Von der Grasmetzen
Von der Grasmetzen ist eine Minnerede des schwäbischen Dichters Hermann von Sachsenheim. Das früher oft als anstößig empfundene Dialoggedicht in mittelhochdeutscher Sprache entstand um das Jahr 1450.[1] Das kleine Versepos ist in acht Sammelhandschriften überliefert und in zwei Sammeldrucken des 19. und 20. Jahrhunderts enthalten, eine neuhochdeutsche Übersetzung liegt nicht vor.
Übersicht
Ein alter Ritter trifft eine einfache Bauernmagd beim Grasschneiden („Grasmetze“) und versucht sie mit höfischem Gefasel zum Sex zu überlisten. Die schlagfertige junge Frau durchschaut sein Süßholzgeraspel und verweigert sich ihm. Nach einem langen und derben Wortgefecht überwältigt der Ritter sein Opfer, aber im entscheidenden Augenblick verlässt den Greis die Kraft, und er erntet Hohn und Spott von der Magd. Zu guter Letzt bekennt der alte „Minner“ vor dem Leser, dass ihn auch dieser Fehlschlag in Zukunft kaum vor seiner Torheit bewahren wird.
Inhalt
Hinweis: Zitatübersetzung und Verszählung nach dem mittelhochdeutschen Text in Handschrift B.
Ein alter Tor
Im Vorspann des Gedichts bezichtigt sich der Ich-Erzähler vor dem Leser offenherzig seiner jugendlichen Torheit. In einer Würfelspiel-Metapher gibt er sich als Spielernatur zu erkennen, doch wenn ihm Fortuna nicht hold ist, „so les' ich lieber in einem Psalter mit einem hübschen Nönnelein“.
Höfische Werbung
Schon seit einem Jahr hat der alte Ritter ein Auge geworfen auf eine schöne Dirn. Nun ist es Mai, und die Gelegenheit scheint günstig. Er geht „hin zu ihr in den Klee“ und grüßt „die minnigliche Magd“. Mit hochtrabendem höfischem Wortgeklingel bietet er ihr seine Dienste an, denn „du hast so gar nach Wunsch Gestalt“. Sie könne nicht verstehen, wie sie zu dieser Ehre komme, meint sie, er sei ihr völlig unbekannt.
Erst vor kurzem, hilft er ihr auf die Sprünge, in ihrer Base Haus beim Tanz, hätten sie sich getroffen. Jetzt erinnert sie sich, und vor allem, wie schrecklich ihr sein Anblick war: „Ich wähn’, keine Vogelscheuche auf dem Feld ward nie so hässlich als du bist.“
Geschockt beschwört er sie: „Mein Glück und Heil liegt ganz an dir, darum so tue Gnaden mir, tust du das nicht, so bin ich tot!“ Das sei ihr völlig einerlei, erwidert sie, „ich nähm einen Bauern in einer Joppe für dich in einem Samtrock!“ Der alte Ritter in seiner Selbstzufriedenheit fällt aus allen Wolken und denkt bei sich selbst: „Du rechter Holzbock, dass du so wohl gefällst mir und ich dir nicht, das nimmt mich Wunder.“
Fechtkampf
Nachdem ihn sein höfisches Gehabe nicht zum Ziel bringt, verlegt sich der abgewiesene Kavalier aufs Betteln – so empfindet es die Magd und empfiehlt ihm, sich zu diesem Zweck wie ein Krüppel vor die Kirchentür zu legen, von ihr jedenfalls habe er nichts zu erwarten, „denn hätte ich Pfeffers tausend Malter, ich gäb ein Körnlein nicht um dich!“
Der alte Ritter fleht erneut die Magd um ihre Huld an: „Herz, Sinn und Mut mir je und je nach dir ringt, wo ich auch bin.“ Sie erkundigt sich darauf hinterlistig, ob er mit dem Ringen einen Fechtkampf meine. Die einfache Bauernmagd offenbart sich nun als Kennerin der hohen Fechtkunst und bringt in den verbalen Schlagabtausch eine höhnische Metapher ein, mit der sie dem alten Ritter ihre Zweifel an seiner Manneskraft drastisch vor Augen führt.
Sie müsse sich schon wundern, bemerkt sie, ob denn ein alter Greis wie er das Schwert noch heben kann, und fürchten, sein „Fechtschwert sei zu krank“ und würde brechen, wenn „es am besten sei“. Worauf er beteuert: „Wiewohl ich lang gefochten hab, so ist mein Fechtschwert nicht entzwei.“ Nach ihrer Meinung, kontert sie, wäre es ein wahres Wunder, „wär dir dein Fechtschwert blieben ganz. Du hast gefochten so manchen Kampf, dass es dir billig verschlissen wär. Die sieben Hiebe sind dir zu schwer, vermöchst du drei, das tu mir kund!“
Des Ritters unverschämtes Ansinnen, für Liebesdienste bare Münze springen zu lassen („Mein Hort, ich gäb ein Pfund, dass du weißt recht den Willen mein“), weist die Magd empört zurück: „Das wollen wir gut lassen sein, an der Liebe litt der Kauf“.
Aristotelesritt
Nach getaner Schnitterarbeit beschwert sich die Grasmetze über ihren müden Rücken, und es entspinnt sich ein lustiges Geplänkel über den Ritt der Magd auf dem alten Ritter nach dem Vorbild von weiland Aristoteles und Phyllis (siehe Titelbild).
Grasmetze Was meinst du, ob ich auf dich lade meine Last und schick dich heim zum Haus? Ritter Willst du, ich richte deinen Rücken wohl und ziehe dir all dein Müdsein ab. Grasmetze Knie nieder, ich muss reiten dich! Ritter Was du begehrst, das will ich tun. Ich weiß wohl, dass eine Frau den weisen Aristoteles geritten hat. Wohl her, wohl her, willst auf mich sitzen. Ich trab und lauf so wie du willst.
Des Ritters schwülstige Versicherung, dass er das Bild ihrer schönen Gestalt in seinem Herzen trägt, provoziert die Magd zu einem ihrer vorsätzlichen Missverständnisse. In anzüglichen Worten meldet sie Zweifel an: „Nun bin ich doch kein Maler nicht, wie möcht ich denn mein Angesicht abbilden in dein Herz ohne Pinsel?“ Und zu guter Letzt gibt sie ihrem Reitpferd in spe den Laufpass: „Wohlauf, wohlauf, du alter Sabberer, ich mag nicht reiten graue Pferde!“
Mönch und Nonne
Da die Magd trotz gutem Zureden dem alten Ritter nicht zu Willen sein will, droht er, sie vor den geistlichen Rat zu zerren. Sie lässt sich nicht einschüchtern, denn ihre Beziehungen zum geistlichen Stand sind auch nicht ohne:
- „Ich weiß mir einen mit krausem Haar, der kann die rechten Buchstaben, der kann den Text und auch die Gloss,[2] wär ich eine Nonne im Kloster, ich wollt ihm helfen Metten singen, dass alle Glöcklein müssten klingen und die Ziegel wackeln auf dem Dach.“
Schimpf und Schande
Nun hat der alte Ritter das erfolglose Getändel satt. Er verkündet der Magd „ich muss versuchen etwas“ und greift ihr „nach einem Brüstlein“. Sie quittiert den Übergriff mit einem deftigen Vergleich: „Es ist nicht gut Rüben graben mit Kappenzipfeln.“ Er gibt ihr scheinbar recht und greift ihr frech nach der Scham. „Sie gumpet sehr und wehrt sich feste mit Fluchen, Schelten, wie sie konnt“, allein, nun dringt er mit der Zunge in sie ein, und sie, bezwungen durch seine rohe Gewalt, fleht ihn an, sie nur ja nicht zu verletzen.
Er wirft sie in den Klee und fällt über sie her, sie wehrt sich verzweifelt und „macht daraus ein groß Geschrei, als ein Dieb in einem Stall“. Er kommt nicht zum Zug und versagt jämmerlich, weil sein „Gerät“ ihm „nicht auf wollt stehen“.[3] Sie beschimpft den Versager nach allen Regeln der Kunst: „Du tust gleich als ein alter Gaul, der grimmt und doch nicht beißen will. Ich bück’ mich schier, hol dir den Blast, der hinten geht von meinen Pfiffen!“
Der alte Ritter schleicht gebeugt von hinnen „als ein Stummer“ und sieht ein: „So schenk ich leider nimmer Wein, er ist geraten mir zu Bier, ich bin ein altes Kameltier.“ Doch alle Selbsterkenntnis fruchtet nicht, und so verkündet er sein Fazit: „Wir alten Minner lassen nicht ab und dienen doch mit kranker Hab!“
Werk
Autor
Auf Hermann von Sachsenheim als Autor deuten zwei Zeugnisse:
- Die Handschrift H endet auf Blatt 151r mit sechs Versen, die in den übrigen Ausgaben fehlen und den Text Hermann von Sachsenheim zuweisen: „… Ein Ritter wohlgetan, Herr Hermann von Sachsenheim genannt, tat die Abenteuer uns bekannt …“[4]
- Handschrift D enthält in der von einem Schreiber hinzugefügten Überschrift den Namen des Autors: „Von der Gras Metzen Hermann von Sachsenhayn“.
Werktitel
Von den 8 überlieferten Handschriften sind 5 mit Werktiteln versehen. In den Handschriften D und H enthalten die Titel den Begriff Grasmetze, der sich auch in dem eingebürgerten Titel „Von der Grasmetzen“ wiederfindet, im Titel von Handschrift G ist der Begriff Grasmetze durch Grasmagd ersetzt (siehe Handschriften). In dem Werk selbst kommt der Begriff Grasmetze oder Grasmagd nicht vor. Wenn der Ich-Erzähler von der Grasmetze spricht, nennt er sie Dirn[5] oder zärtlich Dirnlein, und ihre Antworten auf seine Reden werden meist mit „sie sprach“ eingeleitet.
Eine Grasmetze war eine Grasschnitterin, eine Bauernmagd, die Gras schnitt. Das Wort Metze gehört zu dem Wortfeld Metzger, Messer und Steinmetz, in denen der Begriff des Schneidens mitschwingt. In Wörterbüchern des Mittelhochdeutschen finden sich zu dem Stichwort Metze die Erklärungen „mädchen niedern standes, oft mit dem nebenbegriffe der leichtfertigkeit“ und „ein sehr gewöhnlicher name namentlich für frauenzimmer geringern standes“.
Aus dem Werktitel ließe sich eine Anspielung ableiten auf Gräfin Mechthild von der Pfalz (Metze ist eine Koseform für Mechthild), der Hermann von Sachsenheim vielfältig verbunden war. Umstrittene Berichte über Mechthilds angebliche Sittenlosigkeit könnten die Kopisten der Handschriften zu einem unterschwelligen Fingerzeig auf die kursierenden schlüpfrigen Gerüchte veranlasst haben.[6]
Literaturgattung
Die Grasmetze wird der literarischen Gattung der Minnerede zugerechnet, sie ist ein „spruch“ (Gesprochenes, Rede), so wie es der Werktitel in Handschrift F nahelegt: „Ain spruch zu ver antwurtten“ (Eine Rede mit Antworten). Das Thema einer Minnerede als einer Unterart der höfischen Minnedichtung ist die weltliche, zwischengeschlechtliche Liebe. Minnereden bestehen aus Reimpaarversen und waren im Gegensatz zu den gesungenen Minneliedern für den gesprochenen Vortrag bestimmt. Der Ich-Erzähler wendet sich in seiner Rede an das Publikum und schildert (angeblich) selbsterlebte Ereignisse, im Fall der Grasmetze die Werbung eines Ritters um die Gunst einer Magd.[7]
Die Grasmetze trägt auch die Züge anderer literarischer Formen. Sie kann als Parodie eines Werbungsgesprächs aufgefasst werden,[8] da die herkömmlichen Minnereden derb und selbstironisch persifliert werden. Sie ähnelt einer Pastourelle, in der ein Ritter in freier Natur eine Hirtin trifft und die Begegnung mit der Hingabe des jungen Mädchens an den werbenden, höherstehenden Mann endet, oder auch nicht. Die Grasmetze erfüllt auch die Kriterien eines Schwanks, unter dem man meist ein volksnahes Zweipersonenstück mit überraschender Wendung versteht.
Form
Das Gedicht gehört mit 341 Versen zu den kleinen unter Hermanns Werken, die größeren umfassen rund 2000 bis 6000 Verse. Es besteht aus vierhebigen Reimpaarversen, das heißt die Verse reimen sich paarweise, ohne dass eine Stropheneinteilung stattfindet, und jeder Vers enthält vier betonte Silben. Hermann von Sachsenheim verwendet durchgehend die Reimpaarbrechung (auch: Reimbrechung), das heißt die Reimpaarwechsel fallen mitten in einen Satz, siehe auch Brechung (Verslehre).
In dem folgenden Beispiel (Vers 71–74) beendet die erste Hälfte von Satz 2 das Reimpaar a und die zweite Hälfte bildet den Anfang von Reimpaar b.
Satz | Mittelhochdeutsch | Neuhochdeutsch | Reim |
---|---|---|---|
1 | … gedacht ich mir in minem muot. | … Gedachte ich mir in meinem Mut. | a |
2 | mitzúchten sprach das dúrnlin guot: | Mit Züchten sprach das Dirnlein gut: | a |
2 | sammer der guot her Sant Lutz! | Beim guten Herrn Sankt Lutz! | b |
3 | ich wond, du werst ain faßnacht butz … | Ich wähnt’, du wärst ein Fastnachtsbutz … | b |
Das Gedicht beginnt mit einem kurzen Vorspann und endet mit einem kurzen Abgesang. In diesen Rahmen eingebettet ist der Dalog zwischen Ritter und Magd, eine Folge von 18 Wortwechseln aus Rede und Gegenrede der Kontrahenten, die typischerweise durch „ich sprach“ und „sie sprach“ eingeleitet werden.
Rezeption
Die Germanistin Ingeborg Glier hält die „Grasmetze“ nach der „Mörin“ für das am weitesten verbreitete Werk von Hermann von Sachsenheim, „denn wir kennen noch acht Handschriften von ihr“.[9] Da das Werk bis ins 19. Jahrhundert nur in Abschriften kursierte, lassen sich kaum Aussagen über seine Popularität in den vorangegangenen Jahrhunderten treffen. Auch sind aus der Zeit vor dem 19. Jahrhundert keine kritischen Besprechungen bekannt geworden.
Der Literaturhistoriker Karl Goedeke urteilte 1859 in der 1. Auflage seines „Grundriß zur Geschichte der deutschen Dichtung, Band 1“:[10]
- „Seine Dichtungen folgen der allegorischen Richtung der Zeit und beklagen den Verfall des ritterlichen Lebens, die Ausartung der Minne, die dem Gelde unterliege. Es mischt sich ein Humor ein, der manchmal grob ausartet und in der satirischen Gegenüberstellung der niedern Stände mit ihrer vermeinten Plumpheit gegen die nach alter ritterlicher Art gebildeten die Würde und Zucht verliert. Für die Geschichte der aufstrebenden städtischen Bildung sind die Dichtungen Hermans ebenso belehrend wie für die Ueberlebtheit des Rittertums, das hier völlig die Farben der Donquichoterie trägt. … Ein alter Graukopf erklärt mit den alten höfischen Redensarten von Gnadenhort, Secundill und dgl. einer Grasmagd seine Liebe, die einen Bauern in der Juppe lieber hat als ihn im seidnen Rock und seine verhimmelnden Zuckerworte mit groben Gemeinheiten abweist. Das ist der Witz dieses Jahrhunderts.“
Der Germanist Ernst Martin bezeichnete die Grasmetze 1878 als „unsaubere Geschichte“. Während sich Karl Goedeke 1859 noch vergleichsweise milde ausdrückte, schlug er 1884 in der 2. Auflage seines Standardwerks ebenfalls den prüden Ton des Deutschen Kaiserreichs an:[11]
- „In den meist satirisch gehaltnen Schwänken von ihm, Folz u. s. w. macht sich das völlig Gemeine mit unglaublichem Behagen breit. Der Bürgerstand der großen Städte und der Adel müßen eine Schamlosigkeit der Sitten geduldet und für unanstößig gehalten haben, von der man sich schwerlich einen Begriff macht, wenn man die Schwänke dieser Dichter nicht gelesen hat. Das Unflätigste, was eine verwilderte Phantasie erdenken mochte, wird mit den unflätigsten Worten und Bildern ausgeführt. Der Reiz, den die Schmutzdichter ihren Schwänken häufig dadurch zu geben suchen, daß sie dem Erzähler, in dessen Namen sie dichten, feine vornehme Rede geben, der andern Person, meistens einer Dirne des rohesten Schlages, den plumpsten Ausdruck gemeinster Vorstellungen in den Mund legen, mag für jene Tage ein wirklicher Reiz gewesen sein, gegenwärtig tritt daran die Gemeinheit der ganzen Dichtungsart nur um so widriger vor Augen.“
Der Mediävist Gustav Roethe („Wilhelminischer Großgermanist und Saubermann“)[12] unterzog 1890 die Grasmetze in der Allgemeinen Deutschen Biographie ebenfalls einer drastischen Kritik:[13]
- „Die rohe Erzählung von der Grasmetze … hat er erst als alter Mann verfaßt. Ein unschönes parodisches Motiv des absterbenden Minnesangs wird hier schmutzig breit getreten: unglückliche Werbung des höfisch gebildeten Ritters um eine niedre Dirne, die seine hochtrabenden minniglichen Liebesphrasen mit pöbelhaften Schmähreden beantwortet. … Er vergröbert das überkommne Motiv noch dadurch, daß er sich, den Werbenden, als alt und impotent schildert und die Werbung in einen Nothzuchtversuch gegen die schimpfende Grasmetze auslaufen läßt, der an der Unfähigkeit des Alters scheitert.“
Roethes Schimpfkanonade konterte 1981 der Germanist Dieter Welz:[14]
- „Die Schmutzempfindlichkeit, die sich in Roethes Ausführungen bekundet, verrät eine tiefsitzende Angst vor Unsauberkeit, die objektiv berechtigt ist. Sie hat nur mit Hermann von Sachsenheim herzlich wenig zu tun: der muß als x-beliebiger Sündenbock herhalten, an dem man sich die Hände abwischt, die man sich anderweitig und andernorts schmutzig gemacht hat. Mit anderen Worten: das vernichtende Urteil über Hermann von Sachsenheim wäre als Auswirkung eines Reinlichkeitsfimmels abzuschreiben, der eine von Korruptions- und Prostitutionsängsten geplagte Germanistik quält, die ihr liberales Erbe für ein kaiserliches Linsengericht verkauft hat oder verkauft zu haben meint. Anders gesagt: auf dieses Urteil ist nichts mehr zu geben. Man darf es übergehen.“
Ausgaben
Handschriften
Die Minnerede „Von der Grasmetzen“ ist in 8 Sammelhandschriften mit größtenteils geschlossener, reiner Minneredenüberlieferung enthalten, die mit den Buchstaben A–H bezeichnet werden.[15] In Handschrift D und H trägt die Minnerede den etablierten Titel „Von der Grasmetzen“, in E–G einen abweichenden Titel und in A–C keinen Titel. Keiner der Titel stammt von Hermann von Sachsenheim, sondern von den Schreibern der Handschriften.[16] Nach dem „Handbuch Minnereden“ lassen sich zwei Handschriftengruppen unterscheiden:[17]
- Die Handschriften A, B, F und H stimmen im Text weitgehend überein. H enthält zusätzlich 6 Schlussverse, die Hermanns Autorenschaft belegen.
- Die übrigen Handschriften „gehen in den Lesarten überwiegend zusammen. Die Wort- und Satzvarianten dieser Gruppe ergeben einen weniger verrätselten, verständlicheren Text.“
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#1 | #2 | Jahr | Bibliothek / Signatur | Titel |
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A | He3 | 1478 | Heidelberg, Universitätsbibliothek, Cpg 313 (Cod. Pal. germ. 313), online, Seite 454r-460r | – |
B | He9 | um 1450 | Heidelberg, Universitätsbibliothek, Cpg 355 (Cod. Pal. germ. 355), online, Seite 138v-145v | – |
C | St5 | 15. Jahrhundert 2. Hälfte | Stuttgart, Württembergische Landesbibliothek, Cod. poet. et philol. 4° 69 | – |
D | Pr2 | 1470/1471 | Prag, Nationalmuseum, Liederbuch der Clara Hätzlerin, X A 12, online, Seite 215r-219v | Von der Gras Metzen Hermann von Sachsenhayn |
E | Be20 | um 1495 | Berlin, Staatsbibliothek, Mgq 2370 (Ms. germ. quart. 2370), online[18] | Es wolt ein alter man gen buhlen gon[19] |
F | We1 | 1480–1490 | Weimar, Herzogin Anna Amalia-Bibliothek, Cod. O 145 (Cod. Oct 145), online, Seite 160v-173v | Ain spruch zu ver antwurtten[20] |
G | Be15 | 1470–1480 | Berlin, Staatsbibliothek, Mgq 719 (Ms. germ. quart. 719), online, Seite 196r-200v | Von dem alten ritter und der graß meyd |
H | Be19 | 1496 | Berlin, Staatsbibliothek, Mgq 1899 (Ms. germ. quart. 1899)[21] | Von der gras metzen |
Detaillierte Übersicht: Handschriftencensus.[22]
Druckausgaben
Das Werk ist in zwei gedruckten Sammeleditionen des 19. und 20. Jahrhunderts enthalten.
- Handschrift B: Gerhard Thiele (Herausgeber): Mittelhochdeutsche Minnereden, 2. Die Heidelberger Handschriften 313 und 355, die Berliner Handschrift Ms. Germ. Fol. 922. Dublin : Weidmann, 1967, Seite 100–106.
- Online mit Download: Digitales Mittelhochdeutsches Textarchiv.
- Online ohne Download, mit Verlinkung zur Handschrift: Bibliotheca Augustana.
- Handschrift D: Hermann von Sachsenheim: Von der Gras Metzen. Herman von Sachsenhayn. In: Carl Haltaus (Herausgeber): Liederbuch der Clara Hätzlerin. Aus der Handschrift des Böhmischen Museums in Prag. Mit Einleitung und Wörterbuch. Quedlinburg & Leipzig : Basse, 1840, Seite 279–283, online.
Übersetzungen
- Eine neuhochdeutsche Übersetzung liegt nicht vor.
- Auszugsweise Übersetzung: Anfangs- und Schlussverse 1–70 und 320–341 in #Finkele 2004, Seite 70–77.
- Ausführliche Inhaltsangabe: #Klingner 2013.1, Seite 368–369.
Literatur
- Ingeborg Glier: Artes amandi : Untersuchungen zu Geschichte, Überlieferung und Typologie der deutschen Minnereden. München : Beck, 1971, besonders Seite 328–334.
- Karl Goedeke: Grundriß zur Geschichte der deutschen Dichtung : aus den Quellen. 1. Band: [Das Mittelalter]. Dresden : Ehlermann, 1859, Seite 85–86, online.
- Karl Goedeke: Grundriß zur Geschichte der deutschen Dichtung : aus den Quellen. 1. Band: Das Mittelalter. 2., ganz neu bearbeitete Auflage. Dresden : Ehlermann, 1884, Seite 292–294, online.
- Dietrich Huschenbett: Hermann von Sachsenheim. In: Kurt Ruh (Herausgeberin): Die deutsche Literatur des Mittelalters – Verfasserlexikon, 3. [Ger - Hil]. Berlin : de Gruyter, 1981, Spalte 1091–1106.
- Dietrich Huschenbett: Hermann von Sachsenheim – Namen und Begriffe : Kommentar zum Verzeichnis aller Namen und ausgewählter Begriffe im Gesamtwerk. Würzburg : Königshausen & Neumann, 2007.
- Jacob Klingner; Ludger Lieb: Handbuch Minnereden, Band 1: [Repertorium]. Berlin : de Gruyter, 2013, Seite 367–369.
- Jacob Klingner; Ludger Lieb: Handbuch Minnereden, Band 2: [Verzeichnisse]. Berlin : de Gruyter, 2013.
- Ernst Martin (Herausgeber): Hermann von Sachsenheim. Stuttgart : Litterarischer Verein, 1878, online.
- Otto Neudeck: Erzählerische Selbstinszenierung zwischen Kultur und Natur. Zur immanenten Poetologie des Sexuellen in Hermanns von Sachsenheim Grasmetze. In: Alan Robertshaw (Herausgeber); Gerhard Wolf (Herausgeber): Natur und Kultur in der deutschen Literatur des Mittelalters. Colloquium Exeter 1997. Tübingen: Niemeyer, 1999, Seite 201–213.
- Gustav Roethe: Hermann von Sachsenheim. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 30, Duncker & Humblot, Leipzig 1890, S. 146–152.
- Dieter Welz: Die Grasmetze als Altmännerphantasie: Zu einer obszönen Minnerede des Hermann von Sachsenheim. In: Acta Germanica : German studies in Africa; Jahrbuch des Germanistenverbandes im südlichen Afrika, Jahrgang 14, 1981, Seite 51–81.
Weblinks
Fußnoten
- #Klingner 2013.1, Seite 367, #Huschenbett 1981, Spalte 1092.
- Der Kraushaarige ist ein schreibkundiger Mönch, der sich in der Heiligen Schrift und ihrem Kommentar (den Glossen) auskennt.
- Zitiert nach Handschrift D, die den Tatbestand klarer schildert als Handschrift B.
- Abschrift der Schlussverse in Handschrift H.
- Nicht in dem heutigen verächtlichen Sinn.
- #Welz 1981, Seite 72–73, #Huschenbett 2007, Seite 184–1855.
- #Klingner 2013.2, Seite 2–5.
- #Klingner 2013.1, Seite 367.
- #Glier 1971, Seite 328.
- #Goedeke 1859.
- #Goedeke 1884.
- #Welz 1981, Seite 51.
- #Roethe 1890, Seite 149–150.
- #Welz 1981, Seite 52.
- #Huschenbett 2007, Seite 123, Stichwort „Grasmetze“, #Klingner 2013.2, Seite 367–368, Handschriftencensus.
- #Huschenbett 2007, Seite 123.
- #Klingner 2013.2, Seite 367–368.
- Ehemals Lana, Familienarchiv der Grafen von Brandis, Cod. XXIII D 33.
- Etwa: „Es wollt ein alter Mann zum Buhlen gehn.“
- Etwa: „Eine Rede mit Antworten.“
- Ehemals Wemigerode, Gräfliche Stolbergische Bibliothek, Zb 15.
- Handschriftencensus.