Stephan Krismer
Stephan Krismer (umgangssprachlich: Karrer Stöffele, * 25. Dezember 1777 in Karres, Tirol; † 8. November 1869 in Kronburg bei Zams) war ein katholischer Priester und Gründer von drei Klöstern in Tirol. Er hat durch die Klostergründungen in Ried, Imst und Kronburg die Glaubenslandschaft des Tiroler Oberlandes nachhaltig geprägt. Während der 4. Bergiselschlacht zählte er zu den engsten Beratern von Andreas Hofer.
Leben
Krismer wurde 1777 in eine kinderreiche Familie in Karres geboren. Er wurde früh zum Vollwaisen. Trotz ärmlichster Verhältnisse besuchte er in Bruneck das Gymnasium. Daraufhin entschloss sich der junge Mann, in das Brixener Priesterseminar einzutreten. Nach der Priesterweihe 1804 folgten mehrere Jahre als „überzähliger Priester“ in seiner Heimatgemeinde Karres und als Kooperator in Arzl im Pitztal. Bald war er als bemühter und leidenschaftlicher Seelsorger im gläubigen Volk beliebt. Als überzeugter Patriot und kritischer Geist widersetzte er sich mehrmals der bayrischen Obrigkeit. Er bekundete offen seine Ablehnung gegenüber sämtlichen Verordnungen, die ihn an der Ausübung seiner priesterlichen Pflichten hinderten und die religiöse Freiheit des gläubigen Volkes willkürlich beschnitten. Berühmt ist in diesem Zusammenhang seine „Schrofe-Loch-Predigt“, die er 1808 in der Pfarrkirche von Arzl i. Pitztal hielt.
1809 fand er sich mitten in den Wirren des Freiheitskampfes wieder. Krismer verfiel als Feldkurat und Berater Andreas Hofers nie einem blinden Fanatismus, im Gegenteil, er versuchte mit Weisheit und Klugheit größeres Übel abzuwenden. Besonnen bemühte er sich um Waffenstillstand, freien Abzug der Oberländer Schützen und barmherzigen Umgang mit gefangenen bayrischen Soldaten.
Nach dem Freiheitskampf wirkte Krismer an mehreren Seelsorgestellen (Strengen, Prutz, Mils bei Imst, Fiss, Kronburg, Brennbichl). Diesem Umstand verdankte er auch den Namen „Wanderkurat“.
Er hat durch die Klostergründungen in Ried, Imst und Kronburg die Glaubenslandschaft des Tiroler Oberlandes nachhaltig geprägt. Während der 4. Bergiselschlacht zählte er zu den engsten Beratern von Andreas Hofer.
Es mag als Zeichen seiner Demut verstanden werden, dass er zeitlebens von Schuldgefühlen wegen seiner Beteiligung im Freiheitskampf 1809 geplagt wurde. Bis in das hohe Alter versuchte er deshalb zusammen mit den geistlichen Schwestern in den drei von ihm gegründeten Klöstern Ried, Imst und Kronburg die große Not der Landbevölkerung zu mildern und den christlichen Glauben zu verkünden.
Stephan Krismer starb 1869 mit 91 Jahren in Kronburg bei Zams und wurde dort auch beigesetzt.
Gedenktafeln befinden sich an den Fassaden der Pfarrkirchen in Karres, in See, in Strengen und in Ried i. Oberinntal.
Literatur
- Gschließer: Krismer, Stefan. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 4, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1969, S. 276 f. (Direktlinks auf S. 276, S. 277).
- Johannes Laichner: Stephan Krismer. Karrer Stöffele. Ein Glaubenspionier in bewegten Zeiten. Karres 2016.
- Arthur Achleitner: Stöffele. Lebensbild eines tirolischen Heldenpriesters. Regensburg-Wien 1918.
- Johannes Laichner: Ein Glaubenspionier in bewegten Zeiten (1777–1869). Priester im Tiroler Freiheitskampf und Klostergründer. Studien zur Kirchengeschichte, Bd. 31, Hamburg 2017, ISBN 978-3-8300-9793-8.
Weblinks
- Biographie auf der Seite der Gemeinde Karres
- Krismer, Stephan, in der Datenbank Geschichte Tirol des Vereines „fontes historiae – Quellen der Geschichte“
- Biographie auf der Seite der Pfarre Karres, dem Geburtsort Krismers