Villa Merian
Die Villa Merian steht mit ihrem englischen Garten auf dem Hochplateau des Merianparks im Erholungsgebiet Brüglinger Ebene in Münchenstein bei Basel. Heute befindet sich darin das Café Merian.
Geschichte
Im Jahre 1711 wurde das Herrenhaus oberhalb der Teichanlage im Stile eines alten barocken Landschlösschens im Auftrag von Alexander Löffler erbaut. Der zweigeschossige Bau war von einem Walmdach bedeckt und vor der Nordfassade lag ein Hofplatz, im Süden befand sich ein Baumgarten. Auf der Westseite waren ein Abortturm und ein Gärtnerhaus. Auf der Rückseite war ein polygonaler Treppenturm angebaut.
1801 wurde das Haus im Stile des Frühklassizismus umgebaut. Treppen- und Abortturm wurden entfernt. Die Treppe wurde ins Innere des Hauses verlegt. Eine Gartenhalle mit einer Laube darüber wurde auf der Rückseite gebaut. Vor den Eingang wurde ein Säulenportikus gesetzt und über dem alten Dachstuhl wurde ein Attikageschoss eingezogen und aufgesetzt. Ungefähr zehn Jahre später wurde das Anwesen von Christoph Merian-Hoffmann erworben und im Jahre 1824 erhielt sein Sohn Christoph Merian das Hofgut Brüglingen als Hochzeitsgeschenk. Die Villa Merian wurde als Sommersitz genutzt.
Im Unteren Brüglingen steht eine Baugruppe mit einer Mühle aus dem 15. Jahrhundert, auf der anderen Seite des Teichs ein Pächterhaus aus dem 16. Jahrhundert und ein Gärtnerhaus (1824).
1837 erstellte der Architekt Melchior Berri im Auftrag von Christoph Merian nördlich des Herrschaftshauses, im Vorder-Brüglingen, ein Pächterhaus und ein Ökonomiegebäude. Das Hochplateau bot ein ideales Gelände für die englische Gartenanlage. An der südlichen Gartenfront der Villa Merian beginnt die Parklandschaft, welche sich bis in die Neue Welt erstreckt.
In den Jahren 1858/59 liess Christoph Merian die Villa im Stile des Second Empire umbauen. Der Basler Architekt Johann Jakob Stehlin der Jüngere wurde mit dem Umbau der Villa beauftragt. Der vom Architekten vorgeschlagene Neubau wurde verworfen, und man beschränkte sich auf einen Umbau. Der alte Mauernkern wurde mit Verputz, Stuck und Gusseisen ummantelt. Das Erdgeschoss wurde mit Quaderimitationen verkleidet und die Fenster im Obergeschoss mit Akroterien versehen. Gesimsbänder unterteilten die Geschosse und flache Lisenen fassten die Ecken ein. Anstelle des zurückgesetzten Attikageschosses entstand eine fassadenbündige Attika mit einem flachen Walmdach. Auf dem First entstand ein Glockentürmchen im Neurokokostil. Der Portikus vor dem Eingang wurde durch einen zweigeschossigen, gusseisernen Pavillon ersetzt, welcher als Vordach sowie als Balkon dient. Auf der Rückseite, zum Garten hin, wurde anstelle der Laube ein dreiachsiger gusseiserner Mittelteil mit einer offenen Halle, welche mit Kunstmarmor verkleidet worden ist, errichtet. Eine neue, elegantere Treppe mit kunstvollen gusseisernen Stäben wurde im Inneren erstellt, aber die Raumeinteilung blieb nahezu unverändert.
Christoph Merian starb zwar 1858 während des Umbaus, aber die Villa wurde durch die Witwe Margaretha Merian-Burckhardt trotzdem weiterhin als Sommersitz genutzt. Nach ihrem Tod am 3. Mai 1886 wurde die Christoph Merian Stiftung rechtskräftig und übernahm Brüglingen mit den fünf Pachthöfen (Singerhof, St. Jakob, Ziegelhütte, Unter- und Vorder-Brüglingen).[1]
1889 zog eine Rekonvaleszenzstation des Bürgerspitals Basel in die Villa und daraus wurde ein Erholungsheim für rekonvaleszente Frauen.
Gegenwart
Im Jahre 1967 fiel der Entschluss, die Villa und den dazugehörigen Merian Parks der Stadt Basel (für die Dauer von 100 Jahren unentgeltlich) zur Schaffung eines Botanischen Gartens zur Verfügung zu stellen.
Im Gebiet Brüglingen fand im Jahr 1980 die Grün 80 statt, die 2. Schweizerische Ausstellung für Garten- und Landschaftsbau. Die Überreste der damaligen Anlage dienen jetzt als beliebtes Naherholungsgebiet. Hier im neu gestalteten Merian Park befindet sich der Botanische Garten Brüglingen. Die 135000 m2 grosse Gartenanlage ist Lebensraum für Pflanzen und haust eine grosse botanische Sammlungen und Arzneipflanzen-Garten. Zudem bietet das Gebiet Spielplätze für Kinder sowie einen Erholungsraum für Erwachsene. Am St. Alban-Teich steht eine spätgotische Mühle, jetzt als Mühlemuseum Brüglingen eingerichtet, und auf der Anhöhe die Stallungen, welche von 1981 bis 2016 eine bedeutende Kutschen- und Schlittensammlung des Historischen Museums Basel beherbergten. Die stattliche Scheune brannte 1905 ab und wurde 1906 wieder aufgebaut.
Im Hinblick auf die "Grün 80" erfolgte während der Jahre 1977 und 1978 der Ausbau des Cafés Merian. Seitdem ist wieder umgebaut und renoviert worden. Die gusseisernen Veranden auf den beiden Seiten der Villa wurden zwar entfernt, aber auf die Instandstellung der übrigen gusseisernen Bauteile sowie der Innenausstattung wurde viel Wert gelegt. Im Untergeschoss wurden diverse Abbrucharbeiten vorgenommen, um neue WC-Anlagen im Café einzubauen. Zusätzlich erhielt der vorher ungenutzte Gewölbekeller eine neue räumliche Qualität, welche verschiedene Nutzungen ermöglicht. Die bemalten und stuckierten Decken mit vergoldeten Verzierungen, die bemalten Boiserien, die Decken- und Supraportenmedaillons sowie die Parkettböden wurden gänzlich restauriert.
Der zuvor abgebaute (aber immer noch vorhandene) klassizistische Turmofen wurde wieder im Salon aufgestellt. Im Entrée sowie in der Gartenhalle und im unveränderten ersten Obergeschoss wurden der Boden sowie die Wand- und Deckenflächen wieder instand gesetzt. Im Dachgeschoss wurden die bestehenden Wände und Einbauten abgebrochen und ausgebaut, das Dach völlig neu isoliert und die Dachflächenfenster ersetzt. Drei Seminarräume wurden im Dachgeschoss eingerichtet. Diese Räume sind durch eine zentrale Zone voneinander getrennt. In dieser Zone wurden eine WC-Anlage, eine Garderobe und ein kleiner Lagerraum eingerichtet.
Literatur
- Hans Rudolf Heyer: Brüglingen (Schweizerische Kunstführer). Bern 1977.
- Rudolf Suter: Die Christoph Merian Stiftung. Basel 1986.
- Gustaf Adolf Wanner: Christoph Merian. Basel 1958.
Einzelnachweise
- Kunstführer Brüglingen: Die Merian-Villa