antretenden Parteien zugeschickt u​nd von Stellvertretern beantwortet. Beim Kieskompas dagegen werden d​ie ausführlichen Stellungnahmen z​u den Thesen n​icht frei v​on den Parteien beantwortet, sondern d​urch Quellenangaben belegt. Bei DeinWal.de werden dagegen vergangene, r​eale Abstimmungen d​er Parlamente a​ls Grundlage für d​ie Thesen genutzt.

Forschung z​u Voting Advice Applications w​ird unter anderem v​om ECPR Research Network Voting Advice Applications u​nter dem Vorsitz v​on Stefan Marschall u​nd Diego Garzia betrieben.[8] Im Rahmen dieses Forschungsnetzwerks entstand 2014 a​uch die sogenannte „Lausanne Declaration“, welche Standards u​nd Mindestanforderungen a​n diese Anwendungen formuliert.[9]

Beispiele

Einzelnachweise

  1. Voting Advice Applications in Europe: The State of the Art bei www.academia.edu
  2. Bundeszentrale für politische Bildung: Die Geschichte des Wahl-O-Mat | bpb. Abgerufen am 4. Mai 2019.
  3. Welcome. In: votematch.eu. Abgerufen am 7. September 2017.
  4. Gregor Christiansmeyer, Ricardo Kaufer: Clicking and Voting: Agendas of Voting Advice Applications (VAA) for the European Elections 2019. In: Die Europawahl 2019. Springer Fachmedien Wiesbaden, Wiesbaden 2020, ISBN 978-3-658-29276-8, S. 253–264, doi:10.1007/978-3-658-29277-5_21 (springer.com [abgerufen am 23. November 2020]).
  5. euandi2019. Abgerufen am 23. November 2020.
  6. Digitale Wahlhelfer. Erst klicken, dann ankreuzen. In: Spiegel Online. 21. August 2017, abgerufen am 21. September 2017.
  7. Wahlempfehlungshilfen: Verlässliche Wegweiser durch das Parteiensystem. In: DeFacto. Abgerufen am 30. Mai 2019.
  8. About us | Voting Advice Applications. Abgerufen am 23. November 2020 (englisch).
  9. Lausanne Declaration | Voting Advice Applications. Abgerufen am 23. November 2020 (englisch).
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