Tom Tugendhat
Thomas Georg John „Tom“ Tugendhat (* 27. Juni 1973) ist ein britischer Politiker der Konservativen Partei. Seit 2015 ist er Abgeordneter des Wahlkreises Tonbridge and Malling in West-Kent. Er ist Vorsitzender des Auswärtigen Ausschuss im Britischen Unterhaus.[1]
Biografie
Tom Tugendhat besuchte die katholische St Paul’s School in London. Er studierte Theologie an der University of Bristol und anschließend Islamstudien am Gonville and Caius College an der University of Cambridge. Er lernte Arabisch im Jemen.
Im Jahr 2003 trat er im Rang eines Leutnants in die British Army ein. Zunächst wurde er im Verwaltungscorps eingesetzt, später – wegen seiner Arabisch-Kenntnisse – im Intelligence Corps. Er diente im Irak und in Afghanistan und verließ die Armee als Lieutenant colonel (Oberstleutnant). Im Jahr 2010 wurde er Member im Order of the British Empire.
Als Politiker
Bei den Unterhauswahlen 2015 gewann Tugendhat als Konservativer den Parlamentssitz für West-Kent als Nachfolger des nicht mehr kandidierenden John Stanley. Seit 2017 ist er Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses.
Er warb vor dem Referendum für den Verbleib Großbritanniens in der Europäischen Union und unterstützte anschließend die Politik von Theresa May. Zusammen mit Norbert Röttgen warb er in der F.A.Z. für einen Freundschaftsvertrag zwischen dem Vereinigten Königreich und der Europäischen Union.[2] Er verteidigte wiederholt die Siedlungspolitik Israels.[3] Er befürwortete Sanktionen gegen China wegen der Unterdrückung der Uiguren. Im Gegenzug setzte ihn die chinesische Regierung ebenfalls auf eine Sanktionsliste.[4][5] Er leitet den Thinktank China Research Group.[6]
Den Fall von Kabul bezeichnete er als größtes außenpolitisches Desaster seit der Sueskrise.[7] In einer vielbeachteten Rede im Unterhaus kritisierte er Joe Biden für seine Entscheidung zum Abzug der amerikanischen Truppen und seine Kritik an den afghanischen Streitkräften. Er forderte eine engere Kooperation mit den europäischen Nato-Partnern, um die außenpolitische Abhängigkeit von den USA zu überwinden.[8]
Herkunft
Seine Mutter ist Französin. Sein Vater ist Michael Tugendhat, Richter am High Court of Justice, sein Onkel der konservative Politiker Christopher Tugendhat. Sein Schwiegervater Pierre Morel war politischer Mediator der OSZE in der Ukraine[9] und zuvor französischer Botschafter in Peking.[10] Sein Großvater Georg war ein Jude aus Wien, der zum Studium an der London School of Economics nach London kam. Er trat für die Ehe mit seiner Frau zum katholischen Glauben über.[11]
Tugendhat ist verheiratet mit der französischen Richterin Anissia Morel Tugendhat und hat zwei Kinder. Sie ist Mitglied im Conseil d’État und Justiziarin an der Französischen Botschaft in London.[12]
Tugendhat besitzt die britische und die französische Staatsbürgerschaft.[13][14]
Weblinks
Einzelnachweise
- Foreign Affairs Committee Offizieller Webauftritt des Auswärtigen Ausschusses.
- Norbert Röttgen und Tom Tugendhat: Jetzt ist die Zeit für einen Freundschaftsvertrag faz.net, 2. Februar 2020.
- Tom Tugendhat: Britain was wrong to back the U.N’s anti-Israel resolution The Spectator, 4. Januar 2017.
- China belegt Briten mit Sanktionen faz.net, 26. März 2021.
- David Patrikarakos:Tom Tugendhat Is the British MP China Hates Most 23. Juni 2021.
- China research Group – About
- Tom Tugendhat: Six decades after Suez, we remain impotent in the face of US policy The Times, 16. August 2021.
- Rede im Unterhaus zum Fall von Kabul YouTube.com, 18. August 2021.
- Press Statement of Special Representative Grau after the regular Meeting of Trilateral Contact Group on 23 June 2021 Presseerklärung der OSZE, 24. Juni 2021.
- Spy charged with treason in France fell for a Chinese 'honeytrap' stuff.co.nz, 28. Mai 2018.
- Tom Tugendhat Biography Jewish Leadership Council.
- Anissia Morel, Legal Counsellor, French Embassy, London
- Tom Tugendhat: My name teaches me old hate is still alive timesofisrael.com, 20. Mai 2020.
- Protokoll des Außenauschuss 12. September 2017.