Tsuba
Das Tsuba (japanisch 鍔) ist das Stichblatt der traditionellen japanischen Schwerter.
Bei diesem Teil des Koshirae (Montur) von Katana (Langschwert), Wakizashi (Kurzschwert), Tachi (ältere Form des Langschwerts) oder Tantō (Kampfmesser) handelt es sich um manchmal reich verzierte Platten, die aus Metallen wie Eisen, Kupfer oder Kupferlegierungen (Sentoku, Shibuichi, Shakudō usw.) bestehen. Selten kamen auch andere Materialien wie Leder zum Einsatz. Die Form ist oft rund bis oval; ebenso beliebt war die „Vierpass“-Form (Mokko), aber auch viereckige bis achteckige oder unregelmäßig geformte Tsuba kommen vor.
Das Tsuba sitzt zwischen Handgriff (Tsuka) und Klinge und bewahrt die Hände davor, bei einer Stichtechnik auf die Schneide zu rutschen und das Tsuba bietet einen gewissen Schutz vor Stichen und Hieben des Gegners auf die Hände. Über die häufig angenommene Wirkung als Parierscheibe lässt sich allerdings streiten, da ein Tsuba im Extremfall von der gegnerischen Klinge beschädigt oder (bei Buntmetall-Tsuba) gar durchtrennt werden könnte. Zudem existieren auch keine überlieferten Abwehrtechniken, welche die angreifende Klinge zum Tsuba gleiten lassen.
Die kunstvollen Verzierungen bestehen beispielsweise aus Schriftzeichen, Landschaftsdarstellungen, Tier- oder Pflanzenmotiven, Darstellungen mythologischer Fabelwesen oder aus Ornamenten, mitunter mit Einlegearbeiten, Auflötungen oder Tauschierungen aus Gold, Silber oder speziellen Kupferlegierungen. Vor allem ältere Tsuba zeigen negative oder positive Durchbrechungen. Die Platten sind mit Aussparungen versehen; durch die längliche in der Mitte wird die Angel des Schwerts geführt, die oft vorhandenen kleineren dienen der Aufnahme des Beimessers (Kozuka) und der Schwertnadel (Kōgai), selten anderer Utensilien wie Essstäbchen, Haarnadeln oder Kämmen.
In der schlichten Shirasaya-Ausstattung wird kein Tsuba verwendet.
In Friedenszeiten entwickelte sich die Tsuba-Herstellung zu einer eigenen Kunstgattung. Die wertvolle Ausgestaltung diente der Repräsentation, der Gebrauchsnutzen trat in den Hintergrund. In der Zeit bis 1600 waren Tsuba, speziell bei Tachi, aus Eisen gefertigt, um in der Schlacht ihren Sinn zu erfüllen. Erst später wurden Weichmetalle wie Kupfer, Bronze oder Shakudō eingesetzt.
In heutigen Budo-Sportarten werden Übungsschwerter (Bokken, Shinai) mit Tsuba aus Kunststoff oder Leder versehen.
Nach der runden Form des Tsuba ist die japanische Süßigkeit Kintsuba benannt.
Literatur
- Eckhard Kremers, J. Efinger: SUKASHI-TSUBA in europäischen Sammlungen. Deutschsprachiges Grundlagenwerk. Ausführlicher Text und Fotos. Fillibach Verlag, Stuttgart 1994, ISBN 978-3-931240-07-3.
- Sasano Masayuki, Shihachi Fujimoto: Early Japanes Sword Guards (SUKASHI-TSUBA). Neue, vergrößerte Auflage, Robert G. Sawers, London 1974, ISBN 978-0-903697-00-2.
- Lumir, Jisl: Japanische Schwertzierate. Artia, 1967.
- Shinkichi Hara: Die Meister der japanischen Schwertzieraten. Zweite, vollständig neubearbeitete und ergänzte Auflage. Text- und Tafelband. Museum f. Kunst u. Gewerbe, Hamburg 1931, 1932, OCLC 251033702.
Weblinks
- Edoardo Mori: Atlante della Tsuba (italienisch, Übersicht von Tsuba-Arten) in Enciclopedia delle Armi bei earmi.it
- Tsuba bei History of Steel in Eastern Asia des Macao Museum of Art (englisch)