Tōge Sankichi
Tōge Sankichi (jap. 峠 三吉, wirklicher Name: Tōge Mitsuyoshi (bei gleicher Schreibung); * 19. Februar 1917 in Toyono (heute: Toyonaka), Präfektur Osaka; † 10. März 1953) war ein japanischer Dichter. Er überlebte den Atombombenabwurf auf Hiroshima und verstarb 1953 an den Spätfolgen. Er ist Mitbegründer der sogenannten Atombombenliteratur. Sein Werk zählt zur Atombombenliteratur der ersten Generation, also derjenigen Schriftsteller, die den Abwurf selbst erlebten.[1]
Leben
Tōge wurde als Sohn eines Fliesenherstellers Kiichi Tōge in Toyonaka geboren. Kurz nach seiner Geburt zog die Familie nach Hiroshima, in die Heimatstadt seines Vaters. Er besuchte dort die Handelsschule und begann Gedichte zu schreiben. Von Kindheit an litt er an einer Erkrankung der Bronchien, die ihn zeitlebens quälte. Am 6. August 1945 erlebte er etwa drei Kilometer vom Hypozentrum entfernt den Abwurf der Atombombe auf Hiroshima. 1951 erschien seine dokumentarische Gedichtsammlung „Atombomben-Gedichte“ (原爆詩集, Gembatsu shishū), die vom unmittelbaren Erleben des Abwurfs geprägt ist. 1949 trat er in die Kommunistische Partei Japans ein. Auf dem Weg zu einer Versammlung der Literaturgesellschaft Neues Japan 1952 in Tokio, verschlechterte sich sein Gesundheitszustand, sodass er ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Acht Jahre nach dem Abwurf unterzog er sich einer Operation. Er verstarb 1953 auf dem Operationstisch im Alter von 36 Jahren.
Werke
Tōges 1951 veröffentlichte und ein Jahr später vollendete Gedichtsammlung ist zugleich auch sein wichtigstes und bekanntestes Werk. Die Sammlung wird eingeleitet mit den Worten:
„Gewidmet den Menschen, denen das Leben durch die Atombomben geraubt wurde, die am 6. August 1945 auf Hiroshima und am 9. August auf Nagasaki fielen; gewidmet den Menschen, die bis zum heutigen Tag Todesängste durchleiden müssen, und den Menschen, die Zeit ihres Daseins das Durchlebte nie vergessen werden; gewidmet jenen, die überall in der Welt die Atombombe hassen.“
Eines seiner bekanntesten Werke, geschrieben in Hiragana und vielfältig übersetzt, ist das programmatische Gedicht „Gebt mir die Menschen wieder“, das auch in einen Gedenkstein in Hiroshima für Sankichi Tōge eingraviert ist:[3]
Japanisch | Transkription | Deutsche Übertragung[4] | Englische Übersetzung[5] |
---|---|---|---|
ちちをかえせ ははをかえせ |
chichi o kaese haha o kaese |
Gebt mir meinen Vater, meine Mutter wieder |
Give back my father, give back my mother; |
Einzelnachweise
- 峠三吉. In: デジタル版 日本人名大辞典+Plus bei kotobank.jp. Abgerufen am 18. Mai 2013 (japanisch).
- Jürgen Berndt: An jenem Tag, S. 270
- Monument Dedicated to Sankichi Toge. Hiroshima Peace Memorial Museum, 2011, abgerufen am 20. Mai 2013 (englisch, Mit einer Abbildung des Gedenksteins).
- 65 Jahre Hiroshima: Gedichte eines Überlebenden. (Nicht mehr online verfügbar.) evangelisch.de, 6. August 2010, archiviert vom Original am 26. Dezember 2013; abgerufen am 20. Mai 2013 (Es handelt sich hierbei mehr um eine Übertragung, die sich an der englischen Übersetzung orientiert). Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Yoshiteru Kosakai: Hiroshima Peace Reader. Hrsg.: Hiroshima Peace Culture Foundation. 1983 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Literatur
- Jürgen Berndt (Hrsg.): An jenem Tag. Literarische Zeugnisse über Hiroshima und Nagasaki. 1. Auflage. Volk und Welt, Berlin 1985.
- E. Eichhorn: Materialien zur Vorlesung Genbaku Bungaku - Atombombenliteratur. (PDF; 174 kB) Beuth Hochschule für Technik Berlin, 2012, abgerufen am 20. Mai 2013 (Beinhaltet Jürgen Berndts Übersetzungen einiger Gedichte Toges).
Weblinks
- Urszula Styczek, Tomoko Nakamura, Toko Nakamura: Atomic Bomb Literature: A Bibliography. Hiroshima Literature Museum, abgerufen am 20. Mai 2013 (englisch).
- Gedichtsammlung „Atombomben-Gedichte“ bei Aozora Bunko (japanisch)