Ulrich Sigwart
Ulrich Sigwart (* 9. März 1941 in Wuppertal) ist ein deutscher Kardiologe. Er ist insbesondere bekannt für seine Pionier-Rolle bei der Entwicklung und Anwendung von Stents.
Biographie
Sigwart stammt aus einer schwäbischen Gelehrtenfamilie von Philosophen, Theologen und Medizinern. Sigwart war nach dem Studium an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, in Basel und der Universität Münster (medizinisches Staatsexamen 1967) am Städtischen Klinikum Lörrach und 1968 bis 1971 am Framingham Union Hospital in Massachusetts und am Baylor College in Houston (Texas). 1973 war er am Universitätsspital Zürich und im selben Jahr wurde er Leiter des Herzkatheter-Labors am Gollwitzer-Meier-Institut in Bad Oeynhausen. 1979 bis 1989 leitete er die Abteilung invasive Kardiologie am Universitätsspital in Lausanne. Er war mehr als zwölf Jahre ab 1989 Direktor der Abteilung für invasive Kardiologie am Royal Brompton Hospital in London, bevor er auf den Lehrstuhl für Kardiologie der Universität Genf berufen wurde, den er bis zu seiner Emeritierung im Oktober 2006 innehatte. 2003 gründete er – zusammen mit seiner Frau Christine, geb. Sartorius – eine internationale Stiftung (Jonas Foundation), die Kindern aus randständigen Verhältnissen Hilfe zur sozialen Integration über Musik, Tanz und Theater anbietet.
1987 veröffentlichte er fundamentale Beobachtungen über intra-arterielle Stents,[1] die er konzipiert und zum ersten Mal bei Menschen angewandt hatte (1986 in Lausanne). Stents haben die Behandlung der koronaren Herzkrankheit und anderer Affektionen grundlegend verändert. Sigwart führte 1994 eine neue Methode zur Behandlung der hypertrophen Kardiomyopathie ein,[2] welche die übliche chirurgische Intervention in vielen Fällen ersetzen kann (Perkutane Alkohol Septum Ablation, ASA, TASH). In den Jahren 1974–1978 schuf er die Basis für die automatisierte Auswertung hämodynamischer Daten und befasste sich mit der Myokardischämie; die Sigwart Kurve fand Eingang in zahlreiche Lehrbücher. Sigwart verfasste grundsätzliche Arbeiten über künstliche Herzklappen, welche zu wichtigen Verbesserungen geführt haben.
Ehrungen
- European Society of Cardiology Medal 1996.
- ESC Grüntzig Award 1996.
- Doctor honoris causa der Universität Lausanne 1999.
- Forssmann Preis 2001.
- Sven-Effert-Preis 2003.
- King Faisal International Prize for Medicine 2004
- Swiss Cardiac Society Grüntzig Award 2006.
- Polzer Preis der European Academy of Sciences and Arts 2007.
- American College of Cardiology Maseri-Florio International Award 2007.
- American College of Cardiology Paul Dudley White Award 2012.
- American College of Cardiology Distinguished Scientist Award 2013.
Er ist Fellow des American College of Cardiology und des Royal College of Physicians. Er ist Ehrenmitglied der Schweizer, Russischen und Polnischen Gesellschaft für Kardiologie.
Schriften
- Automation in Cardiac Diagnosis. The Computer-Assisted Acquisition of Cardiac Catheterization Data. 1978.
- mit P. H. Heintzen (Hrsg.): Ventricular Wall Motion. Thieme Verlag, 1984.
- mit G. I. Frank (Hrsg.): Coronary Stents. Springer Verlag, 1992.
- Endoluminal Stenting. W. B. Saunders, 1996.
- mit Michel Bertrand und Patrick W. Serruys (Hrsg.): Handbook on Cardiovascular Interventions. Churchill Livingstone, 1996.
Weblinks
- Spencer B. King: Ulrich Sigwart. Profiles in Cardiology (PDF)
- Julia Rommelfanger: Ulrich Sigwart to chair cardiology department at Geneva University. heartwire, 24. September 2001
- Diana Berry: Pioneers in Cardiology – Ulrich Sigwart’s place in the history of arterial stenting. (Memento vom 15. April 2013 im Webarchiv archive.today)
- Till Hein: Stent: Pionier sein im Herz. In: Der Standard. 25. März 2013.
Einzelnachweise
- U. Sigwart, J. Puel, V. Mirkovitch, F. Joffre, L. Kappenberger: Intravascular stents to prevent occlusion and restenosis after transluminal angioplasty. In: N Engl J Med. 316, 1987, S. 701–706.
- U. Sigwart: Non-surgical myocardial reduction for hypertrophic obstructive myocardial infarction. In: Lancet. 346, 1995, S. 211–214.