Style sapin
Der style sapin (dt. Tannenstil) ist eine in den 1900er Jahren in der Schweizer Stadt La Chaux-de-Fonds von Charles L’Eplattenier (1874–1946) und seinen Schülern geprägte Stilform des Jugendstils. Zu den Schülern L'Eplatteniers, die ebenfalls zumindest zeitweise im style sapin malten, gehörte zum Beispiel André Evard.[1]
Der style sapin zeichnet sich durch seine Aufnahme der Formen von Pflanzen und anderen Naturerscheinungen der Juraregion aus, und ist nach dem häufig auftauchenden Motiv des Tannenzapfens benannt. Die Kunstschule von La Chaux-de-Fonds schrieb 1911 in einem Bericht: «Die Grundlage unserer ornamentalen Studien bleibt stets die Tanne. Dieser Baum bietet uns in allen seinen Lebensaltern, im Ganzen oder im Detail, unerschöpfliche dekorative Ressourcen.»
«Seule la nature est inspiratrice», „nur die Natur inspiriert“, war das Leitmotiv des 1905 von L’Eplattenier geleiteten Cours supérieur d’art et de décoration, zu dessen Schülern auch Charles-Edouard Jeanneret, später als Le Corbusier bekannt, gehörte. Zu den Werken, die L’Eplattenier und seine Schüler im style sapin schufen, gehört Kunsthandwerk wie etwa Uhrengehäuse, und architekturale Dekoration wie zum Beispiel Charles-Edouard Jeannerets Entwurf für die Villa Fallet (1906). Das Krematorium von La Chaux-de-Fonds (1909–1910) gilt als Meisterwerk und als vollständigstes Beispiel des Stils.
Bei der Weltausstellung in Mailand im Jahr 1906 erhielten L’Eplattenier und seine Schüler für die 108 präsentierten Werke des Tannenstils ein Ehrendiplom. Mehrere dieser Werke sind im Kunstmuseum von La Chaux-de-Fonds ausgestellt. Drei Werke von Henriette Grandjean (1887–1968), eine Koffertruhe und zwei Keramiken, gehören zur Sammlung des Musée d’Orsay in Paris.
Belege
Quellen
- Ecole d’art et Style sapin, Stadtverwaltung La Chaux-de-Fonds, abgerufen im Oktober 2014
Einzelnachweise
- Alex Winiger: Die wehrhafte Schweiz und die Friedensinsel Schweiz: Zwei Monumente, zwei Konzepte. ETH Zurich, 2020, S. 11 p., doi:10.3929/ethz-b-000438158 (handle.net [abgerufen am 8. Oktober 2021]).