Verallgemeinerter Logarithmus

Als verallgemeinerter Logarithmus u​nd verallgemeinerte Exponentialfunktion werden spezielle Funktionen bezeichnet, welche ähnliche Wachstumseigenschaften u​nd Beziehungen zueinander h​aben wie Logarithmus u​nd Exponentialfunktion u​nd über bestimmte Funktionalgleichungen iterativ v​on einem Intervall a​uf der reellen Achse ausgehend definiert werden.

Eingeführt wurden s​ie 1986 d​urch Charles William Clenshaw, Daniel W. Lozier, Frank W. J. Olver u​nd Peter R. Turner, w​enn es a​uch Vorgänger i​n der Literatur gibt. Die Hauptanwendung i​st in d​er Gleitkomma-Arithmetik.

Definition

Eine verallgemeinerte Exponentialfunktion erfüllt folgende d​rei Bedingungen:[1][2][3]

, für
ist streng monoton steigend für

Dabei ist wie üblich die gewöhnliche Exponentialfunktion (und ist im Folgenden der natürliche Logarithmus, die Eulersche Zahl).

ist streng monoton zunehmend von zu wenn von bis zunimmt und besitzt damit eine Inverse auf , den zugehörigen verallgemeinerten Logarithmus .

Für den verallgemeinerten Logarithmus gilt:

, für
ist streng monoton steigend für

Die Werte an den ganzzahligen Stellen sind gleich: , , usw. Wie bei der Gammafunktion kann die vollständige Funktion aus den Werten an den ganzzahligen Stellen konstruiert werden.

Die Lösung ist aber nicht eindeutig, sondern hängt von der Wahl des Wachstums im Interval ab. Die einfachste Wahl besteht darin, dass man vorgibt:

im Intervall .

Das entspricht a​uch der hauptsächlichen Anwendungen i​n der Gleitkommaarithmetik (siehe unten). Dann folgt:

, für
, für

und allgemein nach -facher Iteration:

, für

Analog für d​en Logarithmus:

, für
, für
, für

und allgemein nach -facher Iteration (mit der -fachen Iteration des gewöhnlichen Logarithmus):

, für

und ein , dass durch bestimmt ist.

Die erste Ableitung von ist stetig bei , die zweite Ableitung hat einen Sprung von auf (entsprechend an den anderen ganzzahligen Stellen).

Anwendung

Die Funktionen finden Anwendung in einer Darstellung reeller Zahlen für die Präzisionsarithmetik im Computer, die als Level-Index-Arithmetik (LI) bezeichnet wird und von Clenshaw und Olver 1984 eingeführt wurde.[4] In der Gleitkommaarithmetik muss ein Kompromiss zwischen Präzision und der Möglichkeit der Darstellung sehr großer Zahlen gefunden werden. In der LI werden Zahlen durch Iteration der Exponentialfunktion dargestellt, wobei der Iterationsgrad als Stufe (Level) bezeichnet wird.

Der Exponent ist der Index. Beispiel: : wird dargestellt als

.

Literatur

  • C. W. Clenshaw, D. W. Lozier, F. W. J. Olver, P. R. Turner: Generalized exponential and logarithmic functions. In: Computers & Mathematics with Applications. Band 12, Nr. 5–6, 1986, S. 1091–1101, doi:10.1016/0898-1221(86)90233-6.
  • C. W. Clenshaw, F. W. J. Olver, P. R. Turner: Level-index arithmetic: An introductory survey, in: Turner (Hrsg.), Numerical Analysis and Parallel Processing. Lecture Notes in Mathematics. 1397, 1989, S. 95–168.
  • Hellmuth Kneser: Reelle analytische Lösungen der Gleichung und verwandter Funktionalgleichungen. In: J. Reine Angew. Math. Band 187, 1950, ISSN 0075-4102, S. 56–67 (uni-goettingen.de).

Einzelnachweise

  1. Generalized Logarithms and Exponentials. Abgerufen am 6. Juni 2018 (englisch).
  2. Peter Walker: Infinitely Differentiable Generalized Logarithmic and Exponential Functions. In: Mathematics of Computation. Band 54, Nr. 196, 1991, S. 723733 (eretrandre.org [PDF]).
  3. Clenshaw u. a., Computers & Mathematics with Applications, Band 12, 1986, S. 1091
  4. Clenshaw, Olver, Beyond floating point arithmetic, Journal of the Association for Computing Machinery, Band 31, 1984, S. 319–328
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