Spinnerei-Hochbau Povel
Der Spinnereihochbau Povel, auch Povel Werk II genannt, war ein 1926/27 von dem Industriearchitekten Philipp Jakob Manz in Nordhorn am Nordhorn-Almelo-Kanal errichteter Industriebau der Firma Ludwig Povel und Co. Zusammen mit dem ähnlichen und nur wenig später errichteten Spinnerei-Hochbau der Konkurrenzfirma NINO prägte er jahrzehntelang die Nordhorner Stadtlandschaft.
Nach dem Konkurs der Firma Povel übernahm die Rehers GmbH & Co. KG aus Bad Bentheim 1980 Werk II und betrieb dort eine Zwirnerei. Ab 1983 wurde Werk II durch eine Auffanggesellschaft verwaltet, die den erneut bevorstehenden Konkurs aber nicht abwenden konnte. Im Herbst 1983 zog die erst kurz zuvor gegründete Effektzwirnerei Norgatex GmbH & Co KG in das Fabrikgebäude, die dort bis 2002 eine Garnspinnerei betrieb.
Anschließend fand sich kein neuer Interessent für das Fabrikgebäude. Der ungenutzte und nicht denkmalgeschützte Bau wurde im 2010 trotz Protestes aus den Reihen von Experten der Industriearchitektur und Nordhorner Bürgern abgerissen.
Auf dem im Besitz des Landkreises Grafschaft Bentheim befindlichen Grundstück des ehemaligen Werksgeländes entstand nach umfangreichen Boden- und Grundwassersanierungsmaßnahmen eine neue Wohnsiedlung – die Wasserstadt Povel, die die erhaltenen Fabrikgebäude integriert.
Baugeschichte
Der klassische Spinnereihochbau wurde als fünfgeschossiger, strenger Bau errichtet und erstreckt sich über eine Länge von 50 Metern und eine Tiefe von 36 Meter am Nordhorn-Almelo-Kanal. Die 29,5 Meter hohe Spinnerei erhielt als Wahrzeichen einen 40 Meter hohen Treppenturm. In den Fabriksälen des mit einer Klinkerfassade versehenen Baus aus Zementguss wurden 40.000 Feingarnspindeln aufgestellt.
Das Povel-Fabrikgelände
Beim Abriss der Fabrikanlagen von Werk I 1980/81 blieben drei Textilgebäude aus Gründen des Denkmalschutzes verschont: Das 1906 erbaute Verwaltungsgebäude, der ebenfalls 1906 errichtete Spinnereiturm (heute: Stadtmuseum Povelturm) und die 1949 erbaute Neue Weberei, die zwischen 1997 und 1999 zum heutigen Kulturzentrum Alte Weberei umgebaut wurde. Nicht unter Denkmalschutz fiel der Spinnereihochbau, Werk II, das
1987 begann eine großflächige Sanierung des Fabrikgeländes. Bis zur Mitte der 1990er Jahre entstand ein neues Stadtquartier, die Wasserstadt Povel. Sanierung und Neubebauung sorgten für überregionale Aufmerksamkeit.[1]
Der seit Auszug der Firma Norgatex ungenutzte und nicht denkmalgeschützte Spinnereihochbau wurde im Frühjahr 2010 abgerissen.
Literatur
- Gert von Klass: 80 Jahre Ludw. Povel & Co. Bunt-Spinnerei und Weberei, Ausrüstung. Nordhorn, Grafschaft Bentheim. Verlag Hoppenstedts Wirtschafts-Archiv, Darmstadt 1952.
- Stadt Nordhorn (Hrsg.): Ludwig Povel und Co. in Nordhorn ― ein Unternehmen der Delden-Gruppe. Dokumentation der Presseberichterstattung von Oktober 1976 bis Mai 1979. Stadt Nordhorn, Nordhorn 1979.
- Povel Bunt-Spinn-Weberei GmbH: Ludwig Povel, dem Gründer der Firma Ludw. Povel & Co. zu seinem 70. Geburtstage 10. April 1929 gewidmet von der Povel Bunt-Spinn-Weberei GmbH Nordhorn in Hannover. Hannover-Osterwald, 1929
- Joachim Nitz: Die Textilindustrie in Nordhorn im Zeitalter der Industrialisierung. Schriftliche Hausarbeit im Rahmen der ersten Staatsexamensprüfung für das Lehramt für die Sekundarstufe II im Land Nordrhein-Westfalen, vorgelegt im Februar 1989.
- Joachim Nitz: Ludwig Povel (1859–1938). In: Hans Jürgen Teuteberg (Hrsg.): Die westmünsterländische Textilindustrie und ihre Unternehmer (= Rheinisch-Westfälische Wirtschaftsbiographien, Bd. 16). Aschendorff, Münster 1996, ISBN 3-402-06752-8, S. 32–38.
Einzelnachweise
- Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 17. August 2012 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.