Stationsförderer
Ein Stationsförderer ist eine technische Vorrichtung in den Stationen von kuppelbaren Luftseilbahnen und sorgt für den Transport der vom Förderseil abgekuppelten Fahrzeuge.
Funktionsweise
Bei kuppelbaren Gondelbahnen und Sesselbahnen werden die Fahrbetriebsmittel, also die Gondeln oder Sessel in den Stationen vom stetig mit ca. 3 bis 6 m/s umlaufenden Förderseil abgekuppelt, um den Fahrgästen einen bequemen und sicheren Ein- und Ausstieg zu bieten, ohne die Geschwindigkeit des Förderseils und damit der restlichen Bahn vermindern zu müssen.
Die abgekuppelten Gondeln oder Sessel bewegen sich in den Stationen auf mehreren, an der Kuppelklemme angeordneten Laufrollen, die auf stählernen Hängeschienen laufen. Der Stationsförderer bewegt die Fahrzeuge in definiertem Abstand von der Abkuppelstelle durch die Stationskurve wieder zur Ankuppelstelle, bei Bahnen mit mehreren Sektionen zur Ankuppelstelle der nächsten Sektion.
Die Geschwindigkeit der Stationsförderer als auch der Beschleuniger und Verzögerer muss mit der Geschwindigkeit des Gesamtsystems synchronisiert sein, um gleichmäßige Abstände der Fahrzeuge in der Station und am Förderseil zu gewährleisten. Wird die Geschwindigkeit des Förderseils vermindert oder erhöht, so passt sich die Geschwindigkeit der Stationsförderer an.
Reifenförderer
Bei modernen Bahnen erfolgt die Stationsförderung meist durch Reifenförderer, in der Schweiz auch Pneuförderer genannt. Die Fortbewegung der Fahrzeuge erfolgt durch parallel zu den Stationsschienen angebrachte Reihen von angetriebenen Reibrädern, die mit Luftreifen versehen sind und durch Anpressung ihrer Lauffläche von oben auf ein ebenfalls an der Kuppelklemme angeordnetes Reibblech oder Reibgitter die Fahrzeuge fortbewegen. Um eine sichere Fortbewegung zu gewährleisten, muss der Abstand der Reifen so gering und das Reibblech so lang bemessen sein, dass immer zwei Reifen in Kontakt mit der Reibfläche stehen.
Eine weitere Aufgabe des Reifenförderers ist die möglichst ruckfreie Beschleunigung der Fahrzeuge an der Einkuppelstelle von der Stationsgeschwindigkeit auf die Umlaufgeschwindigkeit des Förderseiles, um die Kuppelklemme ohne Geschwindigkeitsdifferenz auf das Seil zu klemmen. Umgekehrt müssen die Fahrzeuge beim Abkuppeln nach dem Lösen der Klemmung sicher auf die Stationsgeschwindigkeit abgebremst werden. Dies wird durch unterschiedlich abgestufte, in der Beschleunigungsstrecke zunehmende, in der Verzögerungsstrecke abnehmende Drehzahlen der einzelnen Reifen in der Reihenanordnung erreicht. Da immer mindestens zwei unterschiedlich schnell laufende Reifen gleichzeitig Reibschluss mit dem Reibblech haben, ist dies durch den entstehenden Schlupf mit einem Verschleiß der Reifen verbunden.
Kettenförderer
Als Alternative zum Reifenförderer kommen für die reine Stationsförderung auch Kettenförderer mit Mitnehmern in Betracht, diese kommen meist auf den Stationsschienen der Fahrzeugdepots und Gondelgaragen zum Einsatz. Sie sind auch bei älteren Bahnen zu finden.
Entwicklung
Bei älteren Umlaufseilbahn-Systemen (beispielsweise bei Anlagen nach dem System Müller oder System Von Roll – VR101) wurde die Beschleunigung und Verzögerung ursprünglich allein durch als schiefe Ebene ausgebildete Rampen der Stationsschienen bewerkstelligt, auf denen die Fahrzeuge auf- und abliefen. Innerhalb der Stationen wurden die Fahrzeuge durch das Personal manuell durch die Station geschoben.[1] Einige dieser historischen Anlagen wurden mit Stationsförderern nachgerüstet; zum Beispiel hatten die Sesselbahn zur Schneekoppe oder die alte Grünbergseilbahn[2] bis zur Totalerneuerung manuellen Betrieb ohne Stationsförderanlagen.
Literatur
- Artur Doppelmayr: Denkanstösse zur Funktionserfüllung von Einseilumlaufbahnen – Projektierung, Konstruktion und Betrieb im Sicherheitsregelkreissystem, basierend auf der Analyse von Vorfällen, ISBN 3-9500815-1-8, Kapitel 2.3.10 f., „Stationseinrichtungen“ (online einsehbar als MS Word-Datei, 3,7 MB), zuletzt abgerufen im Dezember 2013
- Dipl.-Ing. Dr. techn. Peter SEDIVY (Lektor): Vorlesungsunterlagen "Seilbahnbau" am Institut für Infrastruktur, Arbeitsbereich intelligente Verkehrssysteme der Universität Innsbruck, Sommersemester 2012, Skript Seilbahnbau der Universität Innsbruck, 2012 (Memento vom 24. Dezember 2013 im Internet Archive), zuletzt abgerufen am 28. November 2015
- Stephan Liedl: Vorlesungsskript Seilbahntechnik Lehrstuhl Fördertechnik Materialfluss Logistik der TU München; 1999, (PDF, 10,2 MB).
Einzelnachweise
- Schweizer Seilbahninventar, Seilbahngeschichte - Abschnitt Einseilumlaufbahnen mit betrieblich lösbaren Fahrzeugen (Sessel und Kabinen), abgerufen am 24. Dezember 2013
- C. Gentil: Die alte Grünbergseilbahn bei seilbahn-nostalgie.ch, abgerufen am 24. Dezember 2013