Teja Tscharntke
Teja Tscharntke (* 13. Juli 1952 in Harsum) ist ein deutscher Soziologe, Biologe und Professor für Agrarökologie an der Universität Göttingen.
Leben
Tscharntke studierte von 1973 bis 1981 Soziologie und Biologie an den Universitäten Marburg und Gießen. 1978 wurde er Diplom-Soziologe an der Uni Marburg und 1981 Diplom-Biologe. 1986 wurde er an der Universität Hamburg promoviert; 1992 folgte die Habilitation (venia legendi) in Zoologie am Karlsruher Institut für Technologie.
Tscharntke ist seit 1993 Professor für Agrarökologie an der Georg-August-Universität Göttingen und hat >80 Agrarökologen promoviert (Stand 2019). Mehr als 15 Absolventen sind mittlerweile zu Professoren ernannt, darunter Ingolf Steffan-Dewenter, Alexandra-Maria Klein, Yann Clough, Peter Batary, Christoph Scherber, Katja Poveda, Catrin Westphal, Martin Entling, Jason Tylianakis, Jochen Krauss, Thomas C. Wanger, Ingo Grass, und viele andere sind nach wie vor in der Wissenschaft und im Naturschutz aktiv.
Tscharntke ist im deutschsprachigen Raum (Deutschland, Österreich und Schweiz) der am meisten zitierte Ökologe und gehört seit 2015 zu den "Highly Cited Researcher" weltweit. Laut google scholar (Juli 2021) wurden seine Publikationen >78.000 mal zitiert (h-index 138).
Forschung und Lehre
Die Forschung und Lehre von Tscharntke und seiner Arbeitsgruppe beschäftigt sich mit der Biodiversität und ihren Funktionen in gemanagten und natürlichen Ökosystemen. Ein Schwerpunkt liegt in der Struktur von Agrarlandschaften und ihrer Bedeutung für die lokale Zusammensetzung funktionaler Biodiversität.
Die Forschung thematisiert Biodiversität und Zusammensetzung der Lebensgemeinschaften von Pflanzen und Tieren sowie Pflanze-Insekt-Interaktionen. Bestäubung und Schädlingskontrolle werden in Agrarökosystemen untersucht, mit Schwerpunkt auf der Bedeutung der Landschaftsstruktur in den gemäßigten Breiten und den Tropen (Indonesien, Indien, Madagaskar, Peru, Südafrika). Interdisziplinäre, sozioökonomisch-ökologische Projekte befassen sich mit Ökosystemleistungen der Artenvielfalt und dem agrarökologischen Landschaftsmanagement. Die Lehre in Agrarökologie erfolgt im Rahmen der Studienrichtungen Ressourcenmanagement und Biodiversität, zielt aber auch auf Studierende der Biologie, Forstwissenschaften und Geographie.
Die Öffentlichkeit wird über Forschungsergebnisse der Agrarökologie oft informiert. Eine Diversifizierung in der Landwirtschaft durch lange Fruchtfolgen oder Strukturelemente wie Hecken und Blühstreifen ist für die Artenvielfalt und viele ökologische Prozesse von Vorteil, oft aber auch mit Kosten für Landwirtinnen und Landwirte verbunden. Welche Maßnahmen sowohl mit ökologischen als auch mit ökonomischen Vorteilen verbunden sind, haben Tscharntke und seine Mitarbeiter systematisch untersucht, in den gemäßigten Breiten wie in den Tropen. Der Aufbau der Landschaft spielt dabei eine zentrale Rolle. Lokales Management erreicht nur Arten, die auch im Artenpool der umgebenden Landschaft vorkommen, so dass der Vernetzung von Landschaftselemente große Bedeutung für den Austausch von Populationen zukommt.
Auszeichnungen
- seit 2015: Highly Cited Researcher im Web of Science, d.h. unter den top 1% der am meisten zitierten Wissenschaftler
- 2020: Marsh Award for Ecology der British Ecological Society (gestiftet durch die Wohltätigkeitsorganisation Marsh Christian Trust)[1]
- 2020: Award for Insect Conservation durch die Royal Entomological Society
- 2021: Ehrenmedaille der Gesellschaft für Ökologie (GfÖ) für herausragende und zukunftweisende Leistungen in der ökologischen Forschung, verbunden mit einer lebenslangen GfÖ Mitgliedschaft.
Einzelnachweise
- Auszeichnung für Göttingen Agrarökologen: Prof. Dr. Teja Tscharntke erhält Marsh Award der British Ecological Society. 7. September 2020, abgerufen am 7. September 2020.