Ulmer Spatz
Der Ulmer Spatz ist ein Wahrzeichen Ulms.


.jpg.webp)
Der Sage nach sollen die Ulmer beim Bau des Münsters einen besonders großen Balken angekarrt haben. Sie schafften es aber nicht, ihn durch das Stadttor zu bringen. Als sie kurz davor waren, das Tor einzureißen, sahen sie einen Spatzen, der einen Zweig im Schnabel trug, um diesen in sein Nest einzubauen. Und dieser Spatz flog mit dem Zweig längs durch das Tor. Da ging dann wohl auch den Ulmern ein Licht auf und sie legten den Balken der Länge nach auf ihren Karren und nicht quer, wie bisher.
Diese Sage ist nicht vor dem zweiten Viertel des 19. Jahrhunderts nachweisbar.
Die Geschichte vom Ulmer Spatz
Anno dazumal vor vielen Jahren |
Und stündlich wuchs die Verlegenheit, |
Carl Hertzog, 1842 |
Entstehung der Sage
Der „Spatz“ auf dem Hauptschiff des Ulmer Münsters trägt tatsächlich einen Strohhalm in seinem Schnabel. Es handelt sich jedoch hier eigentlich um eine von reichen Ulmer Bürgern gespendete Taube (mit einem Ölzweig im Schnabel, vergleiche die biblische Geschichte von der Arche Noah). Die Taube ist etwas klein geraten. Von Ferne kann man nicht sehen, dass es sich überhaupt um eine Taube handeln soll. Auch der Ölzweig ist nur zu erkennen, wenn man den Turm des Münsters besteigt. Daraus ist – so eine gängige und durchaus glaubwürdige Theorie – die Geschichte vom Ulmer Spatz entstanden: Aus der viel zu klein geratenen Taube auf dem großen Münster wurde spöttisch ein Spatz. Im Laufe der Zeit entstand dann die Geschichte dazu, warum wohl die Ulmer einem Spatz auf ihrem Münster ein Denkmal gesetzt haben.
Die Vogelfigur auf dem Münster
Der „Ulmer Spatz“ wurde unter Münsterbaumeister Ferdinand Thrän aus Sandstein gefertigt und 1858 auf dem Langhaus des Münsters angebracht. Dieser wurde 1888 abgenommen und 1889 durch einen kupfernen und vergoldeten Spatzen ersetzt. Das Original von 1858 befindet sich heute im Ulmer Münster unweit des Eingangs an der Südwand in einer Vitrine.
1854 war der ursprüngliche Vogel auf dem Münsterdach wegen Baufälligkeit entfernt worden. Dieser stellte aber wahrscheinlich keinen Spatzen dar, sondern ähnelte eher einem Papagei. Nach der Chronik des Ulmer Schuhmachers Sebastian Fischer von 1550, für die er eine Zeichnung des Vogels anfertigte, sollte die Figur die Mitte der Stadt anzeigen:
„Weytter, so ist mir glaubhafftig anzaygt worden, dass der staine groß Fogel uff dem Langkmeinster [Langhaus des Münsters] seye das Mittel der Statt, ich weyß sy aber kain Grund, sunder ist mir also anzaygt worden.“[1]
Der Ulmer Spatz als Namensgeber


Als Ulmer Spatz werden auch bezeichnet:
- ein Uerdinger Schienenbus, der bis 2014 am Wochenende die Bahnstrecke Ulm–Sigmaringen und die Bahnstrecke Reutlingen–Schelklingen bediente
- ein restauriertes Nostalgie-Fahrgastschiff, das Schiffsrundfahrten auf der Donau bei Ulm unternimmt
- ein Markenzeichen für Produkte zur Herstellung von Brot- und Brötchenspezialitäten[2]
- der 1987 entdeckte Asteroid (8345) Ulmerspatz[3]
„Ulmer Spatzen“ ist auch
- eine Bezeichnung für die Mitglieder des Ulmer Spatzen Chors
- ein Spitzname für die Fußballer des SSV Ulm 1846
- ein Spitzname für die Einwohner von Ulm. Beim traditionellen „Nabada“ auf der Donau am Schwörmontag ertönt in Ulm der Schlachtruf: „Ulmer Spatza, Wasserratza, hoi, hoi, hoi!“
„Ulmer Laugenspatzen“ sind ein Laugengebäck, das aus einem Teig-Knoten mit angedeuteter Spatzenform besteht.[4]
Kunstaktion „Spatzeninvasion“
Im Jahr 2001 wurde zur Erhaltung des südlichen Münsterturms eine Benefiz-Kunstaktion gestartet, die „Spatzeninvasion“ genannt wurde. 275 Spatzenrohlinge wurden von Künstlern und anderen Personen gestaltet und überall in der Stadt aufgestellt. Am Ende der Aktion wurden fast alle Spatzen versteigert; einige blieben Eigentum der Auftraggeber und Spender. Mehr als 350.000 Euro wurden bei der Auktion zugunsten der Sanierung des Südturms eingenommen.
Wenn man aufmerksam durch Ulm läuft, wird man an einigen Plätzen noch Reste der Ulmer Spatzeninvasion finden können, unter anderem an der Besucherpforte des EADS-Standorts und am Hotel-Restaurant „Ulmer Spatz“ nahe dem Münster. Einige Beispiele:
- An der Musikschule
- An einem Modegeschäft
- An einem Juweliergeschäft
- An der Gaststätte
„Ulmer Spatz“ - Beim Offiziersheim
an der Karlstraße
Einzelnachweise
- Wolf-Henning Petershagen: Der Ulmer Spatz ulm.de.
- Produktsortiment Ulmer Spatz meistermarken-ulmerspatz.de.
- Jakob Resch: Ulm im Anflug Südwest Presse. 26. Januar 2015.
- Ulmer Laugenspatzen schmeck-den-sueden.de.