Staatsschule für Führertum und Politik
Die Staatsschule für Führertum und Politik war eine ideologische Schulungseinrichtung der NSDAP in Egendorf, einem Ortsteil von Blankenhain (Thüringen).
Die Staatsschule ging aus einem Arbeitslager für Lehrer hervor, das sich auf dem thüringischen Staatsgut Egendorf befand. Auf dem etwa 150 Hektar großen Gelände hatte sich ein Erziehungsheim für Jungen befunden, das 1933 verlegt wurde, als die Staatsschule eingerichtet wurde. Bereits 1932 hatte dort ein Lehrerschulungslager für arbeitslose Junglehrer stattgefunden. Die Teilnehmer bauten Straßen und nahmen daneben an Arbeitsgemeinschaften teil, die nationalsozialistisches Gedankengut vermittelten. Bald darauf nutzte die NSDAP das Gut, ab Oktober 1933 auch der Landesarbeitsdienst. Der erste offizielle „Lehrer- und NSDAP-Amtswalterkurs“ wurde im Mai 1933 veranstaltet. Im September 1933 erhielt die Einrichtung die Bezeichnung „Staatsschule für Führertum und Politik“; ungeachtet ihres Namens war sie eine Einrichtung der NSDAP des Gaus Thüringen. 1936 übernahm die NSDAP die Einrichtung vollständig. Zeitweilig wurden bis zu tausend Personen im Monat geschult. Bei den Schulungen bildeten Lehrer die größte Teilnehmergruppe; geschult wurden außerdem Amtswalter, Bürgermeister, Ärzte, Geistliche, Heimatforscher, Angehörige der NS-Frauenschaft, des Mädel-Arbeitsdienstes und SA-Angehörige (Angaben aus dem Jahr 1934).
1935 wurde die Staatsschule um die Deutsche Heimatschule in Bad Berka erweitert, die Theodor Scheffer 1922 gegründet hatte und ein Treffpunkt der völkischen Szene war. Die Schule in Bad Berka stellte auch das Lehrpersonal für die "Mitteldeutsche Heimatschule" im nahe gelegenen Nohra, die bereits von März bis Mai 1933 als KZ Nohra ein Hort der Zwangspädagogik und des Militarismus gewesen war.
Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde die Staatsschule als Reservelazarett genutzt, Anfang 1942 wurde sie Kriegsgefangenenlager. Teile des Gutes wurden weiterhin von der NSDAP genutzt. 1944 sollte die Staatsschule wiedereröffnet werden; es blieb bei der Absicht.
Lehrende waren unter anderen Wilhelm Engel und Theodor Scheffer.
Zu den rassenpolitisch beschulten Ärzten gehörten Nicolai Guleke, der zu Sterilisationen ermächtigte Chirurg Erich Harms, der HNO-Ordinarius und stellvertretende beisitzende Richter[1] am Erbgesundheitsgericht Johannes Zange (1880–1969), Rudolf Lemke, der Internist Ludwig Heilmann, August Sundermann und der Internist und Tuberkuloseforscher Julius Emil Kayser-Petersen.[2]
Literatur
- Andreas Kraas: Lehrerlager 1932–1945. Politische Funktion und pädagogische Gestaltung, Klinkhardt: Bad Heilbrunn 2004, S. 54–64 (Kap. 2.2.3: Die Lagerschulung auf der Probebühne. Egendorf 1932–1935), ISBN 3-7815-1347-5. Auszug bei google-books
Weblinks
- Rüdiger Stutz: „Erziehungsstätte nationalsozialistischer Auslese“ (Karl Astel). Die Thüringische Staatsschule für Führertum und Politik in Egendorf, Vortrag vom 26. Juni 2013 Powerpointpräsentation mit zahlreichen Bildern. Abgerufen am 18. April 2015.
Einzelnachweise
- Kristin Tolk: Therapeutische Unzulänglichkeiten und nationale Überzeugungen. Wie die Jenaer Psychiater um Hans Berger in der Zwischenkriegszeit ihre Patienten behandelten. Philosophische Dissertation Jena 2018, S. 154.
- Ernst Klee: Deutsche Medizin im Dritten Reich. Karrieren vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2001, ISBN 3-10-039310-4, S. 232.