Viroconium
Viroconium oder Viroconium Cornoviorum war eine römische Stadt in Britannien. Sie war der Hauptort der civitas Cornoviorum (Kornen). Der antike Ort ist nicht überbaut und zum Teil ausgegraben. Er liegt bei dem heutigen Dorf Wroxeter in Shropshire, England, nach dem die antike Stadt auch oft bezeichnet wird.
Geschichte
Um 45 n. Chr. wurde ungefähr 300 m südlich der späteren Stadt ein Kohortenlager errichtet, in dem Thraker untergebracht waren. Um 60 n. Chr. wurde ein Legionslager an der Stelle der späteren Stadt erbaut, in dem die Legio XIIII Gemina untergebracht wurde. Um 67 wurde sie von der Legio XX Valeria Victrix abgelöst. Diese zog am Ende des ersten Jahrhunderts ab und der Ort entwickelte sich zu einer Stadt. Die Siedlung war zunächst eher klein, wurde aber um das Jahr 120 ausgebaut. Sie erhielt einen regelmäßigen, schachbrettartigen Stadtplan. Im Westen der Stadt wurde eine Insula von einem Forum eingenommen. Es bestand aus einem großen freien Platz, der mit Kolonnaden geschmückt war. Im Westen, an einer der Kurzseiten des Baues, gab es eine Basilika. Sie war 52 Meter lang mit einem 11,6 breiten Mittel- und 4,6 m breiten Seitenschiffen. An der Westseite befanden sich sechs oder sieben Räume. Als die Basilika in der Mitte des zweiten Jahrhunderts niederbrannte, wurde der Inhalt des nördlichsten Raumes nicht gerettet. Es fanden sich Eisenschlösser und Eisenteile von Truhen, ein Tintenfass, drei trajanische Münzen und eine Entlassungsurkunde vom 14. April 135, die einem Hilfstruppensoldaten gehörte. Offensichtlich war dies das Büro eines Beamten, in dem Urkunden der Civitas verwaltet wurden. Weitere Räume befanden sich an der Ostseite der Basilika. Das Forum stand an der Stelle eines unfertigen Badehauses. Es brannte zwischen 165 und 185 nieder, wurde aber wieder aufgebaut.
Neben dem Forum stand ein Tempel im klassischen Stil. Er hatte sechs Säulen an der Front und lag innerhalb eines ca. 17 × 33 m großen Bezirkes.
In der benachbarten Insula gab es einen großen Badekomplex. Der Hauptbau war 73 × 19,8 m groß. Im Norden gab es eine Palästra, die anscheinend ein Dach hatte. Es gibt Anzeichen, dass diese später als Markthalle benutzt wurde. Bei den Ausgrabungen fanden sich Gewichte. Das Bad war einst reich ausgestattet und es gibt sogar Belege für Wandmosaike. Teile der Mauern stehen heute noch.
Die Stadt erhielt Wasser über einen Aquädukt, der von Osten kam und Wasser aus dem Bell Brook nahm. Es handelte sich um einen offenen Kanal, der ca. einen Kilometer lang war.
Nur wenig ist von der einstigen Wohnbebauung bekannt. Diese Bauten sind meist nur von Luftfotografien bekannt. Demnach gab es aber eine ganze Reihe von groß angelegten Stadtvillen. Auch zwei Tempel sind nur von Luftfotografien bekannt. Die Stadt hatte eine Mauer, die sie umgab. Es handelte sich zunächst um Erdwälle, die am Ende des zweiten Jahrhunderts aufgeschüttet wurden. Später wurde darauf eine Steinmauer errichtet.
Die Stadt wurde zu Beginn des achten Jahrhunderts friedlich aufgegeben und verfiel.
Literatur
Überblickswerke
- John Wacher: The Towns of Roman Britain. Routledge, London/New York 1997, ISBN 0-415-17041-9, S. 362–377.
Ausgrabungsberichte
- Philip Barker u. a.: The Baths Basilica Wroxeter. Excavations 1966–90 (= Archaeological Report. Band 8). English Heritage, London 1997, ISBN 1-85074-528-5 (Digitalisat).
- John Chadderton (Hrsg.), Graham Webster: The Legionary Fortress at Wroxeter. Excavations by Graham Webster, 1955–85 (= Archaeological Report. Band 19). English Heritage, London 2002, ISBN 1-85074-685-0 (Digitalisat).
- Peter Ellis (Hrsg.): The Roman Baths and Macellum at Wroxeter. Excavations by Graham Webster, 1955–85 (= Archaeological Report. Band 9). English Heritage, London 2000, ISBN 1-85074-606-0 (Digitalisat).