Thomas Honickel (Dirigent)
Thomas Honickel (* 21. Dezember 1958 in Wuppertal) ist ein deutscher Dirigent.
Werdegang
Nach Schule und Abitur an seinem Geburtsort Wuppertal studierte Honickel an der Musikhochschule Köln/Wuppertal von 1981 bis 1987, sowie anschließend an weiteren Standorten als Gasthörer im Rahmen eines Aufbaustudiums sowohl Musikpädagogik als auch künstlerische Fächer wie Klavier, Orgel und Dirigieren. Außerdem waren Tonsatz/Komposition und Gehörbildung als Hauptfächer Bestandteil seiner Ausbildungsabschlüsse (Staatsexamina und Künstlerische Reifeprüfung).
Während seiner Zeit als Schüler initiierte Honickel den Aufbau von jungen Musikensembles, die er leitete. Als Instrumentalsolist (Klavier/Orgel) trat er im Alter von 15 Jahren erstmals auf, als Dirigent erstmals im Alter von 17 Jahren. Als Jungstudent konnte er ab 1975 im Rahmen eines Stipendiums seine Ambitionen in Fächern wie Komposition und Arrangement vertiefen und in der Praxis erproben.
Mit der Gründung des „Wuppertaler Vokalensembles“ im Jahre 1981 wurde der Schwerpunkt zunehmend auf die nachschöpferische Seite gelegt. Mit diesem Kammerchor etablierte er sich in der Region des Bergischen Landes. Gastkonzerte, Funk- und Fernsehauftritte sowie erste Tonträger sind aus den 1980er Jahren erwähnenswert. Nach einer Phase der Beschäftigung mit Alter Musik (Renaissance, Barock) weitete sich das Aufgabenfeld zum 19. und 20. Jahrhundert.
Im Jahr 1986 gründete er mit Kommilitonen verschiedener Hochschulen aus NRW die „Wuppertaler Instrumentalsolisten“, die ab dem Jahr 1991 unter dem Namen „junges orchester wuppertal“ bzw. „junges philharmonisches orchester wuppertal“ rangierten. Nach einem Schwerpunkt mit Konzerten aus dem 18. Jahrhundert in Kammerorchesterbesetzung fand rasch eine Ausweitung auf sinfonische Literatur mit Musik des 19. und 20. Jahrhunderts statt.
Thomas Honickel ist in zweiter Ehe verheiratet mit Sonja Honickel und hat aus erster Ehe zwei Söhne.
Leitung von Amateurensembles
Honickel war in den 1990er Jahren künstlerischer Leiter regionaler Amateurensembles im vokalen und instrumentalen Bereich:
- 1989–1999 – Schubert-Bund Wuppertal (Oratorienchor)
- 1991–2006 – Chorgemeinschaft Burscheid (Oratorienchor)
- 1995–1998 – Mandolinen-Konzertgesellschaft Wuppertal
- 1999–2001 – gemischter Chor „Germania“ Leichlingen
Musikvermittlung
In die Zeit der 1990er Jahre fällt auch die erste Berührung mit Konzerten, die den Aspekt der Musikvermittlung beinhalten.
Mit Konzerten unter Mitwirkung der musikalischen Partner jener Zeit entwickelte Honickel eigene Ideen und Umsetzungsformen, die junge Menschen an Musik heranführen sollen. Ausgehend vom Repertoire des 18.–20. Jahrhunderts erarbeitet er zahlreiche moderierte Konzerte für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die das Wesen und die Wirksamkeit von (klassischer) Musik ergründen sollen.
Dazu entwickelte er mit Partnern vor Ort das Label „Kid´s Klassik“ mit über 50 Produktionen in hunderten Konzerten in der Region. Schwerpunkt ist die Arbeit in Wuppertal, wo er unter optimalen Bedingungen an der Historischen Stadthalle seine Ideen verwirklichen kann.
- Kinderkonzerte
- Familienkonzerte
- Sakralkonzerte
- Opern für Kinder / Kinderopern
Neugründungen in den 2000er Jahren
Zur Realisierung verschiedener neuer Ideen, bei denen Kinder selbst auf der Bühne stehen, gründete Honickel zu Beginn des Jahrhunderts eigene Jugendensembles:
- 2000–2010 Kid´s Klassik Kinderchor Wuppertal
- 2001–2010 Kid´s Klassik Kinderchor Leichlingen
- 2010–2013 classix – der Jugendchor
- 2013–2019 Bonnsai Kinderchor
- 2014–2015 Big Bonnsais Elternchor
- seit 2015 KlangEnsembleOldenburg – Eltern und Freunde
Professionalisierung
Im Jahr 2003 erfolgte seine Verpflichtung als „Konzertpädagoge“ zu den Duisburger Philharmonikern / Deutsche Oper am Rhein, wo er als erster hauptamtlicher Musikvermittler in NRW bis 2008 arbeitete. Mit Konzertformaten und Sonderprojekten sowie mit Schulkonzerten in allen Stadtteilen Duisburgs und Gastkonzerten im westlichen Ruhrgebiet wurde das neue Label „Klasse! Klassik“ bekannt gemacht. Die Arbeit mit Migranten und bildungsfernen Schichten wurde zu einer Kernaufgabe dieser Zeit. Insgesamt erreicht das education-Programm unter seiner Ägide mehr als 50.000 Besucher.
Die Resonanzen dieser Initiative führen dazu, dass Honickel ab 2008 dem Ruf nach Bonn zum Beethoven Orchester / Theater Bonn folgte. Hier weitete er seine Ideen und die Angebote aus. Eine Verzahnung mit anderen institutionellen Partnern (Theater Bonn) und solchen aus der Freien Szene (Ballettformationen, Chöre) führten zu neuen Präsentationsformen und einer besonderen Verankerung des education-Programms „Bobbys Klassik“, das unter Honickels Leitung während seiner Amtszeit über 100.000 Besucher aus allen Generationen zählte. Auf eigenen Wunsch hin beendete er in 2013 diese Tätigkeit, um sich neuen Aufgaben zuzuwenden.
Die Verpflichtung von Christian Firmbach zum Generalintendanten des Staatstheaters Oldenburg führte Honickel mit dem Jahr 2014 in den Norden nach Oldenburg. Mit Firmbach hatte Honickel in dessen Zeit als künstlerischer Betriebsdirektor in Bonn Konzerte gestaltet und mitentwickelt, die als die „Florestan“-Konzerte bekannt wurden. Nun holte ihn Firmbach als Spartenleiter der neu geschaffenen education-Linie „KlangHelden“ ans Staatstheater. Dort ist er für die Konzeption und künstlerische Umsetzung der Kinderkonzerte im Kleinen Haus, der Familienkonzerte im Großen Haus sowie für Mitsingkonzerte, Schulkonzerte und eigene Opernproduktionen zuständig. Darüber hinaus obliegt ihm die Leitung des „KlangHelden“-Jugendchores, der auch im Rahmen des Hauptspielplans zum Einsatz kommt. Mit Beginn der Saison 2019/2020 wurde die Leitung des Jugendchores in neue Hände gelegt.
2015 wurde ihm der Titel "Kapellmeister" verliehen. Mit Beginn der Saison 17/18 wurde sein Vertrag am Oldenburgischen Staatstheater bis zum Saisonende 2021/22 verlängert.
Im Sommer 2022 verlässt Thomas Honickel das Oldenburgische Staatsorchester und geht in den Ruhestand.
Der Region Friesland, Ammerland sowie der Region und Stadt Oldenburg bleibt er mit zahlreichen musikalischen Initiativen verbunden.
Tonträger
- LP „Madrigale der Renaissance“ (1987)
- CD „Händel: Messiah“ (1992)
- CD „Messa di Gloria“ (1993)
- CD „Französische Impressionen“ (1994)
- CD „Mendelssohn: Elias“ (1994)
- CD „Mediterrane Impressionen“ (1995)
- CD „Bach: Messe h-moll“ (1996)
- CD „Brahms: Requiem / Bruckner: Messe e-moll“ (1997)
- CD „Bach: Johannespassion“ (2001)
- CD „Dvorak: 9. Sinfonie“ (2011) MDG
- CD „Rutter: The Piper of Hamelin“ (2012) MDG
- CD „Rheinberger: Das Zauberwort“ (2014) Oldenburgisches Staatstheater
- DVD „Knab: Das Lebenslicht“ (2007) Duisburger Philharmoniker
Preise und Auszeichnungen
- 2005 Musikpädagogikpreis der Stadt Duisburg / Köhler-Osbahr-Stiftung[1]
- 2006/2007 Musiktheaterproduktionspreis der KOS
- 2009 Echo Klassik für das beste deutschsprachige education-Programm
- 2011 Echo Klassik in der Kategorie Klassik für Kinder für die CD „Komm! Wir fahren nach Amerika“[2]
- 2011 Prädikat „Empfohlen vom Verband deutscher Musikschulen“ des Medienpreises „LEOPOLD – Gute Musik für Kinder“ für die CD „Komm! Wir fahren nach Amerika“[3]
Einzelnachweise
- Preisgekrönte Pädagogen. Köhler-Osbahr-Stiftung, abgerufen am 13. März 2017.
- Hohe Auszeichnung für deutsche Kulturorchester und das SWR Vokalensemble. (Nicht mehr online verfügbar.) Website der Deutschen Orchestervereinigung, 28. Juli 2011, archiviert vom Original am 13. März 2017; abgerufen am 13. März 2017. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- LEOPOLD 2011 – Medienpreis LEOPOLD. Verband deutscher Musikschulen, abgerufen am 13. März 2017.