Spiegelzelt
Ein Spiegelzelt (flämisch: spiegeltent), auch Spiegelpalast genannt, ist eine transportable Veranstaltungshalle aus Holz und Leinwand, die von der Form und der Mobilität an ein Zirkuszelt erinnert. Ursprünglicher Herkunftsort der Spiegelzelte ist Belgien.[1]
Geschichte
Die Spiegelzelte dienten Anfang des 20. Jahrhunderts vornehmlich als Tanzpaläste (danspaleis) oder als Ort der Weinverkostung.[2] Ein früher Betreiber war der Antwerpener Oscar Horebeke, der ein Spiegelzelt auf Jahrmärkten aufbaute. Von ihm erwarb Willem Klessens sein erstes Zelt. Die Familie Klessens reiste seit 1935 mit dem Kempisch danspaleis ebenfalls auf Kirmessen zwischen Lommel, Mol und Balen. Sie betreibt bis heute, Stand 2011, neun Spiegelzelte,[3] davon ist neben dem Kempisch danspaleis[4] noch der Cristal Palace (1947) aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.[5]
Aus der Anfangszeit der Spiegelzelte sollen sich noch sieben oder acht Exemplare erhalten haben.[6] Hierzu gehören The Grand Spiegeltent,[7] The Famous Spiegeltent (1920)[8] sowie Le moulin rouge (1910).[9] Die Berliner Bar jeder Vernunft ist in einem Spiegelzelt von 1912 untergebracht.
Ausstattung und Nutzung
Vereinzelt gibt es heute auch Neubauten, die den historischen Vorbildern in der Ausstattung folgen. Spiegelzelte sind trotz ihres temporären Verweilens meist prachtvoll ausgestattet,[10] so sind die Holzaußenwände oft mit Bleiglas durchsetzt und das Interieur mit Samt ausgestattet. Manche bieten neben der Tanzfläche noch eine Bühne. Facettiertes Glas oder Spiegel erlauben den Besuchern, leicht Augenkontakt aufzunehmen und somit gegebenenfalls einen Flirt zu beginnen.[11]
- Außenansicht des Spiegelzelts des Glimburgercafé am belgischen Maas-Ufer beim Veerpont Meeswijk-Berg
- Interieur des Nämlichen
- The Famous Spiegeltent, erbaut circa 1920 von Oscar Mols Dom und Louis Goor, aufgenommen 1980
- Séparée in einem Spiegelzelt um 1900, hier The Grand Spiegeltent im Jahr 2004. Die Séparéeunterteilungen sind mit facettiertem Glas durchbrochen.
Kultur
Eine neue Wertschätzung erlebten die Spiegelzelte seit den 1970er Jahren dank diverser Musik- und Theaterfestivals.[12] Die erste Szene von Volker Brauns Iphigenie in Freiheit spielt in einem Spiegelzelt.
Weblinks
Einzelnachweise
- http://www.spiegel-zelt.de/du/spiegelpalast-klessens.htm
- http://www.abc.net.au/melbourne/stories/s1475272.htm (Memento vom 23. Januar 2008 im Internet Archive)
- http://www.spiegel-zelt.de/du/spiegelpalast-klessens.htm
- Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 13. Juni 2011 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- http://www.spiegel-zelt.de/du/spiegelzelt-cristal-palace.htm
- http://www.vanityfair.com/online/daily/2010/09/emma-divine-one-of-the.html
- http://www.thegrandspiegeltent.com/ (Memento vom 4. März 2009 im Internet Archive)
- http://www.spiegeltent.net/content.php/category/id/16
- http://www.vanityfair.com/online/daily/2010/09/emma-divine-one-of-the.html
- http://www.spiegel-zelt.de/du/spiegelpalast-klessens.htm
- Steve King, A Spiegeltent in London auf Vanityfair.com, vom 7. September 2010
- http://www.palazzo.org/PALAZZO_Berlin/spiegelpalast/PALAZZO_Berlin_Spiegelpalast.php