The Scene (Subkultur)
Unter The Scene wird eine Computer-Subkultur verstanden, die sich im Wesentlichen zum Ziel gesetzt hat, Musik, Filme und Computerspiele innerhalb ihrer eigenen Netzwerke zu verbreiten, meist noch vor deren offiziellen Veröffentlichung. Im deutschsprachigen Raum wird oft auch die Bezeichnung „Die Scene“ benutzt. Die Szenemitglieder selbst nennen sich meist „Scener“. Die Szene hat ihre eigenen Strukturen, Etiketten und Regeln und unterteilt sich in mehrere, meist international verteilte Release Groups.[1] Die Groups selbst sind oft auf die Veröffentlichung und Verbreitung von bestimmten Datenträgern spezialisiert, wie beispielsweise DVD-Scene, MP3-Scene etc. Sie treffen sich meist in anonymen und verschlüsselten IRC- und anderen Chat-Kanälen, wo sie sich über die Vorgehensweise der einzelnen Releases austauschen.
Die Szene ist in drei Hauptszenen unterteilt: Die Legit-scene, STR-Scene und die str0-scene. Zu diesen Szenen gehören Release Groups und Trader. Die Release Groups sind für die Erstverbreitung jeder Software, Filme und Musik verantwortlich und erstellen diese meist noch vor ihrer Erstveröffentlichung (zusammengefasst unter dem Begriff Warez). Trader dagegen haben sich auf die Verbreitung der Daten spezialisiert. Viele Trader verschieben die Warez zwischen den Scenes damit die gleichen Inhalte in allen Subscenes vorhanden sind. Als letzte Instanz der Verbreitung gilt das Filesharing, wobei die Filesharing-Nutzer nicht als Teil der Szene bezeichnet werden. Die Filesharing-Szene unterteilt sich in weitere Gruppen (BitTorrent, Leecher, OneClick (WebWarez), FXP-Boards).
Die Erstverbreitung von Warez geschieht über die Sites bzw. Dumps. Sobald eine Releasegroup ihr Release erstellt hat, wird es auf den Sites verteilt. Trader verschieben die Releases zu den Sites, auf denen das Release noch nicht vorhanden ist. Innerhalb von wenigen Minuten hat sich das Release auf fast alle Sites verteilt. Die Anzahl der Sites der Szene ist nicht bekannt.
Das FBI, und auch die deutschen Behörden verfolgen die Aktivitäten der Scene. Das FBI bezeichnet auf ihrer Website „The Scene“ als „highly organized“ und als „Syndikat“[2] im Rahmen ihrer Abteilung Cyber Investigations, zusammengefasst unter dem Projektnamen „Operation Buccaneer“.[3]
Abkömmlinge der Scene ist auch die Demoszene, die sich später von den Idealen der Cracker trennte, um ihr Können und Wissen in kreativen, digitalen Kunstwerken (Demos) zu verbreiten. Auch sie nennen sich heute noch „Sceners“.[4]
Geschichte
Die Anfänge der Szene gehen auf die 1980er Jahre zurück, als der PC Einzug in private Haushalte hielt. Die entstandene Nachfrage nach Software, vor allem nach Computerspielen, führte dazu, dass zunächst Einzelgänger den eingebauten Kopierschutz aus Datenträgern zu cracken begannen. Hieraus entwickelten sich kurze Zeit später Gruppen, die das Cracken und Verbreiten von Kopien als Wettbewerb untereinander betrieben. Die neu entstandene Szene tauschte in privaten BBS (Bulletin Board System) ihr Wissen und vor allem die Kopien aus. Die ersten BBS gab es in den USA, während ähnliche Systeme sich allmählich in Australien und Europa rasch ausbreiteten. Die BBS haben zu damaligen Zeiten noch ihre Telefonnummern in mehr oder wenigen privaten Kanälen ausgetauscht, von wo aus sich interessierte über ein Modem einwählen konnten. Gewöhnlicherweise horteten BBS mehrere Megabytes an Kopien. Die größten BBS stellten mehrere hundert Megabytes an Daten und mehrere Telefonleitungen zur Einwahl zur Verfügung, die zu damaligen Zeiten mit hohen Kosten verbunden waren. Zu ihren Tauschobjekten zählten meist Programme oder Computerspiele, deren Kopierschutz vor der szeneinternen Verbreitung gecrackt wurden. Die Coder verzierten die von ihren Groups gecrackte Software vor der Verbreitung mit sogenannten Cracktros, deren Dateigröße meist zwischen 4 und 64 Kilobyte lag. Die Cracktros galten als eine Art Signatur für die einzelnen Groups und sorgten dafür, dass die jeweilige Group den Respekt für den Release erntete.
Aus der Kunst, vor jedem Release ein auffälliges Cracktro zu basteln, ist auch die ausschließlich legal agierende Demoszene entstanden, die sich nur noch zum Ziel setzte, digitale Kunstwerke zu schaffen.
Weblinks
Einzelnachweise
- Evrim Sen, Jan Krömer: NO COPY - Die Welt der digitalen Raubkopie, Klett-Cotta, S. 51 ff.
- Christopher A. Wray: Statement of Christopher A. Wray. 23. März 2004. Archiviert vom Original am 5. März 2009. Abgerufen am 16. Dezember 2014.
- United States Department of Justice: Operation Buccaneer. Archiviert vom Original am 5. März 2009. Abgerufen am 16. Dezember 2014.
- Adok/Hugi: http://www.scheib.net/play/demos/what/hugi/index.html (Stand: 7. November 2008)