Urosepsis
Urosepsis ist eine akute Infektion mit Bakterien aus dem Urogenitaltrakt. Diese treten von den Harnwegen über in die Blutbahn und verursachen dann die Sepsis („Blutvergiftung“). Bakterienprodukte, die sogenannten Toxine (bei grampositiven Bakterien), oder tote Bakterien (bei gramnegativen Bakterien) verursachen Schäden an der Gefäßhaut (Endothel), schlagen die Blutgefäße leck und verursachen häufig einen endotoxinbedingten septischen Schock.
Klassifikation nach ICD-10 | |
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N39.0[1] | Harnwegsinfektion, Lokalisation nicht näher bezeichnet |
A41.9[1] | Sepsis, nicht näher bezeichnet |
ICD-10 online (WHO-Version 2019) |
Ursachen und Krankheitsverlauf
Die Urosepsis hat oft eine zu Grunde liegende Ursache (z. B. ein Abflusshindernis), wie die Prostatahyperplasie, Nierensteine, bösartige Tumoren oder auch angeborene Fehlbildungen (z. B. Strikturen). Die dadurch entstehende Rückstauung von Harn in die Nieren ermöglicht den Übertritt von Erregern aus dem Urogenitaltrakt in die Blutbahn. Auch Zystennieren, Schwangerschaft, Zuckerkrankheit und Urin-Dauerkatheter gehören zu den prädisponierenden Faktoren.
Symptome sind immer, die mit einer Entzündung verbundene Erhöhung der Körpertemperatur, manchmal aber auch eine Hypothermie. Zusätzlich beobachtet man ein Ansteigen der Herz- und Atemfrequenz (Tachykardie und Tachypnoe) bis zur Hyperventilation. Verbunden sind damit die Veränderungen im Blutbild, bedingt durch die Entzündung und Auffälligkeiten bei der Diurese. Bei schwerem Verlauf kann es zum Nierenversagen kommen, begleitet von Unruhe, Desorientiertheit bis zum Delirium[2].
Die Urosepsis ist ein komplexes, schweres Krankheitsbild, das unbehandelt innerhalb einiger Stunden bis Tage zum Tode führen kann. Laut Campbell’s Urology 2002 haben Studien gezeigt, dass dieses Syndrom ohne Schock eine Letalität von 13 % aufweist, die Sepsis mit Schock eine Letalität von 28 % und ein Schock nach der Sepsis gar eine Letalität von 43 % hat.
Therapie
Ursächliche Therapie
Je nach Krankheitsursache sind Operationen am Harntrakt zur Reduktion der Erregerkonzentration notwendig: Harnleiterschienen bei Harnstau, Abszessdrainage bei Nierenabszessen oder Harnblasenkatheter bei Harnverhalt.[3]
Antibiotika
Zur Wahl stehen unter anderem[4] Cephalosporine der Gruppe 3a/b eventuell in Kombination mit einem Aminoglykosid oder alternativ Fluorchinolone mit hoher Urinausscheidung, Carbapeneme oder Acylaminopenicilline mit einem Beta-Lactamase-Inhibitor. Wichtig ist der Erregernachweis mit anschließendem Antibiogramm, so dass die Therapie zielgerichtet erfolgen kann. Gerade E. coli hat häufig ungewöhnliche Resistenzen.
Siehe auch
Literatur
- Cord Schneuzer: Niere. In: Jörg Braun, Roland Preuss (Hrsg.): Klinikleitfaden Intensivmedizin. 9. Auflage. Elsevier, München 2016, ISBN 978-3-437-23763-8, S. 401–414, hier: S. 407 f. (Urosepsis).
Weblinks
- Empfehlungen zur antimikrobiellen Therapie von Infektionen der Nieren und des Urogenitaltraktes bei Erwachsenen. (PDF) In: Journal für Chemotherapie
Einzelnachweise
- Alphabetisches Verzeichnis zur ICD-10-WHO Version 2019, Band 3. Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI), Köln, 2019, S. 917
- Urosepsis: Sepsis durch urologische Infektionen. Abgerufen am 30. Januar 2022.
- D. Manski: Urosepsis. Online Lehrbuch der Urologie; abgerufen am 30. Januar 2012
- Marianne Abele-Horn: Antimikrobielle Therapie. Entscheidungshilfen zur Behandlung und Prophylaxe von Infektionskrankheiten. Unter Mitarbeit von Werner Heinz, Hartwig Klinker, Johann Schurz und August Stich. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Peter Wiehl, Marburg 2009, ISBN 978-3-927219-14-4, S. 138.