Text Encoding Initiative
Die Text Encoding Initiative (TEI) ist eine 1987 gegründete Organisation (seit 2000 als TEI-Konsortium organisiert) und ein gleichnamiges Dokumentenformat zur Kodierung und zum Austausch von Texten, das diese entwickelt hat und weiterentwickelt. In der aktuellen Version P5 basiert das Format auf XML und ist in einer Metasprache definiert, aus der formale Schemata wie DTD, XML Schema und RELAX NG Schema abgeleitet werden können.
TEI hat sich zu einem De-facto-Standard innerhalb der Geisteswissenschaften entwickelt,[1] wo es zum Beispiel zur Kodierung von gedruckten Werken (Editionswissenschaft) oder zur Auszeichnung von sprachlichen Informationen (Linguistik) in Texten verwendet wird.
Geschichte
TEI wurde seit 1988 auf der Grundlage von SGML entwickelt, der erste Entwurf P1 (P für englisch proposal – Vorschlag) erschien 1990. Nach einer Zwischenversion P2 (1992), die Erweiterungen und Korrekturen enthielt, wurde 1994 die wiederum erweiterte TEI-Version P3 – die erste stabile Version – verabschiedet. Mit der Entwicklung und Verbreitung von XML musste auch TEI weiterentwickelt werden. Zu diesem Zweck wurde im Jahr 2000 das TEI-Konsortium gegründet. Die erste XML-Version P4 erschien 2002, gleichzeitig entstand die Version TEI Lite mit einem abgespeckten Umfang an Elementen. Seit 2005 wurde die Version P5 erarbeitet, die am 1. November 2007 freigegeben wurde.[2] Sie wurde technisch gründlich überarbeitet und inhaltlich erweitert, unter anderem wurde ein Standard zur Beschreibung von Handschriften (MASTER) integriert.
Technik
TEI ist aus verschiedenen sachbezogenen Modulen aufgebaut, die beispielsweise Elemente für die Dokumentstruktur, zur Auszeichnung von Gedichten und Dramen, zur Markierung einzelner Zeilen und Seiten, für Tabellen, für textkritische Anmerkungen oder für Sprachkorpora, Terminologien und Wörterbücher enthalten. Es gibt einen Kern von Modulen, der allgemeine Elemente wie <p/>
für Absätze enthält. Dieser Kern kann je nach Projekt um benötigte Module erweitert werden, die eine sehr differenzierte Auszeichnung von Textmerkmalen ermöglichen.
Das TEI-Schema für eine konkrete Anwendung wird selbst als TEI-Dokument in einer Metasprache definiert (genannt ODD-Dokument: One Document Does it all). Aus dem ODD-Dokument können automatisch formale Schemata, etwa DTD, XML Schema und Relax-NG-Schema generiert werden.[3] Sowohl für die Anpassung von TEI als auch für die Erzeugung der Schemata bieten die TEI-Webseiten Werkzeuge.
Beispiele
Hallo Welt!
<?xml version="1.0" encoding="UTF-8"?>
<TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">
<teiHeader>
<fileDesc>
<titleStmt>
<title>Hallo Welt!</title>
</titleStmt>
<publicationStmt>
<p>Demo für Wikipedia</p>
</publicationStmt>
<sourceDesc>
<p>Originales Werk, keine Vorlage</p>
</sourceDesc>
</fileDesc>
</teiHeader>
<text>
<body>
<p>Hallo Welt!</p>
</body>
</text>
</TEI>
Praxisbeispiel
Das folgende Beispiel kodiert ein Gedicht mit detaillierten bibliografischen Angaben sowie Angaben zur Zeilen- und Seitenzählung (TEI Lite).
<?xml version="1.0" encoding="UTF-8"?>
<TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">
<teiHeader>
<fileDesc>
<titleStmt>
<title>Auf dem Brocken</title>
<author>Heinrich Heine (1797–1856)</author>
<respStmt>
<name>Wiki Autor</name>
<resp>Umwandlung in TEI-konformes XML</resp>
</respStmt>
</titleStmt>
<publicationStmt>
<p>aus Wikisource, der freien Quellensammlung
(<ptr target="http://de.wikisource.org/wiki/Auf_dem_Brocken"/>)</p>
</publicationStmt>
<sourceDesc>
<biblFull>
<titleStmt>
<title level="a">Auf dem Brocken</title>
<title level="m">Buch der Lieder</title>
<title level="m" type="sub">Aus der Harzreise</title>
<author>Heine, Heinrich</author>
</titleStmt>
<publicationStmt>
<publisher>Hoffmann und Campe</publisher>
<pubPlace>Hamburg</pubPlace>
<date>1827</date>
<availability>
<p>Gemeinfrei, keine Nutzungsbeschränkungen</p>
</availability>
</publicationStmt>
</biblFull>
</sourceDesc>
</fileDesc>
</teiHeader>
<text>
<body>
<pb n="302"/>
<head>Auf dem Brocken.</head>
<lg type="stanza">
<l>Heller wird es schon im Osten</l>
<l>Durch der Sonne kleines Glimmen,</l>
<l>Weit und breit die Bergesgipfel,</l>
<l>In dem Nebelmeere schwimmen.</l>
</lg>
<lg type="stanza">
<l n="5">Hätt’ ich Siebenmeilenstiefel,</l>
<l>Lief ich, mit der Hast des Windes,</l>
<l>Ueber jene Bergesgipfel,</l>
<l>Nach dem Haus des lieben Kindes.</l>
</lg>
<lg type="stanza">
<l>Von dem Bettchen, wo sie schlummert,</l>
<l n="10">Zög’ ich leise die Gardinen,</l>
<l>Leise küßt’ ich ihre Stirne,</l>
<l>Leise ihres Munds Rubinen.</l>
</lg>
<lg type="stanza">
<l>Und noch leiser wollt’ ich flüstern</l>
<l>In die kleinen Lilien-Ohren:</l>
<l n="15">Denk’ im Traum, daß wir uns lieben,</l>
<l>Und daß wir uns nie verloren.</l>
</lg>
</body>
</text>
</TEI>
Weblinks
- Offizielle Website des TEI-Konsortiums
- TEI in der Praxis
- Text Encoding Initiative auf GitHub
- Sichtungen online: „‘Yesterday’s Information Tomorrow’: Die Text Encoding Initiative“
- Christof Schöch, Ein digitales Textformat für die Literaturwissenschaft: Die Richtlinien der Text Encoding Initiative und ihr Einsatz bei Textkonstitution und Textanalyse, Romanische Studien 4 (2016): 325–364.
Einzelnachweise
- Matthew L. Jockers, Rosamond Thalken: Text Analysis with R: For Students of Literature (= Quantitative Methods in the Humanities and Social Sciences). Springer International Publishing, Cham 2020, ISBN 978-3-03039642-8, S. 134, doi:10.1007/978-3-030-39643-5 (springer.com [abgerufen am 27. April 2020]).
- P5: Guidelines for Electronic Text Encoding and Interchange. Historical Background tei-c.org
- P5: Guidelines for Electronic Text Encoding and Interchange. The TEI Infrastructure tei-c.org