Villa Gans (Kronberg)
Die Villa Gans ist ein unter Denkmalschutz stehendes großbürgerliches Wohnhaus in Kronberg im Taunus (Falkensteiner Straße 19).
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Geschichte
Clara Gans, genannt „Lala“, ließ 1929 bis 1931 von dem Architekten Peter Behrens ein Landhaus an der Falkensteiner Straße am Rand von Kronberg errichten. Clara Gans (1881–1959) war die ledig gebliebene Tochter von insgesamt fünf Töchtern des Frankfurter Industriellen Adolf Gans (1842–1912), der ein Bruder des Frankfurter Ehrenbürgers Dr. Leopold Gans war.
Der Vordertaunus war um die Jahrhundertwende bevorzugter Wohnsitz wohlhabender Frankfurter Bürger. So hatten dort auch weitere Mitglieder der Familie Gans Villen errichten lassen: 1910–12 erbaute der Vater die Villa Gans (Königstein), heute der Verwaltungssitz der Deutschen Rentenversicherung Hessen, und dessen Bruder Ludwig Wilhelm Gans ließ 1909 vom Architekten Otto Bäppler eine Villa Gans in Oberursel errichten (siehe: Villa Gans (Oberursel)).
Peter Behrens erarbeitete insgesamt 7 Entwürfe unterschiedlicher Stilrichtungen. Clara Gans entschied sich für einen modernen Flachdachbau. Das Gebäude ist in verschieden hohe kubische Baukörper gegliedert und bot Platz für Clara Gans und bis zu 8 Dienstboten. Das Haus steht auf einem 13.000 m² großen Hanggrundstück. Für die Verblendung der Fassade wurde Kalksandstein aus einem Steinbruch in Freyburg an der Unstrut verwendet, für die Gartenmauern Bruchsteine aus der unmittelbaren Umgebung.
Aufwendig und auf dem neuesten technischen Stand war die Inneneinrichtung. Fußböden und Wandbekleidung waren aus Edelhölzern. Die Wohnzimmerwand war mit Pergament aus Ziegenhaut bespannt. Ein elektrisch versenkbares Schiebefenster wurde in zeitgenössischen Schriften hervorgehoben.
Judenverfolgung in der Zeit des Nationalsozialismus
Auch wenn Clara Gans protestantischer Konfession war, galt sie in der Rassenideologie der Nationalsozialisten als Jüdin, da auch ihre Eltern als Juden galten, obschon sie zum Protestantismus konvertierten. Während der Novemberpogrome 1938 blieb die Villa Gans von Übergriffen verschont. Allerdings erfolgte zehn Tage später ein Überfall von Nationalsozialisten, die Feuer legten und das wertvolle Rosenholzzimmer (das Esszimmer) im Wert von 30.000 Reichsmark (in heutiger Kaufkraft 135.750 Euro) zerstörten. Die Freiwillige Feuerwehr Kronberg griff ein und verhinderte größere Schäden. Clara Gans wanderte aufgrund dieses Überfalls in die Schweiz aus, wo sie bis zu ihrem Tod 1959 in Dornach bei Basel lebte. Das wertvolle Inventar nahm sie mit. Sie kehrte niemals in dieses Haus zurück.
Das Haus wurde vom Staat übernommen, restauriert – allerdings nicht in den ursprünglichen Zustand versetzt – und an einen Frankfurter Industriellen vermietet.
Nach dem Zweiten Weltkrieg
Am 22. April 1945 wurde das Gelände von den amerikanischen Militärbehörden beschlagnahmt. Nach der Freigabe wurde es 1950 an einen Privatmann verkauft, der das Objekt aufgrund der hohen Kosten allerdings nicht halten konnte. Von 1957 bis 1967 lebte der spätere Komponist Hans Zimmer in der Villa Gans.[1]
Nachdem mehrere Versuche, das Haus zu verkaufen, gescheitert waren, stand es ab 1969 leer und verfiel. Spekulationen mit dem Ziel, das Haus abzureißen und das Grundstück als Baugrundstück zu nutzen, endeten, als das Haus 1974 unter Denkmalschutz gestellt wurde. Nach umfangreichen Sanierungsarbeiten wird es heute privat als Dreifamilienhaus genutzt.
Literatur
- Ingrid Berg: Villa Gans, Kronberg – ein Spätwerk von Peter Behrens; in: Ingrid Berg (Hrsg.): Heimat Hochtaunus, 1988, ISBN 3-7829-0375-7, S. 411–414
- Angela von Gans, Monika Groening: Die Familie Gans 1350 - 1963; Verlag Regionalkultur, 2006, ISBN 3-89735-486-1
Weblinks
Einzelnachweise
- Taunus Zeitung: Er vertont die Tagesschau | Taunus Zeitung. (taunus-zeitung.de [abgerufen am 3. April 2017]).