Straßenbahn Lima
Die Straßenbahn Lima existierte zwischen 1864 und 1965 als regelspurige Straßenbahn.
1864 wurde zwischen den beiden Endbahnhöfen der Eisenbahnstrecken nach Callao und Chorrillos eine regelspurige Pferdebahn eingerichtet. Im Jahre 1877 gründete sich die Empresa de Tramways de Lima und eröffnete am 24. März 1878 eine zweite Pferdebahnlinie in der Innenstadt von Lima. Diese beiden Strecken wurden von einer 1898 gegründeten Gesellschaft übernommen, erweitert und elektrifiziert. Durch diese Modernisierungen gelang es der Gesellschaft, die Fahrgastzahlen von bescheidenen 1,5 Millionen Passagieren im Jahr 1894 auf 13 Millionen 1904 zu steigern. Insgesamt gab es nun vier Linien in der Stadt:
Linie | Strecke |
A | Barfüßerkloster - Exposición |
B | Monserrate - Cercado |
C | Schlachthof - Acequia de Islas |
D | Malambito - Santa Rosa de las Monjas |
In diesem Jahr schloss die Gesellschaft einen neuen Konzessionsvertrag mit der Stadt, der eine Vereinheitlichung der Betriebsspannung auf 600 V und den Neubau von mindestens fünf Kilometern neuer Strecken vorsah. Zudem wurde die Gesellschaft zum kostenlosen Transport von Waren vom Schlachthof zum Markt verpflichtet. Bis 1906 war die Umstellung auf 600 V erfolgt, und bis 1910 wurden vier Linien neu eröffnet und die bestehenden verlängert, so dass folgendes Netz zur Verfügung stand.
Linie | Strecke | Länge |
A | Desamparado - Malambo | 2,5 km |
B | Monserrate - Cinco Esquinas | 7,4 km |
C | Schlachthof - Santa Rosa de las Monjas | 2,8 km |
D | Matienzo - Santa Clara | 2,5 km |
E | Malambito - Cocharcas | 7,0 km |
F | Exposición - Brücke Balta | 5,4 km |
G | La Victoria - Viterbo | 2,5 km |
H | Santo Domingo - Colmena | 1,6 km |
1910 wurde der Personenbetrieb mit insgesamt 47 Wagen auf 31,7 Kilometern durchgeführt. Hinzu kamen drei Wagen für die Wartung der Strecke und zwei für den Transport von Fleisch. Im Bereich der Innenstadt führten die Gleise durch die engen Straßen der Altstadt, so dass man gezwungen war, die Gleise in jeweils zwei parallel verlaufende Straßen zu legen.
Bereits 1902 hatten sich Geschäftsleute zusammengeschlossen, um auch die Vororte mittels einer Straßenbahn an die Hauptstadt anzuschließen. 1903 erhielten sie eine Konzession, und am 17. Februar 1904 konnte der erste provisorische Betrieb nach Barranco aufgenommen werden. Die Bahnen wurden an diesem Tag vom Erzbischof in Anwesenheit des Präsidenten Manuel Candamo und zahlreicher Minister geweiht. Am 1. April kam eine Verlängerung bis Chorrillos hinzu, so dass die Strecke nun eine Länge von 13,2 Kilometern hatte. Knapp vier Monate später, am 26. Juli, erhielt eine zweite Vorortstrecke nach Callao eine vorläufige Betriebserlaubnis. Am Tag darauf wurde die Bahn im Rahmen eines Festaktes durch Präsident Serapio Calderón eröffnet. Kurze Zeit darauf wurde die Strecke um 2,5 Kilometer verlängert und erreichte nun mit einer Gesamtlänge von 15,0 Kilometern den Vorort La Punta.
Nun existierten drei Gesellschaften, die Straßenbahnen in Lima betrieben. Da diese Gesellschaften und die hiesigen Elektrizitätswerke mehr oder weniger dieselben Besitzer hatten, wurde 1906 die Fusion der insgesamt sieben Betrieb beschlossen. So entstand 1907 die Empresas Eléctricas Asociadas, kurz EEA. Zeitweise lief diese Gesellschaft auch unter dem Namen Lima Light, Power & Tramways Co., kurz LLPTC. Die seit dem 26. Juli 1900 verkehrende Bahn nach Magdalena de Mar, welche ein Nachfolgeunternehmen einer zwischen 1875 und 1899 verkehrenden Bahn war, wurde 1907 ebenfalls übernommen. Die Gesellschaft übernahm zudem eine zwischen 1904 und dem 10. Juni 1910 existierende Parallelstrecke zwischen der Innenstadt und Chorrillos. Diese Strecke wurde vom Unternehmer Manuel Marca betrieben, musste aber aufgrund der Konkurrenz der EEA aufgeben.
Zu Beginn der 1920er bekam auch die Bahn in Lima mehr und mehr die Konkurrenz des Automobils zu spüren. So musste sich die Gesellschaft 1920 verpflichten, aus drei Straßen in der Innenstadt die Gleise zu entfernen, um Staus zu verhindern. Gleichzeitig erhielten Buslinien Konzessionen auf parallel verlaufenden Strecken. Auf den anderen Strecken musste sie allerdings den Takt verdichten, da die Regierung drohte, auch dort Busse einzusetzen. 1922 verlängerte man die Konzession der Bahn um 20 Jahre bis 1942. 1923 schloss die EEA einen Vertrag mit der Firma LATINALUX aus der Schweiz und Italien einen Vertrag zur Modernisierung des Netzes. Die Strecken erhielten moderne Gleise, Weichen und Ampeln, so dass sich der Fahrkomfort erhöhte. Trotz dieser Maßnahmen verlor die Bahn, welche nun rund 166 Kilometer Strecken betrieb, mehr und mehr Fahrgäste an Buslinien und Sammeltaxis. So wurde 1929 die erste Strecke stillgelegt. Um die Bahn am Leben zu erhalten, erhielt die EEA 1930 zwischen der Innenstadt und dem Badorten das alleinige Recht der Personenbeförderung. Da diese nicht im Sinne der Busunternehmer war, zettelten diese zum Teil gewalttätige Ausschreitungen an, in deren Verlauf etliche Wagen der EEA im Brand gesteckt und zerstört wurden.
1934 wurden die Stromversorgung und die Straßenbahn in zwei getrennte Gesellschaft untergebracht. Die Straßenbahn firmiert seitdem unter dem Namen Compañía Nacional de Tranvias, kurz CNT. Durch die weiter zunehmende Konkurrenz durch Busse und den privaten Autoverkehr geriet diese Gesellschaft immer mehr in wirtschaftliche Schieflage, so dass sie Mitte der 1950er verstaatlicht wurde. 1963 erhielt sie nochmals einen Kredit über 280.000 US-$. Am 18. September 1965 musste die Gesellschaft Konkurs anmelden. Am 19. Oktober stellte man den Betrieb ein. Seitdem gibt es in der Stadt Lima keinen geregelten ÖPNV mehr, da auch der Bau einer U-Bahn nicht über die erste, rund 9,8 Kilometer lange Strecke hinauskam.