St. Georgen (Gries)
Die St.-Georgs-Kirche (auch St. Georg am Kofel im Sand oder St. Georgen) ist ein spätmittelalterlicher Kirchenbau in Südtirol, gelegen auf einer Höhe von 593 m s.l.m. in verebneter Hanglage an der Berglehne von Gries, einem Stadtteil von Bozen, im dortigen Viertel Sand. Südwestlich grenzt St. Georgen, getrennt durch die Fagenbachschlucht, an die Höhen des Guntschnabergs.
Der Bau ist ersturkundlich in einer Gerichtsurkunde des Hochstifts Freising vom 3. Dezember 1165 als „sanctus Ieorius“ genannt.[1] Die Kirche wird auch im Gesamttiroler Urbar Graf Meinhards II. von 1288 als „pei sand Georien“ erwähnt, da der Landesfürst hier über abgabenpflichtigen Besitz verfügte.[2] Im Jahr 1417 werden die Kirche und die aus mehreren Höfen gebildete umliegende Siedlung als „sand Jörgen“ bezeichnet.[3] In der Landgerichtsordnung von Gries-Bozen aus dem Jahr 1487 erscheint mit Urban am Stain (Steinbauer im Sand) ein eigener Viertelhauptmann von St. Georgen, der zugleich als landesfürstlicher Steuereinnehmer fungiert.[4] Die Kirche ist im Atlas Tyrolensis von 1774 als S. Georg genannt.
Der Turm mit Triforienfenstern stammt aus der Zeit um 1300, dessen gemauerter Spitzhelm aus dem ausgehenden 15. Jahrhundert. Das Langhaus wurde um 1400 errichtet. Der dreiseitige Chorschluss ist mit einem sechsarmigen Rippengewölbe versehen, das Schiff mit einem Kreuzrippengewölbe. An der südlichen Außenwand befinden sich skulptierte Konsolen mit Baldachinen.
Im Aufsatz des neugotischen Flügelaltars befindet sich eine aus dem 16. Jahrhundert stammende Marienstatue mit dem Christkind.
Aus den Jahren 1597 bis 1807 sind 79 Rechnungsbücher von St. Georgen im Stadtarchiv Bozen überliefert (Hss. 1091–1170), die von den jeweiligen Kirchpröpsten geführt wurden.[5] Seitlich abgesetzt neben dem Kirchhügel befindet sich der Weinhof Messner, dessen Bauleute früher auch die Kirchpropst- und Mesnerdienste versahen. Die Kirche wurde 1977 unter Denkmalschutz gestellt.
Das Viertel Sand bzw. St. Georgen ist noch heute von Einzelhöfen geprägt, die großteils Wein- und Obstbau betreiben. Dazu rechnen Glöss, Messner, Kofler auf Ceslar, Untersichtmann, Toll, Prötsch, Steger und Baumann.
Literatur
- Josef Weingartner: Die Kunstdenkmäler Bolzanos. Wien-Augsburg: Hölzel 1926, S. 207 f. (online)
- Josef Weingartner: Die Kunstdenkmäler Südtirols. Band 2: Bozen und Umgebung, Unterland, Burggrafenamt, Vinschgau. 7. Auflage, bearb. von Magdalena Hörmann-Weingartner. Bozen-Innsbruck-Wien: Athesia-Tyrolia 1991. ISBN 88-7014-642-1, S. 71.
Einzelnachweise
- Franz Huter (Bearb.): Tiroler Urkundenbuch. Abt. I. Band 1. Innsbruck: Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum 1937, S. 146, Nr. 305.
- Oswald Zingerle (Hrsg.): Meinhards II. Urbare der Grafschaft Tirol. (= Fontes Rerum Austriacarum, Diplomataria et acta 55/I). Wien 1890, S. 123, Nr. 159.
- Hannes Obermair: Bozen Süd – Bolzano Nord. Schriftlichkeit und urkundliche Überlieferung der Stadt Bozen bis 1500. Band 2. Stadtgemeinde Bozen, Bozen 2008, ISBN 978-88-901870-1-8, S. 55, Nr. 946.
- Hannes Obermair: Bozen Süd – Bolzano Nord. Schriftlichkeit und urkundliche Überlieferung der Stadt Bozen bis 1500. Band 2. Stadtgemeinde Bozen, Bozen 2008, ISBN 978-88-901870-1-8, S. 191 ff., Nr. 1230 und 1236.
- Hannes Obermair: Multiple Vergangenheiten – Sammeln für die Stadt? Das Bozener Stadtarchiv 3.0. In: Philipp Tolloi (Hrsg.): Archive in Südtirol: Geschichte und Perspektiven / Archivi in Provincia di Bolzano: storia e prospettive (= Veröffentlichungen des Südtiroler Landesarchivs 45). Universitätsverlag Wagner, Innsbruck 2018, ISBN 978-3-7030-0992-1, S. 211–224, Bezug: S. 214.
Weblinks
- Eintrag im Monumentbrowser auf der Website des Südtiroler Landesdenkmalamts