Straßenbahn Wien Type E
Die Type E sind mehrere Baureihen von Triebwagen der Straßenbahn Wien.
Es handelt sich hierbei um sechsachsige und für den Einrichtungsverkehr ausgelegte Gelenkwagen in Hochflurbauweise, die zwischen 1959 und 1990 in drei verschiedenen Varianten von Simmering-Graz-Pauker (SGP) sowie Lohner gebaut wurden und teilweise bis heute im Einsatz stehen. Sie entstanden als Lizenzbauten der vor allem in Deutschland weit verbreiteten Duewag-Gelenkwagen.
Allgemeines
Type E
Die Triebwagen der Type E waren die ersten Duewag-Gelenktriebwagen in Wien, die Notwendige Lizenz dazu erwarben vorerst die Lohnerwerke in Floridsdorf.
Die ersten beiden Prototypen mit elektrischer Ausrüstung von ELIN/Kiepe (E 4401) und Siemens (E 4402) erhielten von der Belegschaft der Lohnerwerke die Spitznamen "Emil" und "Edi". Daher bürgerte sich bei der Wiener Straßenbahn der Spitzname Emil für die Typen E ein. Der Prototyp E 4401 wurde am 6. Juli 1959 abgeliefert und nach umfangreichen und problemlosen Testfahrten am 6. Oktober der Öffentlichkeit präsentiert. Der Prototyp E 4402 hatte diverse Probleme mit der elektrischen Ausrüstung und blieb Zeit seiner Einsatzzeit ein Stiefkind der Werkstätten.[1] Um einen für den erwarteten größeren Fahrgastfluss notwendigen dreitürigen Einstieg am Heck zu erhalten, musste dieses im Gegensatz zur ursprünglichen Konstruktion stark verjüngt werden – man spricht in diesem Falle auch vom "Wiener Heck".[1]
Von 1959 bis 1962 wurden von SGP 30 und von Lohner 59 Fahrzeuge[2] der Type E in Serie produziert, jedoch war ihre Motorleistung für den Einsatz von Beiwagen zu gering und man beschloss später den Bau der weiterentwickelten Serie E1. Die Serienwagen erhielten Motore von ELIN (Lohner) bzw. Siemens (SGP), gesteuert wurde über ein Nockenschaltwerk.[1] Später wurden die Fahrzeuge auf Einmannbetrieb und die halbautomatische elektronische Fahrschaltersteuerung GEAMATIC von AEG umgerüstet.
Beide Prototypfahrzeuge befinden sich mittlerweile in der Sammlung des Wiener Straßenbahnmuseums.
Type E1
Von 1966 bis 1976 wurden die Fahrzeuge der Type E1 von SGP (238 Stück) und Lohner bzw. dessen Nachfolger Rotax-Bombardier (100 Einheiten)[3][4] hergestellt und am 30. Jänner 1967 auf der Linie 38 zum ersten Mal eingesetzt.[5] Im Gegensatz zu den E erhielten die E1 zwei 150 kW starke Motore, mit denen ein klagloser Beiwagenbetrieb auf allen Wiener Straßenbahnstrecken möglich wurde.[1] Ab 1971 wurden nur mehr schaffnerlose Fahrzeuge fertiggestellt sowie nach und nach die älteren für den Betrieb ohne Schaffner ausgerüstet. Wie bei der Type E wurde bei den E1 später ebenfalls die GEAMATIC in alle Fahrzeuge eingebaut. Ab 2009 wurden die Wagen mit Rückspiegeln und elektronischen Türfühlerkanten ausgestattet, da es zu mehreren Unfällen mit eingeklemmten Personen gekommen war. Die beiden Wagen 4866 und 4867 wurden für den Einsatz auf der Vienna Ring Tram (VRT) umgebaut.
Fahrzeuge dieser Type wurden unter anderem an die Straßenbahnbetriebe in Graz, Krakau, Miskolc, Braila und Craiova abgegeben. 2013 war geplant, dass die E1-Wagen bis 2017 abgestellt werden. Mit Stand Anfang März 2022 sind noch 7 E1 mit c4 Beiwagen auf der Linie 30 in Floridsdorf im Dienst.[6]
Die E1-Triebwagen verfügen über 40 Sitz- und 65 Stehplätze. Sie verkehrten entweder solo oder mit den Beiwagentypen c3 oder c4.
Type E2
Als die Produktion der Fahrzeuge der Type E1 eingestellt wurde, waren die Pläne für die Nachfolgegeneration E2 schon fertiggestellt. Sie basiert auf dem Typ Mannheim und unterscheidet sich von ihren Vorgängern außer durch das Design durch einige technische Neuerungen und ausklappbare Trittstufen. Ebenso wurde der Innenraum neu gestaltet, die Fahrzeuge erhielten jedoch dieselben Motoren (Type WD 785) wie die E1.[4] Seit August 1978 ist das erste Fahrzeug in Betrieb, 1990 wurde die Produktion der E2-Fahrzeuge eingestellt. 98 Wagen wurden von SGP gefertigt, 24 von Bombardier.[7] Ab 2009 wurden alle Fahrzeuge mit Rückspiegeln ausgestattet, um weiteren Vorfällen vorzubeugen. Alle Fahrzeuge erhielten in den Jahren 2009 bis 2011 moderne LED-Anzeigen sowie eine Choppersteuerung.[8]
Die E2-Triebwagen verfügen über 44 Sitz- und 58 Stehplätze. Sie verkehren planmäßig meist mit c5-Beiwagen, kommen vereinzelt aber auch solo zum Einsatz. Es wird davon ausgegangen, dass die E2-Wagen bis ungefähr 2025 eingesetzt werden.[9]
Für den Betrieb auf der Gürtellinie der Wiener Elektrischen Stadtbahn wurden von den Typen E2 und c5 die auch äußerlich sehr ähnlichen Typen E6 und c6 abgeleitet.
Weblinks
Einzelnachweise
- Harald Marincig: Wiener Gelenkwagen Type E. 1. Auflage. Bahn im Film, Wien 2007, ISBN 978-3-9502250-4-4, S. 4 ff.
- Type E (Wien, 1959-2007). Abgerufen am 27. März 2020. (Titel über Suchfunktion aufrufen!)
- Type E1 (Wien) im Stadtverkehr Austria Wiki, eingesehen am 21. November 2015
- Alfred Laula, Alfred Rosenkranz: Wiener Straßenbahnwagen. 1. Auflage. Verlag Josef Otto Slezak, Wien 1983, ISBN 3-85416-092-5, S. 74 ff.
- Type E1 – Straßenbahnjournal-Wiki. Abgerufen am 25. November 2021.
- E1 + c4-Garnituren nur mehr auf zwei Linien. In: Schienenverkehr aktuell. Nr. 11/2021. Minrex Verlag, 25. November 2021, ISSN 1663-5248, S. 637.
- Type E2 (Wien) im Stadtverkehr Austria Wiki, eingesehen am 21. November 2015
- Type E2 – Straßenbahnjournal-Wiki. Abgerufen am 25. November 2021.
- Alte Straßenbahnen länger im Einsatz