Virus D
Virus D ist eine überregional bekannte Deutschrockband, die 1983 gegründet wurde.
Bandgeschichte
Die Vorläufer: Moment mal und The Maries / Odessa
Virus D fand sich aus Mitgliedern zweier regional bekannter Bands zusammen. Zum einen war das die Band Moment mal aus Haltern am See. Von 1981 bis 1983 machten Moment mal konsequent eigene Musik mit deutschen Texten, was zu jener Zeit noch eher selten war. Es wurden zunächst Lieder aus der Feder von Sänger Torsten Schmidt († 10. September 2019), dem späteren Virus D-Sänger, zu eingängigen Rocksongs umgestaltet, zunehmend wurden neue Songs gemeinsam erarbeitet, die Texte kamen von Torsten. Torsten Schmidt hatte 1972 gemeinsam mit Christian Bollmann das Folk-Duo „Midnight Circus“ (Bacillus Records) gegründet. Dieses Konzept wurde bei Virus D konsequent fortgeführt und einige Stücke von Moment mal wurden so auch fester Bestandteil im Programm von Virus D. Der Gitarrist von Moment mal war Andreas Wessollek, ebenfalls Gründungsmitglied bei Virus D, weitere Mitglieder waren Andreas Wiethoff (Keyboards), Ralf Marmulla (Bass), Jürgen Serucnik (Schlagzeug). In der Heimatstadt Haltern am See ist vielen Moment mal in Erinnerung durch den lokalen Hit Rekumer Highway Blues.
The Maries wurden 1964 in einer Marler Gartenlaube von Gerd Leschny (Gitarre), Ludger Rose (Bass), Gerhard Jansen (Schlagzeug) und Wolfgang Werner (Rhythmus-Gitarre) gegründet. Programm war die Musik der Beatles, und The Maries schafften es bald, im ganzen Ruhrgebiet populär und in ganz Deutschland gebucht zu werden. Immer wieder traten Änderungen in der Besetzung ein, bis 1973 Bernd Feller den Schlagzeuger Reinold Brenner ersetzte, während Jürgen Wessollek am Bass in die Band einstieg. Beide waren später Gründungsmitglieder von Virus D. Doch nicht nur die Besetzung änderte sich. Auch das musikalische Programm wandelte sich und man spielte nun Rock-Musik von Deep Purple und Jimi Hendrix.
1975 beschloss man, sich vom mittlerweile verstaubten Beat-Image zu trennen. Odessa wurde geboren. Unter diesem Namen war die Band bis 1983 aktiv und in ganz Deutschland bekannt. Während seiner Bestehungszeit traten Jürgen Grundwald (Keyboards, Gitarre und Gesang) und Jürgen „Theo“ Furchow (Gesang) sowie Ullrich Genius (Keyboards) der Band bei. Anfang 1983 verließ Sänger Jürgen Fürchow die Band, um nach Australien auszuwandern.
Das Ende Odessas und damit der Anfang von Virus D läutete sich 1983 auf der „Kotten-Rock-Fete“ in Wulfen ein. Die Atmosphäre in der Band war nicht mehr die beste gewesen. Auf Grund der auch schon zuvor unharmonischen Auftritte beschloss die Band, ihr Ende zu besiegeln, wenn das nächste Konzert nicht besser laufen würde. Dies war nicht der Fall, und so trennte die Band sich von ihrem Sänger Gerd Leschny. Dafür kam Torsten Schmidt (Gitarre und Gesang) als Leadsänger in die Band. Noch bevor das Konzert zu Ende war, war Virus D geboren. Von alten Coverversionen wandte man sich rasch ab und konzentrierte sich nur noch auf eigene, deutschsprachige Kreationen.
Bundesrockpreis 1987
Im Jahr 1987 trat Virus D mit dem Lied Jetzt oder nie auf dem Bundesrockfestival in Hamburg auf – und wurde mit dem „1. Preis der Landesjury NRW als beste Rockband des Landes NRW im Deutschen Rockpreis 1987“ ausgezeichnet. Für diesen Preis war die Band damals gegen über 1000 Konkurrenten angetreten, dabei Bands wie Primavera, Dorian Gray und Double Q. Die mit dieser Auszeichnung einhergehende Bekanntschaft der Band führte zu zahlreichen Verträgen mit Filmgesellschaften. So leistete die Band unter anderem ihren Beitrag zu den WDR-Produktionen Das Büdchen und Der Todeskandidat.
Erst stirbt die Zeche
Virus D war als Band des Ruhrgebiets stark interessiert am Schicksal der „Kumpels“, die die Schließung der Zechen fürchten mussten. Sie entwickelte daher im Jahr 1989 die Rockrevue „Erst stirbt die Zeche – dann stirbt die Stadt“. Diese Revue wurde ein voller Erfolg und wurde in ganz Deutschland aufgeführt. Der Titel wurde zum Slogan der Bergleute und war unter anderem das Motto der Menschenkette im Ruhrgebiet von 1997, an der über 200.000 Menschen teilnahmen. Durch sein Engagement war Virus D von nun an Stammgast auf den Demos der verschiedenen Bergbauorganisationen. So zum Beispiel 1993 vor 100.000 Bergarbeitern in Bochum oder auf der „Kunst für Kohle – wir für Euch“ in den Westfalenhallen in Dortmund. 2012 wurde der Song „Erst stirbt die Zeche“ ins Liederbuch und Lexikon „Glück Auf!“ im Klartext Verlag aufgenommen. Hier sind die bekanntesten und beliebtesten Lieder des Ruhrgebiets versammelt (Eigenwerbung Klartext-Verlag). 2017 war Virus D Bestandteil der Ausstellung Rock & Pop im Ruhrpott auf Zeche Zollverein in Essen und in dem parallel erschienenen Buch mit gleichlautendem Titel. (Ruhr Museum / Klartext Verlag).
Das vorläufige Ende der Band
Durch ständige personelle Veränderungen zeichnete sich langsam das Ende der Band ab. Im Jahr 1997 starb der Bassist Jürgen Wessollek. Sein Platz wurde durch Andreas Mohr ersetzt, der die Band aber aus beruflichen Gründen bald wieder verlassen musste. Daher entschloss man sich schließlich schweren Herzens, das Projekt aufzugeben. Am 20. Januar 2001 fand daher im Gemeinschaftshaus Wulfen das Abschiedskonzert statt.
Nachfolgeprojekte
Die verbliebenen Musiker von Virus D versuchten gemeinsam mit Andreas Wiethoff ein neues Projekt auf die Beine zu stellen, was aber nicht gelang.
Bernd Feller und Andreas Wiethoff gründeten dann gemeinsam das Projekt Betaplan. Diesem Projekt fehlte es allerdings vor allem in seiner Anfangszeit an der nötigen Ernsthaftigkeit. Nachdem Gitarrist Andreas Wessollek die Band verlassen hatte und Uwe Brunn seinen Platz ersetzte, begann man, sich ernsthaft mit neuer Musik auseinanderzusetzen. Mittlerweile hatte auch Uwe Brunn die Band wieder verlassen und lebte bis 2016 in Rio de Janeiro. Parallel zu diesem Projekt waren Bernd Feller und Volker Krebs auch am Bluesprojekt MoreMoore beteiligt.
Torsten Schmidt, Leadsänger von Virus D war inzwischen der Unterhaltungsband Swinging Boys & One beigetreten und hat sie 2017 wieder verlassen. Sein neues Projekt nannte sich „Kraut & Rübe“ und stand für Karnevalsmusik. Kraut & Rübe waren seit 2016 regelmäßig in den WDR-Karnevalshows zu sehen und waren 2018 zum dritten Mal in Folge in den Charts des WDR-4-Jeck Duells zu hören. Kraut & Rübe haben sich 2020 endgültig aufgelöst.
Das Revival
Anlässlich der Schließung der letzten Zeche am Niederrhein wurde Virus-D von den Bergleuten gebeten, auf einer Großveranstaltung in Kamp-Lintfort ein einmaliges Konzert zu spielen. Die Musiker sagten spontan zu und nachdem darüber in allen wichtigen Zeitungen des Ruhrgebietes berichtet wurde, entschlossen sich die Musiker, Virus-D wieder zu beleben und neue Stücke zu schreiben. Virus-D 2012 sind die Ur-Viren Torsten Schmidt, Andreas Wessollek, Volker Krebs, Bernd Feller, Jörg Schwarz, Karsten Blechinger sowie der Neuzugang Dieter Beermann am Bass.
Mit dem so genannten „Konzert für Freunde“, einem Auftritt vor geladenen Gästen in Haltern Anfang 2014, eröffnete die Band eine Reihe von öffentlichen Konzerten mit alten und neuen Songs.
Im Jahre 2016 gab es einen weiteren Personalwechsel. Jörg Schwarz, Dieter Beermann und das langjährige Mitglied Volker Krebs verließen die Band und wurden ersetzt durch Andreas „Wietie“ Wiethoff an den Keyboards, Thomas Kersting am Bass und Uwe Brunn an der Gitarre. Uwe Brunn gehörte der Band bereits von 1995 bis 2001 an. Jörg Schwarz und Volker Krebs waren zeitweilig Mitglieder der Blues-Band Hilbert & Friends, einem Projekt des Udo-Lindenberg-Gitarristen Kieran Hilbert, sowie einer Session-Band um den Udo-Lindenberg-Bassisten Steffi Stephan. Thomas Kersting war Bassist der irischen "Dave McHugh Band" sowie der deutschen Formation "Bruce Force & Ignorance".
Aufgrund unterschiedlicher Vorstellungen über die weitere Entwicklung der Band verließ im Frühjahr 2018 der Keyboarder Andreas Wiethoff die Band und wurde durch Kalli Wälter, dem Pianisten der Münsteraner Band Blueshifters, ersetzt.
Auf Wunsch der Bergleute anlässlich der letzten Zechenschließungen im Jahr 2018 schrieb Virus-D einen neuen Song unter dem Titel „Der Bergbau geht, der Kumpel bleibt“. Dieses Lied stellte Virus-D erstmals auf den Ruhrfestspielen in Recklinghausen vor, wo auch eine größere Demonstration der Bergarbeiter stattfand.
Andreas Mohr, schon Ende der 1990er Jahre als Sänger und Bassist in der Band, stieß 2019 als Sänger und Perkussionist wieder dazu, gleichzeitig verließ Gründungsmitglied Andreas Wessollek die Band. Während Virus-D im Studio an einer neuen CD arbeitete, starb im September 2019 der Gründer, Sänger, Texter und Komponist der meisten Virus-D-Songs, Torsten Schmidt. Anfang 2022 befindet sich Virus-D wieder im Tonstudio von Thomas Erkelenz, um weiter an der CD "Neuland" zu arbeiten.
Diskografie
Jahr | Album |
---|---|
1987 | LP-Sampler „Deutscher Rockpreis '87“ |
1988 | Single „Morgen ist ein neuer Tag“ |
1990 | CD „Erst stirbt die Zeche“ |
1993 | CD „Treibsand“ |
1999 | CD „Spurensicherung“ |
2020 | EP „Neuland“ |
2021 | Sampler „German Swag“ |
Alle Tonträger sind digital bei Bellaphon records GmbH in Frankfurt verlegt.
Im Juni 2020 erschien die EP „Neuland“ im Verlag der Bellaphon. Im Titelsong wurden Gesangsfragmente des verstorbenen Sängers Torsten Schmidt eingearbeitet.
Literatur
- Liederbuch Ruhr Glück Auf -Lieder und Lexikon- von Fank Baier / Jochen Wiegandt (Herausgeber), Klartext Verlag.
- Rock und Pop im Pott -60 Jahre Musik im Ruhrgebiet- von Heinrich Theodor Grütter, Klartext Verlag.