Christoph Merian Stiftung
Die Christoph Merian Stiftung (bis 1972 Chr. Merian’sche Stiftung, Kürzel CMS) ist eine gemeinnützige Stiftung mit Sitz und Tätigkeit in Basel. Sie umfasst ein breites Tätigkeitsspektrum. Der Stiftungszweck ist gemäss Stiftertestament von 1857 die «Linderung der Noth und des Unglückes». Das 2015 verabschiedete Leitbild[1] baut auf dem Swiss Foundation Code[2] auf. Es berücksichtigt die Grundsätze der Nachhaltigkeit mit den Schlüsselbegriffen gesellschaftliche Verantwortung, Ökonomie und Ökologie. Die Rechnungslegung erfolgt gemäss dem Rechnungslegungsstandard Swiss GAAP FER 21.
Christoph Merian Stiftung | |
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Rechtsform | öffentlich-rechtliche Stiftung |
Gründung | 3. Mai 1886 |
Zweck | Linderung der Not und des Unglückes, sowie (...) Förderung des Wohles der Menschen und zur Erleichterung der jeweiligen Durchführung der unserm städtischen Gemeinwesen obliegenden notwendigen, oder allgemeinnützlichen und zweckmässigen Einrichtungen überhaupt |
Vorsitz | Lukas Faesch (Präsident der Stiftungskommission) |
Geschäftsführung | Beat von Wartburg (Direktor) |
Gründung und Stiftungsziel
Die Stiftung wurde von Christoph Merian (1800–1858) in seinem Testament vom 26. März 1857 durch eine Schenkung an die Stadt Basel gegründet. Sie trat juristisch erstmals 1864 durch einen Grundbucheintrag in Erscheinung und nahm nach dem Tod von Margaretha Merian (1806–1886), der Witwe, am 3. Mai 1886 ihre Tätigkeit auf. Das Testament Christoph Merians bestimmt in den Paragraphen 26 und 27, dass bei Erhaltung des Kapitals der Stiftungsertrag zur «Linderung der Noth und des Unglückes», zur «Förderung des Wohles der Menschen» und für die «Durchführung der unserem städtischen Gemeinwesen obliegenden oder allgemeinnützlichen und zweckmässigen Einrichtungen» zu verwenden sei.[3]
Tätigkeit
Die Tätigkeit ist testamentsgemäss auf die Stadt Basel begrenzt. Die Stiftung beschränkte sich anfänglich darauf, öffentliche Bauvorhaben und die sozialen Institutionen der Basler Bürgergemeinde rein finanziell zu unterstützen, begann aber von 1952 an, mit ihren Geldern auch Alterssiedlungen oder Grossüberbauungen zu realisieren. Seit den 1980er Jahren hat sie ihr Wirkungsspektrum stark ausgedehnt. Sie ist (Stand: 2020) in den Bereichen
- Natur
- Soziales
- Kultur
- Lebensraum Stadt (neu eingeführt 2020)
tätig und unterstützt mit Förderbeiträgen Projekte Dritter. Die Stiftung sprach 2019 für ihr ordentliches Förderprogramm (170 Projekte) Beträge in der Höhe von rund 17 Millionen Franken aus. Die Erwirtschaftung der Gelder erfolgt durch Mietliegenschaften, Baurechte und Finanzanlagen. Die Bilanzsumme beträgt zusammen mit ihrer Dachstiftung rund 1.6 Milliarden Franken (Stand 2020, gemäss den schweizerischen Fachempfehlungen zur Rechnungslegung) und besteht aus rund 900 ha Land (z. B. Brüglingen, Löwenburg oder Dreispitz), rund 300 Grundstücken im Baurecht und rund 3000 Mietobjekten sowie aus einem Wertschriftenportefeuille.
Die Stiftung kooperiert mit Partnern im In- und Ausland (z. B. im Künstleraustausch Atelier Mondial) und führt operativ auch mehrere selbständige und unselbständige Stiftungen (z. B. das Cartoonmuseum Basel). Die Verwaltung und Betreuung der Zustiftungen, Schenkungen und Legate erfolgt über eine Dachstiftung.
Gesetzliche Grundlage und administrative Struktur
Die öffentlich-rechtliche Stiftung ist selbständig, untersteht allerdings der Aufsicht der Bürgergemeinde der Stadt Basel. Die Förderschwerpunkte samt Budgets der Stiftung müssen in Form von zwei separaten Vierjahresprogrammen durch die zwei zuständigen politischen Gremien (Bürgergemeinderat der Stadt Basel und Regierungsrat des Kantons Basel-Stadt) genehmigt werden. Für die strategische Leitung der Stiftung ist die Stiftungskommission zuständig (gewählt von der Bürgergemeinde), den Vorsitz über die operative Leitung (Geschäftsleitung) hat der Direktor (bis 1975 Verwalter genannt).
Mit dem kontinuierlichen Ausbau der Stiftungsaktivität ergab sich die Notwendigkeit, den Personalbestand von drei Personen im Jahr 1886 zu vergrössern und die Tätigkeitsbereiche zu untergliedern. 1958 wurde eine eigene landwirtschaftliche Leitung eingerichtet, 1966 eine Liegenschaftsverwaltung, 1974 eine Bauverwaltung und 1985 das Ressort Städtische Aufgaben. Die aktuelle Gliederung (Stand 2020) mit den Abteilungen Direktion, Finanzen und Liegenschaften sowie den drei Förderabteilungen Natur, Soziales und Kultur geht auf das Jahr 2018 zurück. Zur Abteilung Natur gehört der 2018 übernommene Betrieb der Merian Gärten AG in Brüglingen, zur Abteilung Kultur der Betrieb des stiftungseigenen Christoph Merian Verlag, des Cartoonmuseum Basel und des Künstlerprogramms Atelier Mondial. Die Stiftung beschäftigt (Stand 2020) über hundert Personen und führt mehrere Stellen zur Berufsausbildung.
Dachstiftung der Christoph Merian Stiftung
Zur Verwaltung und Betreuung der rund dreissig unselbständigen Stiftungen (Zustiftungen und Fonds) sowie von selbständigen privatrechtlichen Stiftungen wurde 2018 die Dachstiftung der Christoph Merian Stiftung (DS-CMS) gegründet. Der Stiftungszweck entspricht demjenigen der Christoph Merian Stiftung. Im Weiteren bezweckt die Dachstiftung die Förderung von Organisationen, Werken und Projekten in gemeinnützigen Bereichen und die nachhaltige Entwicklung der Zivilgesellschaft. Der Wirkungskreis der Dachstiftung ist im Gegensatz zur Christoph Merian Stiftung nicht auf die Stadt Basel beschränkt, sondern umfasst die trinationale Region Basel. Stiftungsrat und Geschäftsleitung sind mit denjenigen der Christoph Merian Stiftung identisch. Die Dachstiftung ist Mitglied bei Swissfoundations und Dachstiftungen Schweiz.[4][5][6]
Literatur
- Gustaf Adolf Wanner: Christoph Merian 1800–1858. Schwabe, Basel u. a. 1958.
- Rudolf Suter: Die Christoph Merian Stiftung 1886–1986. Christoph-Merian-Verlag, Basel 1985 (ISBN 3-85616-025-6).
- Robert Labhardt: Kapital und Moral. Christoph Merian – Eine Biografie. Christoph Merian Verlag, Basel 2011 (ISBN 978-3-85616-525-3).
- Jörg Becher: Soziokulturelles Wurzelgeflecht. In: Basler Stadtbuch 2011, S. 64–70.
- Christian Felber: Hans Meier. In: Basler Stadtbuch 2003, S. 63–66.
- Felix Moppert: Andreas Linn. In: Basler Stadtbuch 2002, S. 119–120.
- Beat von Wartburg: Andreas Linn, Direktor der Christoph Merian Stiftung 1980–1994. In: Basler Stadtbuch 1994, S. 83-84.
- 125 Jahre Christoph Merian Stiftung, 2011.
Einzelnachweise
- Leitbild der Christoph Merian Stiftung, 2015.
- Swiss Foundation Code, 2015.
- Zitiert nach: Rudolf Suter: Die Christoph Merian Stiftung 1886–1986. Basel 1985, S. 29–33.
- Christoph Merian Stiftung: Die Dachstiftung der Christoph Merian Stiftung
- Swissfoundations: Dachstiftung der Christoph Merian Stiftung
- Dachstiftungen Schweiz: Dachstiftung der Christoph Merian Stiftung