Therese von Artner
Therese von Artner (* 19. April 1772 in Schintau, Komitat Neutra, Oberungarn; † 25. November 1829 in Agram, Königreich Kroatien und Slawonien) war eine ungarndeutsche Schriftstellerin.
Leben
Therese von Artner war die älteste von fünf Töchtern[1] des kaiserlich-königlichen Generalmajors Leopold von Artner und der Magdalena von Artner geb. von Hubert. Beide Elternteile stammten aus dem ungarischen Ödenburg, wohin die Familie 1781 zurückkehrte. Therese von Artner erhielt dort eine gute Erziehung und für wenige Jahre Unterricht in Religion, Schreiben, Briefstil, Geografie und später Zeichnen und Französisch. Zudem brachte sie sich die italienische Sprache so gut selbst bei, dass sie Werke italienischer Autoren im Original lesen konnte.[2]
Besonders interessierte sich Therese von Artner für Werke Friedrich Gottlieb Klopstocks, dessen Epos Messias ihr bei der Verarbeitung des Verlusts ihrer Schwester Josephe half,[3] John Miltons Epos Paradise Lost und Werke der Göttinger Historiker Johann Christoph Gatterer, August Ludwig von Schlözer, Christian Gottlob Heyne und Arnold Heeren. Im Alter von 16 Jahren schrieb sie nach der Beschäftigung mit Ependichtungen wie Voltaires Henriade und Torquato Tassos Gerusalemme liberata ihr erstes Epos Conradin der Hohenstaufe, das sich mit dem Schicksal Konradin von Hohenstaufens beschäftigte, jedoch unvollendet blieb.
Als 1796 die Mutter starb, übernahm Therese von Artner als älteste Tochter die Führung des Haushalts, die Pflege des kranken Vaters und die Erziehung ihrer drei jüngeren Schwestern. Nach dem Tod des Vaters 1799 lebte sie bei ihrer Freundin Maria Elisabeth Gräfin Zay von Csömör geb. Freiin von Calisch auf den Schlössern Buscan und Zay-Ugrocz und verkehrte in ihrem literarischen Zirkel, wo sie hohes Ansehen genoss. Zusammen mit ihrer Freundin, der Beamtentochter und späteren Schriftstellerin Marianne von Tiell[4] ließ sie 1800 in Jena ihre frühen Gedichte unter dem Titel Feldblumen, auf Ungarns Fluren gesammelt von Nina und Theone veröffentlichen. Das Werk wurde von der Kritik positiv beurteilt, in Ungarn selbst jedoch kaum beachtet. Das Pseudonym Theone behielt Therese von Artner auch für spätere Veröffentlichungen bei.
1803 besuchte sie ihre Schwester Charlotte in Freiburg im Breisgau, das damals noch Hauptstadt Vorderösterreichs war. Dort schloss sie Bekanntschaft mit Friedrich Heinrich Jacobi und dessen Freunden Karl von Rotteck, Joseph Albrecht von Ittner, Johannes Matthias Alexander Ecker und Gottlieb Konrad Pfeffel. Während dieser Zeit entstanden auch die in Stil und Inhalt von ihrem Förderer Jacobi beeinflussten Neueren Gedichte von Theone, die Therese von Artner kurz vor ihrer Rückkehr nach Ödenburg nach Tübingen schickte, wo sie 1806 unter ihrem Pseudonym erschienen. Im Winter 1804 lebte Therese von Artner erneut auf den Gütern Maria von Zays. Es folgten zahlreiche Veröffentlichungen, hauptsächlich von Gedichten, in Zeitschriften wie der Aglaja,[5] der Minerva und Jacobis Iris.[6] 1807 hielt sich Therese von Artner für zwei Monate in Wien auf, wo ihre Schwester Charlotte den Tod ihres Mannes betrauerte. Dort lernte sie die österreichische Schriftstellerin Gabriele von Baumberg kennen, mit der sie in den folgenden Jahren eine enge Freundschaft verband.
Unter dem Eindruck der ersten militärischen Niederlage Napoleons in der Schlacht bei Aspern am 21./22. Mai 1809 verfasste Therese von Artner im folgenden Jahr das Epos Die Schlacht von Aspern, das die Leistung der österreichischen Truppen verherrlichte.[7] Da Österreich aber in der Zwischenzeit besiegt und zum Abschluss eines Bündnisses mit Frankreich gezwungen worden war, untersagte Staatskanzler Klemens Wenzel Lothar von Metternich die Veröffentlichung des Werks. Erst 1812 konnten Teile davon in Hormayr’s Historischem Archiv erscheinen. Zur Zeit des Wiener Kongresses hielt sich Therese von Artner mit ihrer Freundin Maria von Zay in Wien auf. Dort machten sie die Bekanntschaft der Schriftstellerin Caroline Pichler. Beide waren regelmäßige Gäste in Pichlers literarischem Salon, wo Therese von Artner auch Freundschaft mit Franz Grillparzer schloss. Es folgten mehrere Theaterstücke, wie die dramatisierte Vorgeschichte zu Adolf Müllners Stück Die Schuld, die unter dem Titel Die That 1817 veröffentlicht wurde. Ihre letzten Jahre verbrachte Therese von Artner bei ihrer Schwester Wilhelmine Romano in Zagreb, das damals auf Deutsch Agram genannt wurde. Dort entstand, neben historischen Dramen mit Bezug zur slawischen Geschichte wie Rogneda und Wladimir und Stille Größe, auch ihr bekanntestes Werk, die Briefe über einen Theil von Croatien und Italien, welche an Caroline Pichler gerichtet sind. Therese von Artner starb im Jahr 1829 unverheiratet und kinderlos in Zagreb.
Werke
- Das Fest der Tugend. Ein Schäferspiel mit Chören in einem Aufzug. Oedenburg 1798.[8]
- Feldblumen, auf Ungarns Fluren gesammlet (sic) von Nina und Theone (mit Marianne von Tiell). 2 Bändchen, Jena 1800. (1: Digitalisat ; 2: Digitalisat )
- Neuere Gedichte von Theone. Tübingen 1806. (Digitalisat )
- Die That. Trauerspiel in fünf Akten. Der Schuld von Adolph Müllner erster Theil. Pesth 1817. (Digitalisat )
- Gedichte. Gewählt, verbessert, vermehrt. 2 Theile, Leipzig 1818. (1: Digitalisat ; 2: Digitalisat )
- Rettung und Lohn. Ein Lustspiel in einem Aufzug. Agram 1823.[9]
- Stille Größe. Schauspiel in drey Acten. Kaschau 1824. (Digitalisat )
- Rogneda und Wladimir. Trauerspiel in drei Aufzügen. Kaschau 1824. (Digitalisat )
- Briefe über einen Theil von Croatien und Italien an Caroline Pichler. Pesth 1830. (Digitalisat )
Literatur
- Carl Wilhelm Otto August von Schindel: Die deutschen Schriftstellerinnen des 19. Jahrhunderts. 1 Theil. Brockhaus, Leipzig 1823, S. 13–30.
- Therese von Artner. In: Damen Conversations Lexikon. Band 1. Volckmar, Leipzig 1834, S. 314–315.
- Therese Artner. In: Herders Conversations-Lexikon. Band 1. Herder, Freiburg im Breisgau 1854, S. 277.
- Constantin von Wurzbach: Artner, Marie Therese von. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 1. Theil. Universitäts-Buchdruckerei L. C. Zamarski (vormals J. P. Sollinger), Wien 1856, S. 73–75 (Digitalisat).
- Artner. In: Heinrich August Pierer, Julius Löbe (Hrsg.): Universal-Lexikon der Gegenwart und Vergangenheit. 4. Auflage. Band 1. Altenburg 1857, S. 786 (zeno.org).
- Kurt Vancsa: Artner, Maria Theresia von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 1, Duncker & Humblot, Berlin 1953, ISBN 3-428-00182-6, S. 402 f. (Digitalisat).
- Magdalena Bauer: Therese von Artner und Marianne Neumann von Meißenthal. Zwei Repräsentantinnen der ersten Generation schreibender Frauen im österreichischen Raum. Dissertation, Wien 1992.
- Ivan Pederin: Therese von Artner und die österreichische Literatur des Biedermeiers in Zagreb. In: Österreich in Geschichte und Literatur. Band 28, 1984, S. 300–312.
- Susanne Kord: Ein Blick hinter die Kulissen. Deutschsprachige Dramatikerinnen im 18. und 19. Jahrhundert. Metzler, Stuttgart 1992, ISBN 3-476-00835-5, S. 244–246.
- Florian Lamke: Maria Theresia von Artner (Theone, 1772–1829) (PDF; 10,3 MB). In: Achim Aurnhammer und C. J. Andreas Klein (Hrsg.): Johann Georg Jacobi in Freiburg und sein oberrheinischer Dichterkreis 1784–1814. Katalog der Ausstellung vom 31. Mai bis zum 14. Juli 2000. Universitätsbibliothek, Freiburg 2000 (Schriften der Universitätsbibliothek Freiburg im Breisgau. 25), S. 79–82.
- Wynfrid Kriegleder: Theresia von Artner und ihr vaterländisches Heldengedicht „Die Schlacht von Aspern“. In: Andrea Seidler und Wynfrid Kriegleder (Hrsg.): Deutsche Sprache und Kultur, Literatur und Presse in Westungarn / Burgenland. edition lumière, Bremen 2004, ISBN 3-934686-17-6, S. 249–266.
- Artner Therese von. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 1, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1957, S. 31.
- Therese von Artner: Briefe über einen theil von Croatien und Italien an Caroline Pichler. 1830 (beic.it).
Weblinks
- Literatur von und über Therese von Artner im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Gedichte von Therese von Artner auf deutsche-liebeslyrik.de
- d’Espagnes Tod, ein Teil des Epos Die Schlacht von Aspern
Einzelnachweise
- Nur Wilhelmine, Charlotte und Amalie erreichten das Erwachsenenalter, Josephe starb bereits 1784.
- Schindel, S. 16.
- Schindel, S. 17.
- Nach ihrer Heirat veröffentlichte sie unter dem Namen Marianne von Neumann-Meißenthal.
- Therese von Artner veröffentlicht hier unter anderem 1820 ihr Gedicht Die Schranken der Endlichkeit.
- Sie veröffentlichte in der Iris unter anderem 1805 das Gedicht Die Gewohnheit.
- Damen Conversations Lexikon, S. 315.
- Kein Exemplar nachweisbar
- Kein Exemplar nachweisbar