Unterhose
Unter einer Unterhose versteht man ein Kleidungsstück, das unter der Oberbekleidung (z. B. unter einer Hose, einem Rock oder Kleid) getragen wird und klassischerweise den Anus und die Geschlechtsorgane bedeckt. In den letzten Jahrzehnten wurden aus modischen Gründen aber auch Unterhosentypen entwickelt, welche die genannten Bereiche nur ansatzweise oder zum Teil gar nicht bedecken. Die Unterhose zählt damit zur Unterwäsche. Zur Erzielung einer gesteigerten erotischen Ausstrahlung besonders gearbeitete Unterhosen werden auch als Reizwäsche eingesetzt. Es gibt Unterhosen für Männer und für Frauen.
Arten
Je nach persönlichen Präferenzen, Geschlecht und weiteren Umständen (wie der Witterung), stehen verschiedene Arten von Unterhosen zur Verfügung:
- String, Tanga, String-Tanga
- Slip, Sportslip, Minislip
- Boxershorts (weite und enge Schnitte verbreitet)
- Retroshorts (eng geschnitten)
- Retropants / Slipboxer / Boxer Briefs
- Pants / Hüftpants
- Lange Unterhose
- Leggings
- Strumpfhose
- Bodysuit
- Hosenkorselett
- Miederhose
Eine Unterhose ist heute üblicherweise eng anliegend. Weit geschnittene Unterhosen werden auch als Boxershorts für Männer, French Knickers für Frauen oder – so das weite Beinkleid der ungarischen Bauern – als Gatya (wienerisch „Gattihosn“) bezeichnet. Unterhosen für Jungen oder Männer haben häufig einen Eingriff, d. h. eine Einschlitzung auf der Vorderseite, durch die der Penis zum Urinieren geführt werden kann. Viele Männer halten den Eingriff in der Unterhose jedoch für umständlich und überflüssig. Sie tragen eingrifflose Slips.
Lange Unterhosen (nach ihrem englischen Namen auch Long Johns) werden vorwiegend von Männern in 3/4 oder 1/1 Länge als Kälteschutz in der kalten Jahreszeit oder beim Wintersport getragen. Umgangssprachlich werden sie auch als „Liebestöter“ bezeichnet. Als Alternativen kommen warme Strumpfhosen in Frage.
Geschichte
Der Vorläufer der heutigen Unterhose ist die mittelalterliche Brouche, eine Art sehr weite, lange Unterhose, an deren Gürtel die Beinlinge angenestelt waren. Im Laufe der Zeit wurden die Beinlinge länger und entwickelten sich zur enganliegenden Hose, zeitweise mit Schamkapsel, die weite und lange Brouche wurde dabei enger und kürzer. Caterina de’ Medici (1519–1589) gilt als eine der ersten Frauen, die die italienische Mode des Tragens von Unterhosen an den französischen Hof brachte.
Um 1870 kam die lange Unterhose auf. Der Vorderschlitz wurde nach dem Ersten Weltkrieg eingeführt.
Frauen trugen bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts generell keine Unterhose; allenfalls trugen Bäuerinnen eine Hose als Kälteschutz unter dem Kleid. Hier könnte es jedoch Überlieferungslücken geben, da sich keine Schriften oder Bilder finden, die sich näher mit dem als anzüglich empfundenen Thema Unterbekleidung beschäftigen.
Etwa 1805 gab es die ersten „Beinkleider“ für Damen, die bis unters Knie oder bis an die Knöchel reichten und weit geschnitten waren. Sie waren aus Leinen oder Baumwolle und im Schritt offen (in Süddeutschland auch Stehbrunzhose genannt).[1] Nach 1840 war die Unterhose für eine Dame Pflicht; die unteren Schichten gingen jedoch weiterhin „unten ohne“. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war die weibliche Unterhose sehr weit geschnitten wie eine Pluderhose. Ab 1877 gab es einteilige Kombinationen wie die Hemdhose oder die „Unterrockhose“. Der Schlüpfer wurde 1914 eingeführt.
Im 20. Jahrhundert war (bis in die 1980er Jahre) die Entwicklung der Unterhose von einem Trend zu immer knapperen Modellen gekennzeichnet, sowohl in der Herren- als auch in der Damenunterbekleidung. Slips beherrschten das Geschehen.
Immer knappere Kreationen brachten Minislips, Rio-Slips, Tangas, String-Tangas etc. hervor. Seit den 1980er Jahren begannen dann auch wieder Unterhosen mit mehr Stoff-Fülle aufzutauchen: Boxershorts, Bodies, Retropants etc.
Tragegewohnheiten
Heute ist es gesellschaftlicher Konsens, dass eine Unterhose aus hygienischen Gründen häufiger als die übrige Kleidung gewechselt wird. Dies ist durch die günstige Verfügbarkeit der Unterwäsche an sich und die einfache Reinigungsmöglichkeit durch Waschvollautomaten in beinahe jedem Haushalt möglich geworden. Noch in den 1950er Jahren war das anders – Lehrer ermahnten ihre Schüler, die Unterwäsche mindestens einmal in der Woche zu wechseln.
Unterhosen werden, wie der Name sagt, unter einer anderen Hose getragen, so dass sie nicht sichtbar sind. Es gibt allerdings aktuelle Modetrends, die dem entgegenwirken.[2] Generell wird seit einiger Zeit Unterwäsche auch sichtbar getragen.[3] Dieses sogenannte sagging entstammt amerikanischen Gefängnissen, deren Insassen keine Gürtel besitzen dürfen.
Turnhosen und Sporthosen, die oft auch direkt auf dem Körper getragen werden, werden normalerweise dennoch nicht den Unterhosen zugerechnet. Das Tragen von Unterwäsche zu Badehosen ist in gewissen Badeanstalten aus hygienischen Gründen sogar unerwünscht.[3]
Trivia
Unterhose ist auch der Spitzname des Schönbergturms bei Pfullingen („Pfullinger Unterhose“).
Literatur
- Vom Unaussprechlichen zum Ausgesprochenen – zur Kulturgeschichte der Herrenunterwäsche. In: Die Zeit, Nr. 12/1993
Weblinks
- „Beinkleider sind rathsam“. Kleine Geschichte der Unterhose. Sonderausstellung des Reutlinger Heimatmuseums vom 22. Juli 2007 bis zum 23. September 2007
Einzelnachweise
- Süddeutsche Zeitung, 17. Mai 2010
- Baggy Pants. Archiviert vom Original am 10. Oktober 2009. Abgerufen am 18. Juli 2009.
- Unterhosen unter den Badeshorts sind unerwünscht. NZZ Online. 24. Juni 2008. Abgerufen am 18. Juli 2009.