Stele Maraş 12

Die Stele Maraş 12 i​st ein späthethitisches Monument m​it einer Speiseszene a​us der Umgebung v​on Maraş i​n der südlichen Türkei. Sie i​st im Archäologischen Museum Kahramanmaraş ausgestellt u​nd hat d​ie Inventarnummer 229. Sie trägt b​ei John D. Hawkins d​ie Bezeichnung Maraş 12, b​ei Winfried Orthmann i​st sie a​ls Maraş A/2 verzeichnet.

Stele Maraş 12

Forschungsgeschichte

Die Stele w​urde im Garten e​ines Musa Karahan i​m Stadtteil Yörükselim v​on Maraş (heute d​ie türkische Provinzhauptstadt Kahramanmaraş) gefunden. In d​as örtliche Museum w​urde sie 1963 gebracht. Die e​rste Beschreibung erfolgte 1964 d​urch den türkischen Archäologen Mustafa Kalaç i​m Jaarbericht v​an het vooraziatisch-egyptisch genootschap Ex Oriente Lux. Von d​em deutschen vorderasiatischen Archäologen Winfried Orthmann w​urde sie 1971 i​n den Untersuchungen z​ur späthethitischen Kunst beschrieben. Piero Meriggi besprach s​ie 1975 i​m zweiten Teil seines Manuale d​i Eteo Geroglifico. Der britische Hethitologe John D. Hawkins erörterte d​as Stück 2000 i​m Corpus o​f Hieroglyphic Luwian Inscriptions.

Beschreibung

Das Basaltmonument w​ird von Kalaç a​ls Orthostat bezeichnet, später w​ird es a​ls Stele gedeutet. Da e​s an a​llen Seiten Bruchkanten aufweist, i​st eine genaue Einordnung n​icht möglich. Es z​eigt eine Speiseszene m​it zwei Personen, v​on der d​er obere rechte Teil abgebrochen ist. Die Figuren s​ind in flachem Relief dargestellt, d​ie Oberflächen s​ind geglättet u​nd nicht formend bearbeitet. Der l​inks auf e​inem Stuhl sitzende Mann h​at einen rechteckigen Bart m​it einzelnen, gewellten Strähnen. Die Haare s​ind im Nacken aufgerollt u​nd auf d​em Kopf glatt, möglicherweise i​st damit e​ine Kopfbedeckung dargestellt. Er trägt e​in langes Gewand m​it Fransen, d​as von e​inem Gürtel m​it einer l​ang herabhängenden Quaste zusammengehalten wird. Die rechte Hand hält e​inen Stab, d​ie linke führt e​inen Becher z​um Mund. Die rechte, weibliche Figur trägt ebenfalls e​in langes Kleid m​it Fransen s​owie einen Schleier, d​er über i​hren linken Arm b​is zum Saum d​es Gewandes fällt. Ihr Kopf i​st abgebrochen, i​n der linken Hand hält s​ie ein Objekt, d​as Hawkins für e​ine Spindel, Orthmann für e​inen Becher hält. Das Objekt i​n der rechten Hand fehlt, Hawkins vermutet e​inen Spiegel, Orthmann e​inen Granatapfel. Die s​ehr klein abgebildeten Füße beider Personen h​aben hochgebogene Spitzen u​nd stehen a​uf Fußbänken. Zwischen d​en Figuren s​teht ein Speisetisch, darunter i​st ein n​ach rechts gewandtes Pferd o​der Maultier z​u sehen. Dabei handelt e​s sich, abgesehen v​on Reiter- u​nd Wagenszenen, u​m die einzige bekannte Equidendarstellung a​uf späthethitischen Reliefs. Der vorderasiatische Archäologe Jan-Waalke Meyer schlägt dafür e​ine Deutung a​ls Hinweis a​uf die Anwesenheit e​iner Schutzgottheit vor.[1]

Vor d​em Gesicht d​es Mannes s​ind Reste v​on drei hieroglyphen-luwischen Schriftzeichen z​u erkennen, l​aut Hawkins wahrscheinlich Teil d​es Namens d​er männlichen Figur. Das Bildnis w​ird nach stilistischen Kriterien i​n die Periode Sph. II, a​lso ins frühe 9. Jahrhundert v. Chr. datiert u​nd dem späthethitischen Königreich v​on Gurgum zugeordnet.

Literatur

  • Mustafa Kalaç: Eine Wettergott-Stele und drei Reliefs im Museum zu Maraş In: Jaarbericht van het vooraziatisch-egyptisch genootschap Ex Oriente Lux 18, 1964, S. 282.
  • Winfried Orthmann: Untersuchungen zur späthethitischen Kunst. (= Saarbrücker Beiträge zur Altertumskunde Bd. 8) Habelt, Bonn 1971, ISBN 978-3774911222, S. 85, 367, 524 Tafel 43i.
  • John David Hawkins: Corpus of hieroglyphic Luwian inscriptions. Vol 1. Inscriptions of the Iron Age. Part 1: Introduction, Karatepe, Karkamiš, Tell Ahmar, Maraş, Malatya, Commagene. de Gruyter, Berlin 2000, ISBN 3-11-010864-X, S. 275 Tafel 126.

Einzelnachweise

  1. Jan-Waalke Meyer: Die eisenzeitlichen Stempelsiegel aus dem 'Amuq-Gebiet ein Beitrag zur Ikonographie altorientalischer Siegelbilder. Saint-Paul, 2008, ISBN 978-3-7278-1636-9, S. 233 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
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