Veyhl
Die Veyhl GmbH in Zwerenberg im Schwarzwald stellt Metallkomponenten für Möbel, insbesondere Büromöbel, her. Die Produktpalette reicht von einfachen Beschlägen bis hin zu kompletten Untergestellen für höhenverstellbare Tische. Zu den Kunden gehören aber auch Hersteller von Regalsystemen oder mobilen Trennwänden. Das Unternehmen wurde 1951 gegründet.
Geschichte
Die Anfänge
Veyhl wurde 1951 von Hugo und Gertrud Veyhl gegründet. Sie begannen ihre Tätigkeit mit zwei Mitarbeitern in einer ehemaligen Flakhalle in Zwerenberg im Schwarzwald. Ihre Produktpalette umfasste alle Bereiche der Metallverarbeitung wie Einkaufs-, Flaschen- und Nähkörbe aus Metall, Bettgestelle oder Hula-Hoop-Reifen. Seit 1960 konzentrierte sich Veyhl auf die Fertigung von Metallzubehör für den Wohn- und Bürobedarf. 1963 verstarb Hugo Veyhl. Das Unternehmen wurde von seiner Frau Gertrud und seinem Sohn Wolf, damals 21 Jahre alt, weitergeführt.[1]
Expansion
1965 bis 1971 wurde der Standort in Zwerenberg ausgebaut. Es entstanden neue Gebäude für eine Nasslackierung, Versand und Montage sowie eine neue Fertigungshalle mit 900 m². Dazu kamen eine Galvanikanlage, eine Schleiferei sowie ein neues Bürogebäude. Die Firmierung wurde in Gertrud Veyhl Metallbau GmbH geändert.
Seit 1971 übernahm der Sohn Wolf Veyhl im Alter von 29 Jahren verstärkt unternehmerische Verantwortung. Das Unternehmen wurde in die Veyhl Produktion KG gewandelt, in der er persönlich haftender Gesellschafter und Geschäftsführer wurde. Gertrud und Wolf Veyhl waren an dieser Gesellschaft mit jeweils 50 % beteiligt. Das Unternehmen beschäftigte jetzt 120 Arbeitnehmer.
Im Jahre 1980 wurde ein Mitarbeiter-Beteiligungs-Modell eingeführt. Die Arbeitnehmer konnten sich als stille Gesellschafter am Unternehmen beteiligen. Damit sollten auch die Arbeitnehmer verstärkt in die Verantwortung gezogen und am Erfolg beteiligt werden.[1]
Zweigwerke
Um den französischen Markt zu erschließen, wurde 1984 in Vendenheim ein Zweigwerk in der Rechtsform der Veyhl Sàrl errichtet, das 1987 nach Bischwiller verlegt wurde. Es diente vor allem der Produktion von Stellwänden und Tischgestellen für das Mutterhaus aber auch direkt für den französischen Markt. Es beschäftigte bis zu 70 Arbeitnehmer.
1992 wurde die Thur Metall AG in Engwilen in der Schweiz im Rahmen einer übertragenden Sanierung von der Paul Zöllig AG übernommen. Dort wurden Betriebs- und Lagereinrichtungen hergestellt. Darüber hinaus arbeitete Thur Metall AG als Zulieferer für Veyhl. Das Unternehmen beschäftigte bis zu 50 Arbeitnehmer.[1]
Der Niedergang
Am 6. März 2000 starb Wolf Veyhl und wurde zu gleichen Teilen von seiner Frau Eva Veyhl-Seeger und seinen drei Töchtern, Luzia, Tina und Ute beerbt. Diese waren nicht mehr in der Geschäftsführung vertreten.
Die neuen Geschäftsführer Dietmar Nägele und Peter Beek waren mit massiven Umsatzrückgängen im Büromöbelmarkt konfrontiert, der bis zum Jahre 2004 auf rund 50 % anwuchs.[2] Dies führte zu massiven Verlusten. Eine Kostenanpassung an die sinkenden Umsätze erfolgte nicht und die Ergebnisse wurden zusätzlich noch durch Verlustübernahmen von den Tochtergesellschaften in der Schweiz und Frankreich belastet.[1]
Die Insolvenz
Ende 2003 versuchte die Familie nochmals gegenzusteuern. Als neuer Geschäftsführer wurde Gernot Schäfenacker bestellt. Er konnte nur die drohende Zahlungsunfähigkeit feststellen. Am 3. März 2004 beantragte er beim Amtsgericht Tübingen die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens. Das Unternehmen sollte mit einem Insolvenzplan in einem Insolvenzverfahren saniert werden. Das Gericht bestellte den Stuttgarter Rechtsanwalt Volker Grub zum Insolvenzverwalter. Die Veyhl GmbH beschäftigte zu diesem Zeitpunkt 228 Arbeitnehmer und 23 Auszubildende, Thur Metall AG 56 Arbeitnehmer und Veyhl Sàrl, Frankreich, 64 Arbeitnehmer. Im Jahre 2003 erzielte Veyhl GmbH bei einem ausgeglichenen Ergebnis einen Umsatz von 25,8 Mio. €. In den Jahren 2001 und 2002 jedoch Verluste von jeweils 1,4 Mio. € ausgewiesen. Auch die beiden Gesellschaften in der Schweiz und Frankreich waren defizitär.[3]
Sanierungsmaßnahmen
Der Insolvenzverwalter erarbeitete zusammen mit der Unternehmensberatung Budde + Berger, Beilstein, ein Sanierungskonzept, das einen Personalabbau von 69 Arbeitnehmern und eine Verlagerung der lohnintensiven Produktion nach Polen vorsah. Die Tochtergesellschaften in Frankreich und der Schweiz wurden aufgegeben. Der Insolvenzverwalter gründete die Veyhl Polska sp.zo.o. in Walce in Polen und mietete dort Produktionsräume an. Noch im Mai 2003 wurden 7 Leiharbeitskräfte aus Polen eingestellt, die am Standort in Zwerenberg eingearbeitet wurden.
Die Schweizer Thur Metall AG wurde entschuldet und im Wege eines Management-Buy-outs an das Schweizer Management übertragen. Veyhl Sàrl wurde als nicht sanierungsfähig angesehen. Das Unternehmen stellte bereits am 29. März 2004 beim Tribunal in Straßburg einen Insolvenzantrag. Als Insolvenzverwalter wurde Claude M. Weil aus Schiltigheim bestellt, der die Liquidation des Unternehmens vollzog.[4]
Übernahme durch Zechbau Holding GmbH
Schon im März 2004 interessierte sich die Zechbau Holding GmbH, Bremen, für eine Übernahme des Betriebes. Zu Zechbau gehörten unter anderem ein unmittelbarer Wettbewerber von Veyhl, die Firma OMT Ölschläger Metalltechnik GmbH, Hoya. Die Bedenken, der Standort Hoya könnte zum Nachteil von Zwerenberg bevorteilt werden, konnten zerstreut werden. Zech forderte sowohl einen Personalabbau als auch die Erhöhung der Arbeitszeit von 35 auf 42 Stunden ohne Lohnausgleich sowie einen Wegfall von Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Die Verhandlungen, die Zechbau und der Insolvenzverwalter mit Betriebsrat und IG Metall führten, waren erfolgreich, weil es auch ein Ziel war, Arbeitsplätze in der wirtschaftlich schwachen Schwarzwaldregion zu halten. Auch zur Beendigung von 56 Arbeitsverhältnissen erteilte der Betriebsrat seine Zustimmung. Im Gegenzug verpflichtete sich Zech mit IG Metall einen Anerkennungstarifvertrag zu unterzeichnen.[4] In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung fand sich daraufhin eine Karikatur, die darstellt, wie die Vorstände von DGB, Verdi und IG Metall die damals noch fest gemeißelte 40-Stundenwoche beerdigen.[5]
Auf dieser Basis schloss der Insolvenzverwalter bereits am 3. Juni 2004 mit Zech einen Kaufvertrag ab, der die Übernahme des Betriebs im Rahmen eines Asset-Deals vorsah. Zech gründete dafür eine neue Veyhl GmbH. Der Name der insolventen Veyhl GmbH wurde in Veyhl Abwicklungs GmbH geändert. Damit konnte die Übernahme vollzogen. 202 Arbeitnehmer sowie die neu errichtete Veyhl Polska sp.zo.o. wurden von Zech übernommen.[6][7]
Heute
Veyhl ist heute erfolgreich am Markt tätig und gehört weiterhin zur Unternehmensgruppe von Kurt Zech, Bremen. Veyhl erzielte unter dem Geschäftsführer Gerhard Wahl im Jahre 1921 mit rund 400 Arbeitnehmern einen Umsatz von geschätzt 60 Mio. €.[8]
Einzelnachweise
- Volker Grub: Insolvenzbericht im Insolvenzverfahren der Veyhl GmbH vom 14. Juni 2004, Wirtschaftsarchiv Baden-Württemberg, Y 517
- Sebastian Bernklau: Schäfenäcker: „Zerschlagung der Firma ist kein Thema“, Schwarzwälder Bote, Freudenstadt vom 10. März 2004
- Veyhl stellt Insolvenzantrag, Stuttgarter Zeitung vom 9. März 2004
- Volker Grub: Schlussbericht im Insolvenzverfahren der Veyhl GmbH vom 23. August 2006, Wirtschaftsarchiv Baden-Württemberg, Y 517
- Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 3. Juli 2004
- Volker Grub findet Käufer für Veyhl, Stuttgarter Zeitung vom 16. Juni 2004
- Zech-Gruppe kauft Veyhl auf, Schwarzwälder Bote, Calw vom 16. Juni 2004
- Veyhl GmbH (Neuweiler): Umsatz, Mitarbeiterzahl - Die Deutsche Wirtschaft. Abgerufen am 25. Februar 2022 (deutsch).