St. Wenzeslaus (Jauernick)

Die St.-Wenzeslaus-Kirche i​n Jauernick i​st die älteste Kirche i​m Bistum Görlitz u​nd seit Anfang 2010 Stiftskirche. Patron d​er Kirche i​st der heilige Wenzel v​on Böhmen.

Architektur

Die Kirche, e​in verputzter Bruchsteinbau m​it eingezogenem, gerade geschlossenem quadratischem Chor u​nd südlich angebauter Sakristei, l​iegt auf d​em Kreuzberg u​nd gilt a​ls älteste Kirchengründung d​er Oberlausitz. Vorgängerbauten s​ind seit d​em 10. Jahrhundert nachgewiesen, d​ie ältesten Teile d​es heutigen Baus stammen v​on 1230. Die Kirche w​urde im Laufe d​er Zeit häufig umgebaut u​nd verändert. Im 15. Jahrhundert w​urde die Kirche während d​er Hussitenkriege erheblich beschädigt, worauf e​ine Erneuerung i​m gotischen Stil u​nd die Einwölbung d​es Saalbaus 1497–1500 erfolgte. Auch d​ie wehrhafte Sakristei u​nd ihre eisenbeschlagene Doppeltür stammen a​us dieser Zeit. Im 17. Jahrhundert entstand d​ie Kirchenvorhalle, d​eren Schlussstein a​uf das Jahr 1688 verweist. Im 19. Jahrhundert k​am es z​um Rückbau d​es gotischen Gewölbes u​nd des großen Mittelpfeilers. Das heutige kuppelartige Gewölbe r​uht auf v​ier Eisensäulen. Der verschieferte Dachreiter m​it dem spitzen Helmdach prägt d​ie Silhouette d​es Ortes. Von 1992 b​is 1993 w​urde die Kirche u​nter der Leitung d​es Restaurators Thomas Rup restauriert.[1] Seit Oktober 2018 i​st die Kirche w​egen statischer Probleme a​m Dachreiter gesperrt.[2]

Ausstattung

Die Südvorhalle m​it ornamental bemaltem Kreuzgratgewölbe i​st mit Reliefs u​nd Wandmalereien v​om Ende d​es 17. Jahrhunderts ausgestattet. Den Zugang z​ur Kirche a​us der Vorhalle bildet e​in reich ornamentiertes Renaissanceportal. Der Altar m​it barockem Säulenaufbau, datiert 1730, z​eigt seitlich Figuren d​er Apostel Petrus u​nd Paulus, d​as Altarblatt u​m 1790 d​en Hl. Wenzel. Die Kanzel, ebenfalls u​m 1790, i​st geschmückt m​it vergoldeten Festons u​nd einem Medaillon m​it einer Darstellung v​om Gleichnis d​es Sämanns. Der Schalldeckel i​st reich geschwungen u​nd ebenfalls teilvergoldet. Zur weiteren Ausstattung gehören d​er schlichte achteckige Taufstein a​us Sandstein, datiert 1497 u​nd eine Marienfigur, datiert u​m 1500.[3]

Gemeindeentwicklung

Auf Grund d​er veränderten seelsorglichen Bedingungen i​n Görlitz w​urde die Pfarrei St. Wenzeslaus m​it Wirkung v​om 31. Dezember 2009 d​urch den damaligen Görlitzer Bischof Konrad Zdarsa aufgelöst. Zusammen m​it den Gemeinden St. Wenzeslaus (Jauernick) u​nd St. Anna (Reichenbach) entstand d​ie neue Pfarrei St. Hedwig u​nd St. Wenzeslaus Görlitz-Jauernick. St. Wenzeslaus w​urde zur Stiftskirche erhoben. Bereits a​m 1. September 2012 w​urde diese Pfarrei wiederum Teil d​er neuen Pfarrei St. Wenzel Görlitz u​nd der Patron d​er Jauernicker Kirche Namensgeber d​er neuen Pfarrei.[4]

Priester der Gemeinde

  • Plebanus Otto, 1317
  • Der Geistliche Hartmann von Kirchberg soll 1371 seine Pfarrstelle in „Yauwernik“ im Bistum Meißen aufgeben.[5] Hartmann, niederadliger Herkunft und nicht mit den Burggrafen von Kirchberg zu verwechseln, war ein Verwandter Konrads von Kirchberg, Propst zu Bautzen 1362–1370 und darauf von 1370 bis 1375 Bischofs zu Meißen (Th. Wittig)
  • Plebanus in Jawernik Johannes, in einer Urkunde von 1391 erwähnt
  • Pfarrer Nikolaus Mittis erwähnt am 9. Juli 1414
  • Der Geistliche Andreas Smotczel von Görlitz, 1450 als Pfarrer erwähnt
  • Pfarrer Johannes Ermilrich und ein Kaplan namens Martin Forst.
  • Nach dem Tod Ermilrichs 1462 konnte sich zunächst der Kleriker „Jeronimus Hennecken“ durchsetzen und die Pfarre in seinen Besitz bringen. Im Ergebnis eines langjährigen Rechtsstreites vor der röm. Kurie erlangte 1466 Paul Steuermann (Sturmann) die Pfarre. Er ist noch 1469 hier als Pfarrer nachweisbar.[6]
  • Pfarrer Hans Paul, erwähnt 1471
  • Pfarrer Martin Dietrich, erwähnt 1494 und 1495
  • Pfarrer Wigand von Salza 1496–1503, Bruder des Breslauer Bischofs Jakob von Salza, begraben 1525 in der Bartholomäuskirche, der Unterkirche der Breslauer Kreuzkirche mit heute noch vorhandenem Grabmal. Er war Kanonikus in Breslau und Glogau und ließ sich in Jauernick vertreten durch Johannes Preß bis 1500 und Andreas Nieringer bis 1503 ihnen wurde das Kaplansgehalt gezahlt, den Rest der Einnahmen floss in die Sanierung der damals abbruchreifen Kirche
  • Pfarrer Andreas Nieringer, 1504–1516, 1516 erhielt er einen Kaplan namens Valentin Schickel
  • Pfarrer Johann Zacharie, 1516–1539, entstammt der Familie Eschenloer, ist kaiserlicher Hoforganist bei Kaiser Ferdinant, ab 1512 Altarist in Görlitz, schloss sich der Reformation an und heiratete Anna Gäbler am 1. September 1539, die Katholiken ließen ihn nicht mehr nach Jauernick, bald darauf wurde er Prediger in der Altstadt Dresdens. Seine Kapläne waren Bartholomäus Alberti 1516–18, Ambros Bartsch 1518–21, Bartholomäus Schubart 1521–23, Michael Voit 1521–30, Gregor Hübner 1529–32
  • Wolfgang Hulbeck, 1540–1562, Erzpriester und Probst des Klosters Lauban und Domherr in Bautzen, 1562 ging er als residierender Domherr nach Bautzen und verstarb am 12. Mai 1573
  • Pfarrer Wolfgang Hempel, 1562–1573, war zuvor Geistlicher in Ostritz und starb am Karfreitag des Jahres 1573 und in Jauernick begraben, auch er war Erzpriester und Domherr von Bautzen
  • Johannes Oelerus, 1573–1625, 1547 in Zeitz geboren, er wurde mit 25 Jahren Geistlicher, 1573 Domherr von Bautzen, dort starb er 1628
  • Adam Balthasar, 1625–1628, war vorher Pfarrer in Pfaffendorf, ist in Bautzen als Domherr gestorben
  • Georg Ludwig Schimelius, 1628–1648, er war seit 1624 Pfarrer in Königshain, ist als Domherr in Bautzen gestorben
  • Johann Christoph Adolph, 1648–1655, wurde 1624 in Naumburg a. Q. geboren, wurde 1655 Pfarrer in Ostritz, 1670 in Zwickau (Böhmen), 1673 erneut in Ostritz, dort starb er am 16. April 1696
  • Heinrich Ägidius Niesner, 1655–1701, in Kratzau in Böhmen geboren, besuchte die Schule in Ostritz, sein Vater war Lehrer, feierte 1655 in Marienthal Primiz und wurde wenige Wochen später in Jauernick eingeführt, er starb am 15. Juli 1701 und wurde in der Kirche begraben.
  • Tobias Johannes Kern, 1701–1708, geboren ist er am 14. September 1661, war Pfarrer von Dubnetz und Petzkau(Böhmen), anschließend Apostolischer Protonotar
  • Prälat Hauser
  • Prälat Peter Canisius Birkner (bis Ende 2009)
  • Rudolf Croner (OFM) (seit 1. Januar 2010)
  • Kaplan Silvester Ostfeld (OFM) (2010–2011)
  • Kaplan Aleksander Pilat (OFM) (2011)
  • Pfarrer Norbert Joklitschke (seit 2012)

Einzelnachweise

  1. Pfarrei St. Wenzeslaus. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 24. September 2015; abgerufen am 8. April 2011.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.heiliger-wenzel.de
  2. Sperrung der Stiftskirche. Abgerufen am 14. März 2019.
  3. Georg Dehio, bearbeitet von Barbara Bechter, Wiebke Fastenrath und anderen: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler: Sachsen I. Regierungsbezirk Dresden. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 1996, ISBN 3-422-03043-3, S. 460.
  4. www.pfarrei-goerlitz.de. Abgerufen am 14. März 2019.
  5. Schmidt: Päbstliche Regesten 2, S. 266, Nr. 969.
  6. Doehler: Diplomatarium Vallis S. Mariae, S. 78.
  • Webseiten der Pfarrgemeinde
  • Hermann Hoffmann: Die St. Wenzelkirche in Jauernick. Frankes Verlag & Druckerei, Otto Borgmeyer, Breslau 1936 (Kirchenführer).

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