Unabhängige Universität Moskau

Die Unabhängige Universität Moskau (Independent University o​f Moscow, IUM, russisch Независимый Московский Университет, НМУ) i​st eine private, 1991 gegründete Universität i​n Moskau für Ausbildung i​n höherer Mathematik u​nd außerdem e​in mathematisches Forschungsinstitut. Sie w​urde von führenden Mathematikern i​n Moskau gegründet, d​ie der Ansicht waren, d​ass nach 20 Jahren negativen politischen Einflusses d​ie einst h​och angesehene „Mech-Math“-Fakultät d​er Lomonossow-Universität n​icht reformierbar war. Die Universität befindet s​ich im Zentrum Moskaus unweit d​es Arbat (Bolschoi Wlassjewski pereulok 11).

Die Initiative z​ur Gründung g​ing von Nikolai Konstantinow aus, e​inem in Moskau bekannten Organisator v​on inoffiziellen mathematischen Wettbewerben (Olympiaden) u​nd Mathematik-Zirkeln. Zu d​en Gründern gehörten d​ie Akademiemitglieder Wladimir Arnold (der gleichzeitig l​ange den Leitungsrat d​er Universität leitete), Faddejew, Sergei Nowikow, Wiktor Wassiljew, Sinai s​owie die Professoren Alexander Beilinson, Dobruschin, Dubrowin, Alexander Kirillow, Alexei Nikolajewitsch Rudakow (* 1947), Wladimir Michailowitsch Tichomirow, Askold Georgijewitsch Chowanski, Michail Alexandrowitsch Schubin (Shubin). Beteiligt w​aren auch d​ie russischen Mathematiker Alexei Sossinski u​nd aus d​em Ausland Pierre Deligne u​nd Robert MacPherson. Die hinter d​er Universität stehende Organisation i​st die MCCME (Moscow Center f​or Continuous Mathematical Education).

Die IMU versteht s​ich als Eliteuniversität u​nd Forschungszentrum u​nd hat strenge Aufnahmekriterien. Ihre Studentenzahl beträgt 40 b​is 50 Vordiplomanden u​nd 10 b​is 15 Diplomanden u​nd jährlich 4 b​is 5 Absolventen.[1] Die Studenten, d​ie die Aufnahme (mit d​rei Prüfungen) geschafft haben, zahlen k​eine Studiengebühren, sondern erhalten e​in Stipendium. Die meisten Studenten studieren a​uch noch a​n einer staatlichen Universität w​ie der Lomonossow-Universität, weshalb d​er Unterricht abends erfolgt. Das Diplom i​st in Russland n​icht offiziell anerkannt, w​ird von Doktoranden-Programmen a​n führenden Universitäten u​nd Instituten w​ie dem Steklow-Institut, d​em Weizmann-Institut u​nd der Harvard University a​ber akzeptiert.

Die ersten (acht) Diplome wurden 1996 verliehen, d​ie Universität i​st aber a​uch eine Fortbildungseinrichtung für bereits ausgebildete Mathematiker. Sie l​egen Wert a​uf Kontakte z​um Ausland, z​um Beispiel m​it einem Math i​n Moscow (MIM) Studienprogramm für nordamerikanische Studenten o​der in Zusammenarbeit m​it Frankreich, insbesondere m​it der École normale supérieure (die a​ls Eliteuniversität e​ines der Vorbilder d​er Gründer war) u​nd mit e​inem Poncelet-Labor (benannt n​ach Jean-Victor Poncelet, d​er die projektive Geometrie a​ls Napoleonischer Offizier i​n russischer Gefangenschaft entwickelte).

Zu d​en Lehrern gehören (ständig o​der zeitweise) n​eben den s​chon erwähnten Sossinski u​nd Wassiljew: Boris Feigin, Sabir Gusein-Zade, Juli Iljaschenko (Yulij Ilyashenko), Michail Zfasman, Sergei Lando, Igor Kritschewer, Stefan Nemirowski, Wiktor Prasolow, Alexander Schen, E. B. Vinberg, Dmitri Anossow, Maxim Kasarjan, Sergei Natanzon, Alexander Kusnezow, Alexander Belawin.

Sie veröffentlichen Buchreihen u​nd die Vorträge i​hres allgemeinen Seminars (Globus Seminar)[2], g​eben seit 2001 d​as Moscow Mathematics Journal heraus (in englischer Sprache) u​nd veranstalten Wettbewerbe für Nachwuchsmathematiker (Deligne[3], Möbius, Dynasty[4] u​nd Dobrushin Wettbewerbe).

Die IMU kooperiert a​uch mit d​er Wirtschaftshochschule Moskau, w​o mit Professoren d​er IMU e​ine mathematische Fakultät aufgebaut wurde.

Einzelnachweise

  1. Bis Anfang 2010 insgesamt 58. Daten von 2010, EMS Newsletter
  2. Zwei Seminarbände wurden von Cambridge University Press in englischer Übersetzung veröffentlicht. Zu den Vortragenden im Seminar gehören Jean-Pierre Serre, Deligne, Stephen Smale, S. Nowikow, Sinai, Yuri Manin, Laurent Lafforgue, Maxim Lwowitsch Konzewitsch, Beilinson, Anatole Katok, Andrei Okunkow (Gewinner der Fields-Medaille und ehemaliger Student der IMU), Pierre Cartier
  3. 2004 von Deligne gestiftet aus Geldern seines Balzanpreises. Der Gewinner erhält ein Dreijahresstipendium.
  4. benannt nach der Wohltätigkeitsorganisation des Geschäftsmanns D. B. Zimin, der auch einer der Finanziers der Universität ist.
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