Verein Frauenwohl

Der Verein Frauenwohl w​urde 1888 erstmals i​n Berlin v​on Minna Cauer gegründet, m​it dem Ziel, d​ie Entstehung gleichnamiger Vereine i​n Danzig, Königsberg, Frankfurt a. Oder, Breslau, Bonn, Bromberg, Rudolstadt u​nd schließlich a​uch in Hamburg z​u fördern. Damit sollten d​ie grundlegenden Forderungen n​ach Gleichberechtigung d​er Frauen a​uf allen Gebieten vorangetrieben werden.[1]

In Hamburg w​urde der Verein Ende 1895 gegründet u​nd der Sitz befand sich, w​ie von v​ier weiteren Vereinen, i​m von Lida Gustava Heymann gegründeten Frauenzentrum i​n der Paulstraße 9 i​n Hamburg. Als Gründerinnen traten u​nter anderem Lida Gustava Heymann u​nd insbesondere Minna Cauer i​n den Vordergrund.[2]

Die Inhalte des Vereins überschnitten sich zwar mit jenen der Ortsgruppe des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins (in Leipzig gegründet 1865), in der Arbeitsweise und im politischen Vorangehen gab es große Unterschiede: „Im Verein Frauenwohl gab es niemals vorsichtige Wenns und Abers, es wurde niemals gefragt, ob jenes oder dieses Anstoß bei den Behörden oder in den vornehmen Hamburger Kreisen und Familien hervorrufen würde. Der Verein Frauenwohl erhob mit unverhüllter Sachlichkeit Protest gegen alles, was ihm ungerecht erschien, er kritisierte es auf öffentlichen Versammlungen und in der Presse, er stellte seine Forderungen auf und schloss keine Kompromisse“.[3]

Forderungen des Vereins

  • Einheitliches Vereinsgesetz für ganz Deutschland
  • Anstellung von Ärztinnen an Schulen, bei der Krankenkasse, der Sittenpolizei, im Gefängnis
  • Eine völlige Umgestaltung des Gefängniswesens[4]
  • Gründliche Reform des Mädchenschulwesens
  • Ausdehnung der Erwerbstätigkeit von Frauen, insbesondere von neuen Berufsarten wissenschaftlicher und gewerblicher Natur[5]

Aktivitäten

  • Abhaltung von Versammlungen und Diskussionen zu tagespolitischen Themen
  • Kurse über Bürgerkunde, Verfassung, Vormundschaft, politische Parteien
  • Gefangene wurden besucht und im Anschluss an ihre Haftstrafen wurden sie sozial aufgefangen[5]

Gründung einer Reformschule für Mädchen

Während vom Verein Frauenwohl die Reformschule begründet wurde, initiierte der Hamburger Allgemeine Deutsche Frauenverein Gymnasialkurse für Mädchen, die bereits in anderen Städten auf Bestrebungen von Helene Lange durchgeführt wurden. Doch während hierbei den Mädchen auf schnellstem Weg die notwendigen Kenntnisse für das Abitur „eingetrichtert“ wurden, sollte sich die Reformschule an folgenden Kriterien orientieren: Mädchen sollte die Erreichung der Universitätsreife ermöglicht werden, die Schule sollte auf dem Prinzip der Koedukation basieren und die „vollwertige menschliche Entwicklung der Kinder“ stand im Mittelpunkt. Die Lehrpläne wurden in hohem Maße von Anita Augspurg und Käthe Schirmacher erstellt und als inoffizielle Leiterin fungierte die Pädagogin Else Pfleiderer. Während allerdings die Gymnasialkurse sogar den Ersten Weltkrieg überdauerten, wurde die Reformschule 1905 aufgrund großen Widerstands wieder geschlossen.[6]

Das Motto d​er Abschlussfeier lautete: „Der Mensch i​st verehrungswürdig, d​er den Posten, w​o er steht, g​anz ausfüllt. Sei d​er Wirkungskreis n​och so klein, e​r ist i​n seiner Art groß“ (Twellmann zitiert n​ach Schiller).

Literatur

  • Margit Twellmann (Hrsg.): Erlebtes, Erschautes: Deutsche Frauen kämpfen für Freiheit, Recht und Frieden; 1850–1940. Lida Gustava Heymann und Anita Augspurg, 1941. Helmer Verlag, Frankfurt a. M. 1992, ISBN 3-927164-43-7
  • Minna Cauer: 25 Jahre Verein Frauenwohl Groß-Berlin, Loewenthal [Druck], Berlin 1913, Digitale Version

Einzelnachweise

  1. vgl. Twellmann, S. 101
  2. vgl. Twellmann, S. 68 / 101
  3. Heymann in Twellmann, S. 69
  4. Vgl. Twellmann, S. 69
  5. vgl. Twellmann, S. 101
  6. vgl. Twellmann, S. 69ff.
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