Vajravarahi

Vajravarahi (Sanskrit: Vajravârâhî; tibetisch: rdo rje phag mo (Dorje Phagmo); „Diamantsau“) ist eine tantrische Gottheit des Vajrayana. Sie gilt als eine besondere Erscheinungsform von Vajrayogini und hat insbesondere in der Kagyü-Schule große Bedeutung. In den Blauen Annalen (Ausgabe Roerich, 1949–1953, p. 390) wird festgestellt, dass die meisten tibetischen Yogis in die Praxis der Vajravârâhî und ihrer sechs Texte, das heißt Yogas, eingeweiht seien. Sie erscheint als Sambhogakaya-Form in roter Farbe und hält das für Dakinis übliche Haumesser in der Rechten, eine Schädelschale in der Linken, in der Armbeuge hält sie einen mit einem Dorje gekrönten tantrischen Stab. Aus dem Scheitel ihres Kopfes erscheint der für Vajravarahi typische Schweinekopf. Die Dakini Dorje Phagmo war im vierten Jahrhundert Ausgangspunkt für die Übertragung des Chakrasamvara-Tantra (tib. Khorlo Demchog).

„Vajravarahi Mandala“ (Tibet, 19. Jh.)

Chakrasamvara u​nd Vajravarahi werden a​ls Buddhas angesehen, d​ie ein Yab-Yum Paar bilden.[1]

Den Gelug-Meistern u​nd einigen Kagyü-Meistern zufolge lässt s​ich das Anuttarayoga-Tantra[2] i​n zwei Unterteilungen gliedern: d​as Vater-Tantra (tib. pha-rgyud) u​nd das Mutter-Tantra (tib. ma-rgyud). Sowohl Chakrasamvara (tib. ‘Khor-lo bde-mchog) a​ls auch Hevajra (tib. Kyai rdo-rje) u​nd Vajrayogini (tib. rDo-rje rnal-‘ byor-ma) gehören demnach z​u den Mutter-Tantras.[3]

Im nichttantrischen Buddhismus i​st ein Schwein Bestandteil d​es innersten Zentrums d​es Lebensrades, w​o es Verblendung bzw. Unwissenheit symbolisiert.

Nach Jonathan Landaw/Andy Weber entspricht d​ie Tatsache, d​ass Vajravarahis Kopf manchmal m​it einem Schweinekopf geschmückt ist, e​inem charakteristischen Grundzug i​n der Bildwelt d​es Vajrayana: d​ie Eigenschaften, d​ie durch e​ine bestimmte Gottheit überwunden werden, erscheinen symbolisch a​ls Attribute dieser Gottheit.[4]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. bei Berzin Anuttarayoga-Tantra geschrieben
  2. Bindende Praktiken im Mutter-Tantra Alexander Berzin, August 1997, Übersetzung ins Deutsche: Christian Dräger
  3. Bilder des Erwachens. Tibetische Kunst als innere Erfahrung. Diamantverlag, 2000, S. 172, 173, ISBN 3980579816
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