Vom dicken fetten Pfannekuchen
Vom dicken fetten Pfannekuchen (ATU 2025, auch: Der dicke fette Pfannkuchen, De dicke fette Pannkoken oder Der dicke fette Pannekauken) ist ein Märchen, das in mehreren Sprachräumen Europas bekannt ist und Mitte des 19. Jahrhunderts in verschiedenen Märchensammlungen veröffentlicht wurde. Es handelt von einem lebendig gewordenen Pfannkuchen, der vor seinen Zubereitern in einen Wald entflieht und dort auf verschiedene Tiere trifft, die ihn fressen wollen. Bei jeder weiteren Begegnung mit einem anderen Tier zählt der Pfannkuchen diejenigen Lebewesen auf, die er bis dahin getroffen hatte.
Fassungen
Märchen und Sagen aus Hannover
1854 veröffentlichten Carl und Theodor Colshorn ihre Sammlung Märchen und Sagen aus Hannover. Das Buch enthält mit Vom dicken fetten Pfannekuchen eine aus Salzdahlum mündlich überlieferte Form des Märchens. Die wörtliche Rede des Textes ist in Plattdeutsch gehalten ("Dicke fette Pannekauken, blief stahn, eck will di fräten!"). Im Gegensatz zu den meisten anderen Versionen des Märchens wird der Pfannkuchen in Colshorns Überlieferung mit einem Paar Beinen dargestellt. Sie benutzen ein lautmalerisches „lief kanntapper, kanntapper“, um die Fortbewegungsform des Pfannkuchens mit einer Art Galopp aufzuzeigen. Als Köche beschreibt der Text „drei alte Weiber“. Häschen Wippsteert, Wulf Dicksteert, Zicke Langbart, Perd Plattfaut und Su Haff sind die Namen der dem Pfannkuchen jeweils begegneten Tiere. Am Ende der Erzählung trifft der Pfannkuchen auf drei hungrige Waisenkinder und lässt sich von ihnen essen.
Pannekaken
Peter Christen Asbjørnsen veröffentlichte Anfang der 1840er Jahre in Norwegen seine Märchensammlung Norske Folkeeventyr, die den Text Pannekaken enthält. Asbjørnsens Version beschreibt eine Mutter, die Pfannkuchen für ihre sieben Kinder backt. Durch einen Versprecher der Mutter wird der Pfannkuchen lebendig und rollt ("trillet og trillet") aus dem Haus. Das Märchen endet, indem ein Schwein das Vertrauen des Pfannkuchens erschleicht und ihn daraufhin frisst.
Kolobok
Alexander Nikolajewitsch Afanassjew veröffentlichte in seiner Sammlung Russische Volksmärchen ebenfalls einen ähnlichen Text. Die Hauptfigur wird hier jedoch von einem rollenden Kloß dargestellt, der den getroffenen Tieren nach Art eines Kettenmärchens (Bezeichnung für Märchen, die Motive oder Handlungsteile wiederholend aneinanderreihen, wodurch Episoden gebildet werden) jeweils ein Lied vorsingt. Auch diese Version endet mit einer List und der Kloß wird gefressen.[1]
In den anderen slawischen Sprachen erscheint der Name der Hauptfigur und Titel des Märchens anders. Kolobok (kyrillisch Колобок) ist eine Diminutivform des Kolob (kyrillisch Колоб), einer frittierten Brotsorte bekannt seit 1610.[2] In tschechischer Sprache heißt das Märchen O Koblížkovi mit der Hauptfigur Koblížek, einer Verkleinerungsform von den Pączki-ähnlichen Kobliha. In der slowakischen Sprache nennt sich das Märchen dann O Pampúchovi mit der Hauptfigur Pampúšik, einer Verkleinerungsform von Pampúch – über das ukrainische Pampuchki ist hier die Namensverwandtschaft zu Pączki sichtbar.
Kolobok-Smileys
Die traditionelle Darstellung in osteuropäischen Märchenbüchern als gelber Kloß mit Gesicht führte dazu, dass im Internet die bildliche Darstellung der Smileys als gelbes Gesicht häufig als Kolobok bezeichnet werden. In dieser internationalen Verwendung ist der Name Kolobok auch unveränderlich, während sonst der Hauptcharakter des osteuropäischen Märchens jeweils sprachlich angepasst erscheint.
Verwandte Märchen
Die Grundidee der Speise, die davonläuft, wurde im englischen Sprachraum in der Erzählung vom Gingerbread Man verarbeitet. Der Hauptcharakter ist hier ein Lebkuchenmännchen, und dieser Pfefferkuchenmann läuft davon.
Weblinks
- Vom dicken fetten Pfannekuchen (Text auf Projekt Gutenberg-DE)
- Vom dicken fetten Pfannekuchen (Text auf Zeno.org)
- Pannekaken (Projekt Runeberg)
Einzelnachweise
- Märchen Der Pfannkuchen (PDF; 27 kB) bei maerchenfrank.de
- Ivan Egorovich Zabelin: Домашний быт русских царей в XVI и XVII столетиях Domashniĭ byt russkikh t︠s︡areĭ v XVI i XVII stoletii︠a︡kh. Tranzitkniga, Moskau 2005, ISBN 5-9578-2773-8, S. 803 (russisch).