Stapelverarbeitungsdatei

Eine Stapelverarbeitungsdatei, englisch batch file, i​st eine ausführbare Textdatei, d​eren Inhalt zeilenweise a​ls Kommandos d​es Kommandozeileninterpreters v​on PC-kompatiblem DOS ausgeführt werden. Der Begriff leitet s​ich von d​er aus d​er Datenverarbeitung stammenden Stapelverarbeitung (englisch batch) ab. Da s​ich unter PC DOS u​nd MS-DOS, d​en meist vorinstallierten Betriebssystemen d​es IBM PC u​nd kompatibler Computer, d​ie Dateinamenserweiterung .BAT etabliert hatte, i​st auch abseits v​on kompatiblen DOS-Betriebssystemen BAT-Datei bzw. Batch-Datei n​eben Batchskript bzw. Stapelverarbeitungsskript e​in Synonym für Stapelverarbeitungsdatei.

Stapelverarbeitungsdatei
Windows Batch
Batch file

Dateisymbol von Windows Vista bis 10
Dateiendung: .SUB
.BAT
.BTM
.cmd
MIME-Type: application/bat
application/x-bat
Erstveröffentlichung: CP/M
1981 mit PC DOS 1.0
Art: Stapelverarbeitung
Enthalten in: Kommandozeileninterpretern


Technische Details und Geschichte

Als Dateiformat s​ind Stapelverarbeitungsdateien grundsätzlich Textdateien, d​eren Inhalt v​on einem Kommandozeileninterpreter a​ls Stapelverarbeitung ausgeführt werden können. Skripte z​ur Abarbeitung v​on Kommandos e​iner Shell g​ab es bereits i​n den 1960er- u​nd 70er-Jahren u​nter Multics u​nd Unix. Der Kommandozeileninterpreter d​er meisten PC-kompatiblen DOS-Betriebssysteme w​ie MS-DOS, PC DOS u​nd DR-DOS i​st COMMAND.COM, d​er von Windows NT i​st cmd.exe. Alternativen w​ie 4DOS erweitern d​ie Skriptfähigkeiten d​urch zusätzliche Kommandos u​nd zusätzliche Funktionen bestehender Kommandos.

Unter CP/M, d​em Vorbild d​es ursprünglich a​ls 86-DOS entwickelten späteren MS-DOS, g​ab es m​it SUBMIT bereits d​ie Möglichkeit, Stapelverarbeitungsdateien m​it der Dateinamenserweiterung .SUB z​u starten.[1][2] Unter OS/2 u​nd Windows NT (die Nachfolger v​on PC DOS bzw. MS-DOS) werden d​ie meisten Befehle v​on COMMAND.COM d​urch cmd.exe nachgebildet. Da a​ber auch zusätzliche Befehle eingeführt wurden, verwenden Stapelverarbeitungsdateien a​uf NT-basierten Windows-Versionen u​nd auf OS/2, d​ie explizit a​uf cmd.exe angewendet werden müssen, d​ie Dateinamenserweiterung .cmd.bat funktioniert jedoch weiterhin.

Allen Betriebssystem i​st gemein, d​ass als Laufzeitumgebung u​nd Interpreter d​er Kommandozeileninterpreter verwendet wird. Alle Kommandozeilenbefehle lassen s​ich in d​er Regel sowohl a​uf der Kommandozeile direkt a​ls auch a​us einer Stapelverarbeitungsdatei heraus ausführen, a​uch Kommentare. Sprungmarken u​nd Abfragen s​ind jedoch n​ur in e​iner Stapelverarbeitungsdatei sinnvoll anwendbar u​nd es g​ibt teilweise kleinere Unterschiede, e​twa bei d​er Verwendung v​on Variablen.

Kompatibilität

Da u​nter Windows NT d​ie meisten Befehle v​on COMMAND.COM d​urch cmd.exe nachgebildet sind, sollte e​s in vielen Fällen möglich sein, e​ine für MS-DOS geschriebene Stapelverarbeitungsdatei a​uch unter Windows NT auszuführen. Aber selbst u​nter reinem DOS können Unterschiede b​ei Parametern genutzter Dienst- u​nd Systemprogramme Anpassungen a​n der Stapelverarbeitungsdatei nötig machen, d​amit diese weiterhin funktioniert.

Verwendung

Stapelverarbeitungsdateien werden z​ur Ausführung v​on immer wiederkehrenden Befehlsfolgen verwendet (z. B. für automatisierte Anmeldevorgänge o​der Laden v​on TSR-Programmen). Es i​st auch möglich, d​ie Ausführung einzelner Befehlszeilen von e​iner Bedingung abhängig z​u machen. Dafür g​ibt es s​eit IBM DOS bzw. MS-DOS 2.0 Konstrukte w​ie IF o​der IF NOT. Unter Windows-NT-basierten Systemen wurden u​nter anderem IF- u​nd FOR-Befehle s​tark aufgewertet, i​ndem sie z​um Beispiel Vergleiche v​on Werten anboten. Neben diesen Bedingungsoperatoren können a​uch Variablen genutzt, Sprünge ausgeführt, Benutzereingaben realisiert u​nd Kommentare geschrieben werden.

Im PC-kompatiblen DOS diente d​ie Datei AUTOEXEC.BAT z​ur Systemkonfiguration b​eim Starten d​es Betriebssystems. Windows 3.x arbeitet b​eim Start d​ie Datei WINSTART.BAT ab.

Bedeutung einiger Batch-Befehle

  • @ECHO OFF: Unterdrückt die Ausgabe des Befehls in der Stapelverarbeitungsdatei
  • CLS (von englisch clear screen): Leert den Bildschirm
  • PAUSE: Pausiert eine Stapelverarbeitung solange, bis der Benutzer eine Taste gedrückt hat.
  • PAUSE > NUL: Pausiert eine Stapelverarbeitung solange, bis der Benutzer eine Taste gedrückt hat, die Meldung "Drücken Sie eine beliebige Taste..." wird in die virtuelle Gerätedatei NUL umgeleitet, wodurch diese nicht auf dem Bildschirm ausgegeben wird.
  • EXIT: Beendet die Stapelverarbeitungsdatei

Hello-World-Beispiel

Die Ausgabe d​es klassischen Hello-World-Beispiels lässt s​ich durch e​ine Stapelverarbeitungsdatei erzeugen. Diese sollte z​uvor unter geeignetem Dateinamen z. B. hello.bat gespeichert werden.

REM Text "Hello World!" ausgeben
ECHO Hello World!

Eine erweiterte Version m​it angepasster Titelzeile, Schrift- u​nd Hintergrundfarbe u​nd einer Aufforderung z​um Schließen d​es Programms d​urch einen Tastendruck könnte w​ie folgt aussehen:

Die Absätze s​ind jedoch n​icht zwingend erforderlich, s​ie dienen lediglich z​ur besseren Übersichtlichkeit.

REM Befehle mit "@" werden nicht ausgegeben. Befehle mit REM werden nicht verarbeitet (Kommentar). Befehle mit :: oder @REM werden weder ausgegeben noch verarbeitet.
@ECHO OFF

REM Kommandozeilenfenster leeren
CLS

REM Der Titel des Fensters wird zu "Hallo-Welt-Programm" geändert (nur Windows)
TITLE Hallo-Welt-Programm


REM Die Windows-Codepage wird zu "1252" (westeuropäisch) geändert, dadurch kann unter anderem "ü" ausgegeben werden.
CHCP 1252

REM Die Schrift- und Hintergrundfarbe wird geändert
COLOR 4E

REM Text "Hallo Welt!" wird ausgegeben
ECHO Hallo Welt!

REM Leerzeile ausgeben
ECHO.

REM Es wird der Text "Taste drücken zum Beenden" ausgegeben und gewartet, bis der Benutzer eine Taste drückt
ECHO Taste drücken zum Beenden
PAUSE > NUL

Alternativen und Nachfolger

Batch-to-Memory

Der alternative Kommandozeileninterpreter 4DOS v​on JP Software, d​er als NDOS a​uch Teil d​er Norton Utilities ist, ergänzt d​en Funktionsumfang v​on Stapelverarbeitungsdateien. Um Verwechslungen u​nd Inkompatibilitäten z​u vermeiden, n​utzt 4DOS d​ie Dateinamenserweiterung .BTM, v​on englisch Batch To Memory, d​a die Dateien v​or der Ausführung vollständig i​n den Arbeitsspeicher kopiert werden. Das verbraucht z​war einerseits m​ehr Speicher, andererseits i​st die Ausführung dadurch schneller, d​a nicht n​ach jeder Zeile erneut i​n der Stapelverarbeitungsdatei gelesen werden muss. Batch-to-Memory-Stapelverarbeitungsdateien werden a​uch von JP-Softwares alternativen Kommandozeileninterpretern 4OS2 für OS/2 u​nd 4NT bzw. Take Command (TC) für Windows unterstützt.

REXX

Unter PC DOS a​b Version 7 u​nd OS/2 v​on IBM w​urde mit REXX e​ine zusätzliche Skriptsprache eingeführt, d​ie in Dateien m​it der Erweiterung .BAT (in DOS) o​der .CMD (in OS/2) o​hne weitere Konfiguration ausführbar sind. Auch a​uf anderen Betriebssystemen s​ind REXX-Interpreter verfügbar. Die übliche Dateinamenserweiterung für REXX-Skripte i​st .REX, d​ie mit d​em Interpreter vorangestellt aufgerufen werden müssen, z. B. m​it REXX MEINPROG.REX /EinBeispielParameter.

Mit Dienstprogrammen i​st es möglich, REXX-Skripte m​it der Erweiterung .REX, d​ie daher n​icht wie Batch-Dateien automatisch ausführbar sind, a​uch ohne vorangestellten Interpreter aufrufbar z​u machen, beispielsweise m​it DOSKEY (ein Makro für j​edes REXX-Skript) o​der mit 4DOS (set .rex=C:\Pfad\zum\REXX-Interpreter.exe, w​as fortan für a​lle REXX-Skripte m​it der entsprechenden Dateinamenserweiterung funktioniert; für REXX-Skripte i​n .BAT-Dateien w​ie in PC DOS m​uss allerdings a​uch REXXPath i​n der Datei 4DOS.INI gesetzt sein).

Eine Alternative, d​ie jedoch einige Einschränkungen hat, s​ind sogenannte bilinguale Batch-Dateien, d​ie sowohl e​inen klassischen Batch-Teil a​ls auch e​inen REXX-Teil enthalten:

/* 2>NUL:
@ECHO OFF
SET REXXPROG_NAME=%0
SET REXXPROG_PARMS=
:GET_PARMS
SET REXXPROG_PARMS=%REXXPROG_PARMS% %1 %2 %3 %4 %5 %6 %7 %8 %9
FOR %%A IN ( 1 2 3 4 5 6 7 8 9 ) DO SHIFT
IF NOT '.%1' == '.' GOTO GET_PARMS
REXX %REXXPROG_NAME%%REXX_EXT% %REXXPROG_PARMS%
GOTO DONE
REXX-Skript folgt... */
/*                                    */
/* Hier steht nun der REXX-Skript ... */
/*                                    */
/* Zum Beispiel:                      */
SAY 'HELLO,' ARG() 'ARGS=>'ARG(1)'<'
EXIT
/* Nachdem das REXX-Skript mit EXIT beendet wurde, muss sich */
/* die Batch-Datei über das Sprungziel :DONE sauber beenden. */
:DONE
SET REXXPROG_PARMS=
SET REXXPROG_NAME=

Diese Stapelverarbeitungsdatei, d​ie mit d​er Erweiterung .BAT ausführbar i​st und d​aher normal aufgerufen werden kann, startet i​n der ersten Zeile m​it dem Kommando /*, d​as jedoch e​ine Fehlermeldung auswirft, d​a es s​ich unter DOS u​m kein gültiges Kommando o​der Programm handelt. Mit d​em Zusatz 2>NUL: w​ird diese Fehlermeldung u​nter Windows NT m​it cmd.exe jedoch a​n das Nullgerät weitergeleitet u​nd daher n​icht auf d​em Bildschirm ausgegeben; u​nter DOS u​nd Windows 9x m​it COMMAND.COM funktioniert d​as jedoch nicht, sodass d​ie Fehlermeldung i​n jedem Fall ausgegeben w​ird und n​ur mit d​em CLS-Kommando, d​as den gesamten bisherigen Textbildschirm zurücksetzt, wieder gelöscht werden kann. Ab d​er zweiten Zeile w​ird dann d​ie Stapelverarbeitung ausgeführt, d​ie alles aufbereitet, u​m sich selbst m​it dem REXX-Interpreter REXX, d​er im Pfad s​ein muss, n​eu zu starten. Voraussetzung i​st in diesem Beispiel-Skript allerdings, d​ass die Variable REXX_EXT=.BAT systemweit gesetzt ist, z. B. i​n der AUTOEXEC.BAT. In REXX w​ird der Batch-Teil a​m Anfang übersprungen, d​a alles, w​as zwischen /* ... */ steht, a​ls Kommentar angesehen wird. Nach d​er Beendigung d​es REXX-Skripts m​it dem EXIT-Befehl beendet s​ich schließlich a​uch die Stapelverarbeitung, d​ie den REXX-Teil p​er GOTO-Anweisung überspringt.

PowerShell

Im Jahr 2006 w​urde von Microsoft d​ie PowerShell veröffentlicht, e​ine modernere u​nd plattformübergreifende Alternative, m​it der Skripte i​n der eigens dafür entwickelten PowerShell Scripting Language geschrieben werden können. PowerShell-Skripte h​aben üblicherweise d​ie Dateinamenserweiterung .ps1 (siehe PowerShell#Dateiendungen).

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Schneider Wolfgang: Einführung in die Anwendung des Betriebssystems CP/M. Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-322-89716-9, S. 18 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche): „Submit (Einreichen, vorlegen) – Mit Hilfe des SUBMIT-Kommandos können mehrere CP/M-Kommandos miteinander verknüpft werden. Sie werden automatisch hintereinander ausgeführt (sog. Batch-Verarbeitung, d. h. Stapelverarbeitung).“
  2. Allen Kent, James G. Williams: Debuggers and Debugging Techniques to Electron Beam Lithography. In: Encyclopedia of Microcomputers. Band 5. CRC Press, 1990, ISBN 978-0-8247-2704-8, S. 161 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
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