Theater Wismar
Das Theater Wismar befindet sich auf dem Gelände der Hochschule Wismar – University of Applied Sciences Technology, Business and Design – an der Phillip-Müller-Straße in der Hansestadt Wismar.
Geschichte
Am 2. Oktober 1842 entstand in der Mecklenburger Straße nach dem Entwurf des Wismarer Baumeisters Heinrich Thormann das ursprüngliche Theater. Mit dem Drama Der Sohn der Wildnis von Friedrich Halm wurde es eröffnet. Im Jahr 1860 bekam der Direktor des Rostocker Stadttheaters Albert Ellmenreich die Konzession für 40 Vorstellungen. Danach folgte ein Wechsel der Direktoren des Theaters in rascher Folge.
Knapp-Girard trat besonders unter ihnen hervor. Er leitete das Theater von 1880 bis 1901. Auf ihn folgten der Theaterleiter Hans Polte und die Künstler Hans Albers und Barsch, durch welche das Theater einen Aufschwung erlebte. Von 1918 bis 1925 übernahm Nowakowski die Leitung des Theaters, der das Mecklenburgische Landestheater durch einen Vertrag für 50 Vorstellungen im Jahr verpflichtete.
Eine Blütezeit erlebte das Theater nach dem Zweiten Weltkrieg. Als erster Intendant nach 1945 baute Peter-Christian Will ein eigenes Ensemble auf und erfüllte das Alte Theater mit neuem Leben. In der Nacht zum 9. Januar 1948 brannte das Theater wegen einer defekten Lichtleitung bis auf die Grundmauern nieder. Das war bis zum Beginn des Neubaus am 10. Februar 1948 das vorläufige Ende des Theaters. Der Neubau wurde erst durch staatliche Mittel und eine hohe Spenderresonanz möglich gemacht. Aus einer alten Infanteriekaserne entstand das neue Theater, so wie es heute noch vorzufinden ist. Der Entwurf stammte von Leo Einzig.
In den Jahren 1950 bis 1952 leitete Intendant Hanns Anselm Perten das Theater. Er war nicht nur ein großer Förderer der Dramatik, sondern auch einer der Initiatoren der damaligen Rügenfestspiele. Als Nationalpreisträger führte er Regie bei der Ballade Klaus Störtebeker von Nationalpreisträger Kurt Barthel. An den Besucherzahlen lässt sich die Liebe der Wismarer zum Theater ablesen. Allein in den Jahren 1954 bis 1955 besuchten ca. 201.019 Menschen das Theater. 1954 und 1955 wurde unter dem Intendanten Heinz Bornmann ein Festprogramm für die 725-Jahr-Feier erstellt.
1962 begann die Auflösung des Wismarer Theaterensembles. 1962/1963 war die letzte Spielzeit für das Wismarer Mehrsparten-Ensemble. Nach der Auflösung des Ensembles brach die Schweriner Zeit an. Das Theater Wismar wurde nunmehr vom Staatstheater Schwerin, unter Leitung von Professor Hellberg als zweites Haus übernommen. In der folgenden Sommerpause wurden die Lichtanlagen modernisiert, um eine weitere Tragödie zu verhindern. Die alten Holzklappstühle wurden durch gepolsterte Sitze ersetzt.
Im Zuge der Konzepte Hochschule Wismar 2020 wird das Theater Wismar seit dem Jahr 2007 zum ersten Passivhaustheater Deutschlands umgebaut. Die Energiekosten für den Betrieb sollen auf ein Viertel reduziert werden. Geplant und ausgeführt wird das Bauvorhaben durch das Institut für Gebäude+Energie+Licht Planung Wismar.
Im April 2008 wurde das neue Foyer des Theaters eingeweiht.
Niederdeutsche Bühne
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es in Wismar ausschließlich plattdeutsche Vereine. Nachdem Mitglieder des Plattdeutschen Vereins im Jahre 1925 auf einem Volksfest in Wismar das Stück De beiden Babendieks aufgeführt hatten, kam der Vorschlag, in Wismar eine Volksbühne zu eröffnen.
Am 7. September 1925 war die erste Gründerversammlung. Max Breuel wurde zum ersten „Steuermann“ erklärt. Er wählte als erstes Stück De Verschriewung von Heinrich Behnken. Von 1927 bis 1930 übernahm Willi Dethloff die Leitung und unter ihm erfuhr die Niederdeutsche Bühne großes Ansehen.
Literatur
- Jürgen Borchert: Was ich von Wismar weiß. Hinstorff, Rostock 2000, ISBN 3-356-00875-7.
- Leo Martens: Wismarer Theatergeschichte durch die Jahrhunderte. In: Festschrift zur 725-Jahrfeier der Stadt Wismar. Schweriner Volkszeitung, Schwerin 1954, OCLC 614686669.
- Ulf Manhenke: 50 Jahre Theater der Hansestadt Wismar.
- Christian Roedig: Beifallsstürme, Hochrufe und Lorbeerkränze. Wismars Theaterleben vom Kaiserreich zur Weimarer Republik. Callidus, Wismar 2015, ISBN 978-3-940677-76-1.