The Stations of the Cross – Lema Sabachthani

The Stations o​f the Cross – Lema Sabachthani i​st ein Zyklus v​on 14 Bildern d​es US-amerikanischen Malers Barnett Newman, d​ie zwischen 1958 u​nd 1966 entstanden sind.

The Stations of the Cross – Lema Sabachthani, National Gallery of Art

Der Zyklus w​urde erstmals 1966 i​m New Yorker Guggenheim Museum ausgestellt, d​ies war gleichzeitig Barnett Newmans e​rste Einzelausstellung i​n einem Museum. Heute werden d​ie Bilder a​ls Leihgabe v​on Robert u​nd Jane Meyerhoff i​n der National Gallery o​f Art i​n Washington i​n einem eigenen Raum präsentiert. Ein weiteres Gemälde m​it dem Titel Be II w​ird seit d​er Guggenheim-Ausstellung i​mmer zusammen m​it dem Zyklus gezeigt.

Daten

Be II
Barnett Newman
Link zum Bild
(Bitte Urheberrechte beachten)

14 Bilder, 1958 – 1966,
198 × 152 cm, Ölfarbe, Magna oder Acrylfarbe auf Leinwand
Be II, 198 × 152 cm, 1961
National Gallery of Art, Washington DC, Robert and Jane Meyerhoff Collection

Geschichte

1958 erlitt Newman einen Herzinfarkt. Im Februar 1958, bald nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus, schuf er ein Bild, das er später Station I genannt hat. Es war das erste eines von Newman zwar konzipierten aber nicht von vornherein auf 14 Bildern festgelegten Zyklus. Das Bild hat mit den Maßen 198 × 152 cm etwa die Größe eines erwachsenen Mannes. Gemalt ist es auf grober, nicht grundierter Leinwand. Über die mit Ölfarbe monochrom gemalte weiße Farbfläche läuft im rechten Drittel vertikal ein schwarzfleckiger Streifen – der für Newmans Arbeiten seit 1948 typische Zip, die linke Bildseite wird durch einen Zip in reinem Schwarz abgeschlossen. Diesem Bild folgten in rascher Folge zwei weitere Bilder im selben Format, ebenfalls mit der reduzierten Palette von Weiß und Schwarz, die sich nur durch die Art, die Breite und die Anordnung der jeweiligen Zips unterscheiden. Erst mit dem vierten Bild erhielt die Serie ihren Namen The Stations of the Cross – Lema Sabachthani.[1] Newman hat rund acht Jahre, mit jeweils längeren Unterbrechungen, an der Serie gearbeitet.

1966 wurde der Zyklus erstmals öffentlich im Guggenheim-Museum in New York in einem separaten Raum ausgestellt. Ergänzt wurde er um ein weiteres Bild mit dem Titel B II. Bei diesem Bild wird das weiße Farbfeld an seinen beiden äußeren Rändern von jeweils einem schmalen rotorangen und einem schwarzen Zip abgeschlossen. Dieses Bild ist seit der Ausstellung 1966 fester Bestandteil des Kreuzweg-Zyklus. Vom 7. Juni bis 12. Oktober 2014 zeigt das de Young-Museum in San Francisco den Zyklus innerhalb der Ausstellung Modernism from the National Gallery of Art: The Robert & Jane Meyerhoff Collection in einem eigenen Raum[2], so wie es Barnett Newman gewünscht hat, der diese fünfzehn Bilder immer als ein Werk betrachtet hat.

Deutungen

Newman selbst h​at sich mehrmals z​u seinem Werk mündlich i​n Interviews u​nd schriftlich geäußert, d​as scheinbar s​o offensichtlich e​inen Bezug z​um christlichen Kreuzweg m​it seinen vierzehn Stationen u​nd den Worten Jesu a​m Kreuz – d​as aramäische Lema Sabachthani – herstellt.[3]

In einem Text für die amerikanische Kunstzeitschrift ARTnews vom Mai 1966 betont er aber, dass das Werk von keiner Kirche in Auftrag gegeben wurde und dass es sich hier nicht um Kirchenkunst im herkömmlichen Sinne handle.[4] In den Bildern gehe es vielmehr um die Passion, die Frage nach dem Leid des Menschen. „Warum hast du mich verlassen? Warum mich verlassen. […] Diese nach keiner Antwort heischende Frage ist schon sehr alt – sie existiert seit Jesus – seit Abraham – seit Adam – es ist die Urfrage überhaupt.“[5] So wie die Passion Christi keine Aneinanderreihung von Anekdoten sei, sondern ein einziges Ereignis umfasse, so bildeten die 14 Gemälde zusammen eine vollständige Aussage zu einem einzigen Thema, wenn auch jedes einzelne für sich stehe und in seiner Unmittelbarkeit einzigartig sei.[6]„Der Aufschrei Lema – das Wozu – das ist die Passion, und das ist es, was ich in diesen Gemälden hervorzuholen suchte.“[7]

Schriften Barnett Newmans

  • Barnett Newman: Schriften und Interviews. 1925–1970. Aus dem Amerik. von Taracisius Schebert. Bern, Berlin: Gachnang & Springer 1990. ISBN 3-906127-47-8. Darin:
The Stations of the Cross, Lema Sabachthani. In: Newsweek. 9. Mai 1966. S. 100.
The Fourteen Stations of The Cross. 1958–1966. In: ARTnews. 66. Nr. 2. April 1967. S. 29.
Ein Gespräch: Barnett Newman und Thomas B. Hess. 1966.

Literatur

  • Barnett Newman: The Stations of the Cross: Lema sabachtani. Ausstellungskatalog. Mit Beiträgen von Lawrence Alloway und Barnett Newman. New York: Guggenheim Museum 1966.
Darin: Lawrence Alloway: “The Stations of the Cross and the Subjects of the Artist.” S. 11–16.
  • Franz Meyer: Barnett Newman: The Stations of the Cross: Lema Sabachthani. Richter & Fey 2004. ISBN 978-3-93380769-4
  • Gabriele Schor: Barnett Newman. Die Druckgraphik. 1961–1969. Stuttgart: Hatje 1996. ISBN 3-7757-0609-7. Darin: The Stations of the Cross, Lema Sabachtani. S. 294–295
  • Martin Roman Deppner: The stations of the cross – ein jüdisch-christlicher Dialog in der Kunst. Marc Chagall und Barnett Newman. In: Das Bild Gottes in Judentum, Christentum und Islam. 2009.
  • Barnett Newman : a catalogue raisonné. Hrsg. Richard Shiff, Barnett Newman u. a. New York: Yale Univ. Press. 2006.

Einzelnachweise

  1. The Stations of the Cross = engl. Kreuzweg; Lema Sabachthani = aramäisch Warum hast du mich verlassen?
  2. de Young – Modernism from the National Gallery of Art: The Robert & Jane Meyerhoff Collection
  3. Mk 15,34 ; Mt 27,46 
  4. ARTnews 65. Nr. 3, Mai 1966. S. 26–28.
  5. Barnett Newman: The Stations of the Cross, Lema Sabachthami. In: Newsweek. 9. Mai 1966, S. 100.
  6. Newman in ArtNews, 3. Mai 1966. S. 27.
  7. Newman in ARTNews 65. Nr. 3. Mai 1966. S. 27.
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