Thuner Sonate
Die Thuner Sonate von Johannes Brahms ist die Sonate A-Dur für Klavier und Violine, op. 100.
Die Sätze
1. Allegro amabile
2. Andante tranquillo – Vivace
3. Allegretto grazioso, quasi andante
Hintergründe
Brahms überschrieb den ersten Satz mit Allegro amabile. Er habe die Sonate „in Erwartung einer lieben Freundin“ komponiert. Damit meinte er die Sängerin Hermine Spies.
Als Brahms 1886 den Sommer am Thunersee verbrachte, komponierte er, neben der Thuner Sonate, auch die zweite Cellosonate sowie das c-Moll-Klaviertrio, Opera 99, 100 und 101. Für die aus Wiesbaden angereiste Hermine hatte er zudem zwei Lieder komponiert.
Ihre Schwester Minna erinnerte sich: „Ein Spätsommertag war’s. Die Nachmittagssonne stand vor ihrem Untergange und strahlte golden über die Wasser und durch die geöffneten Fenster zu uns herein. Die Blumengehänge, die über die Ufer des Sees herabfielen, wurden zu neuen glutvollen Farben erweckt und sandten ihren Duft herüber. Hermine sang dazu. Zwei neue, noch ungedruckte Lieder lagen auf dem Notenpult des Flügels: ‚Immer leiser wird mein Schlummer‘ und ‚Wie Melodien zieht es‘. Brahms begleitete.“
Wie den beiden Liedern liegt auch der Thuner Sonate folgendes Gedicht von Klaus Groth zugrunde:
„Wie Melodien zieht es
Mir leise durch den Sinn,
Wie Frühlingsblumen blüht es
Und schwebt wie Duft dahin.“
So „blüht und schwebt“ es denn tatsächlich in der A-Dur-Sonate, als eigentliche Liebes- und Liedersonate. Die Anekdote um Brahms Liebelei in der Schweiz wird, wie auch fiktive Wirren um die Originalpartitur der Thuner Sonate, im Musikkrimi Brahmsrösi[1] thematisiert.
Erläuterungen
Die schlichte Sonate eröffnet mit einem ersten singenden Thema, das vom Klavier in viertaktigen Phrasen vorgestellt und von der Violine echoartig beantwortet wird.
In der Reprise weicht der zögerliche Beginn einem traulichen Dialog. Eine beschwingte Violinmelodie eröffnet den Mittelsatz.
Das Finale der A-Dur-Sonate prägt ein lyrisches Violinthema. Die Klavierarabesken unterstreichen den Abgesang auf die Stimmung eines Sommerabends am Thunersee. Der Komponist hat die Sonate in privatem Rahmen in Thun uraufgeführt und im Dezember 1886 im Wiener Musikverein öffentlich vorgetragen.
Einzelnachweise
- Stefan Haenni: Brahmsrösi – Fellers zweiter Fall. Ein Musikkrimi. Gmeiner, Meßkirch 2010, ISBN 978-3-8392-1036-9