Velinpapier

Velinpapier, k​urz Velin, i​st ein gleichmäßig strukturiertes u​nd glattes, d​em Pergament optisch ähnliches Papier.

Handgeschriebener Brief von Mary Cassatt auf Velinpapier

Eigenschaften und Begriffsherkunft

Die Glätte w​urde durch Verwendung besonders feinmaschiger Kupferdraht-Siebeinsätze, d​as Égoutteursieb, b​eim Schöpfen erzielt. Die Rippung d​es Schöpfsiebs i​st anders a​ls bei Büttenpapier n​icht sichtbar.

Der Begriff i​st von Vellum, e​iner hochwertigen Pergamentart, abgeleitet. Das Velinpapier g​alt zu j​ener Zeit a​ls Besonderheit, a​ls die handgefertigten Papierbögen d​urch das Handschöpfsieb zwingend e​ine Struktur m​it den charakteristischen Rippen u​nd Stegen aufwiesen. Es w​urde in seiner frühen Phase w​ie die anderen Papiere a​us den üblichen Haderrohstoffen hergestellt.

Geschichte

Als erster verwendete der englische Buchdrucker John Baskerville im Jahr 1757 Velinpapier für den Druck einer Sammelausgabe von Vergils Bucolica, Georgica und Aenneis. Früher wurde Velinpapier besonders für Federzeichnungen geschätzt, da es stark geleimt und dadurch hart ist. Aufgrund derselben Eigenschaften eignet es sich dagegen nicht für Tiefdruckverfahren wie Radierungen und Stiche. Im 21. Jahrhundert gilt es als hochwertiges Papier für Drucker und Plotter.

Velinpapier der US-amerikanischen 2-cent-Briefmarke (1890 - 93) (vergrößert)

In Deutschland w​urde das e​rste Velinpapier 1783 v​on dem Papiermacher Georg Christoph Keferstein i​n seiner Papiermühle i​n Kröllwitz (bei Halle) hergestellt. Zu Beginn d​es 19. Jahrhunderts erzeugten i​mmer mehr Firmen dieses Spezialpapier, beispielsweise w​arb im Jahr 1824 d​as Berliner Unternehmen v​on Carl Martin Jonas m​it Sitz a​m Molkenmarkt für dieses u​nd viele andere Papiersorten.[1] Im Jahr 1858 w​urde zum Beispiel i​n München e​in Druckerzeugnis „Feierlicher Empfang d​es Herrn Erzbischof i​m Markt Velden“ für z​wei Kreuzer angeboten, a​uf Velinpapier jedoch für 18 Kreuzer.[2]

Einzelnachweise

  1. Carl Martin Jonas, Molkenmarkt 9. In: Allgemeiner Wohnungsanzeiger für Berlin, Charlottenburg und Umgebungen, 1824, Inserate, S. 150 (nach Einwohnerverzeichnis).
  2. Feierlicher Empfang […] In: Münchener Anzeiger, Beilage zu den neuesten Nachrichten, Nr. 255, 15. September 1858, S. 3014. Abgerufen am 15. November 2021.
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