Steilfeuerwaffe
Steilfeuerwaffen sind Waffen wie Mörser oder Steilfeuergeschütze, die überwiegend im indirekten Richten und meist gegen Flächen-Ziele eingesetzt werden.
Beim direkten Richten einer Waffe besteht eine Sichtverbindung zwischen der Visiereinrichtung der Waffe und dem zu beschießenden Ziel, welches von den Geschossen in einer relativ gestreckten Flugbahn erreicht wird. Waffen, die für diesen Zweck optimiert sind, werden als Flachfeuerwaffen bezeichnet.
Im Gegensatz dazu gibt es beim indirekten Richten keine Sichtverbindung zwischen Visiereinrichtung und Ziel, und die Geschosse werden in einem steilen Winkel abgefeuert, so dass die Flugbahn einen ausgeprägten Bogen beschreibt. Hierdurch wird es ermöglicht, Hindernisse zu überschießen, bspw. Erhebungen in der Landschaft oder, in früheren Zeiten, Stadtmauern.
Der Übergang zwischen Steilfeuer- und Flachfeuerwaffen ist fließend. Jede Flachfeuerwaffe kann im Prinzip auch im Steilfeuer geschossen werden, wobei dieser Einsatz eher theoretischer Natur und von quasi keiner praktischen Relevanz ist, da meist weder die Visiereinrichtungen noch die Munition dem typischen Einsatzspektrum von Steilfeuerwaffen angepasst ist. Umgekehrt können viele Steilfeuerwaffen dagegen auch im direkten Richten mit gutem Erfolg eingesetzt werden und verfügen oft auch zusätzlich über Visiereinrichtungen für das direkte Richten. Ein Beispiel hierfür sind Haubitzen.
Eine beispielhafte Steilfeuerwaffe ist der Mörser, ein Geschütz, das von seiner gesamten Bauart her ausschließlich für Steilfeuer konzipiert ist.
Während bei Flachfeuer das Ziel direkt von der Waffe aus anvisiert werden kann, ist dies beim Steilfeuer nicht möglich. Mangels direkter Sichtlinie muss den Bedienern der Waffe die Richtung und Entfernung zum Ziel bekannt sein (oder alternativ die Koordinaten des eigenen Standortes sowie die des Zieles), so dass der erforderliche Seiten- und Höhenwinkel des Rohres eingestellt und gegebenenfalls die Menge der Treibladung angepasst werden kann. Bei modernen Steilfeuerwaffen werden in der Regel keine Patronen verwendet, sondern das Geschoss und die portionierten Treibladungen werden separat geladen.
Dem Einsatzzweck entsprechend werden aus Steilfeuerwaffen häufig Spreng-/Splittergeschosse mit Bodenabstands- oder Aufschlagzünder verwendet, es gibt jedoch auch eine Vielzahl anderer Geschossarten, die über dem Zielgebiet zum Beispiel Landminen, Bomblets oder Leuchtsätze zur Gefechtsfeldbeleuchtung freisetzen.
Da Steilfeuerwaffen oft nicht in direkter Sichtverbindung zum Ziel stehen, bestand in früheren Zeiten ein großer Vorteil darin, dass quasi aus dem Verborgenen geschossen werden konnte und insofern ein gewisser Schutz vor direktem Beschuss durch den Gegner bestand. Dank der modernen Technik ist es heute allerdings möglich, aus akustischen Messungen des Abschussknalles oder per Radar aus der Flugbahn der Geschosse auf den Standort feindlicher Steilfeuerwaffen zurückzuschließen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.
Siehe auch
Literatur
- Franz Korsa, Artillerie im 20. Jahrhundert, Verlag Bernard & Graefe (Bonn), 2004
- Christopher F. Foss, David Miller: Moderne Gefechtswaffen. Verlag Stocker Schmid, Dietikon, 1989, ISBN 3-7276-7092-4
- Brigadier i. R. Manfred Flödl, Taktik und Ausbildung – Einsatz der Waffen, Wien 2002, ISBN 978-3-901183-39-3