Sophie Eleonore von Limpurg-Gaildorf
Sophie Eleonore Gräfin von Limpurg-Gaildorf (* 29. November 1655 in Schmiedelfeld; † 18. Mai 1722 in Obersontheim[1]) war eine deutsche Dichterin.
Leben
Sophie Eleonore war die Tochter von Johann Wilhelm Schenk von Limpurg-Gaildorf zu Schmiedelfeld (1607–1655)[2] und Maria Juliana von Hohenlohe (1623–1695). Sie heiratete am 1. September 1673 Schenk Vollrath von Limpurg-Speckfeld zu Obersontheim (1655–1713), mit dem die Adelsfamilie der Schenken von Limpurg ausstarb. Von ihren elf Kindern überlebten nur fünf Töchter, von deren Ehepartnern die sogenannten Limpurgischen Allodial-Erben von Limpurg-Sontheim abstammen.[3] Nach Schenk Vollraths Tod und der Abwehr der Ansprüche Preußens übernahm Sophie Eleonore bis zu ihrem Tode die Regierung der kleinen Grafschaft.
Die religiös-karitative Wirksamkeit des Grafenpaars erfolgte in enger Zusammenarbeit mit Johann Müller, ab 1694 Pfarrer, Superintendent und Hofprediger in Obersontheim, und beeinflusst von dem Pietisten August Hermann Francke in Halle (Saale). 1717 traf Francke die Gräfin.[4] Aus dem folgenden Jahr ist ein Brief von ihr an Francke überliefert.[5] 1708 wurde das vom Grafenpaar gestiftete Obersontheimer Waisenhaus eröffnet.[6]
In der evangelischen Pfarrkirche Obersontheim ist dem Ehepaar Schenk Vollrath und Sophie Eleonore ein barockes Doppelgrabmal gewidmet.
Werke
Ausdruck ihrer ausgeprägten persönlichen Frömmigkeit sind ihre geistlichen Schriften. 1686 erschienen in Rothenburg ob der Tauber Etliche Lehr- Klag- und Trost-Reimen, und Lieder.[7] 1709 kam in Frankfurt am Main und Leipzig in vier Teilen (mit insgesamt über 1800 Seiten) heraus Geistliches Klee-Blat, das ist: Christliche, nutzlich- und höchst-nothwendige Betrachtung, wie ein Christ recht glauben, christlich leben und sich zum seeligen Sterben christlich vorbereiten solle.[8] Als Witwe veröffentlichte sie in Schwäbisch Hall 1714 Der Weisen Tugend-Leuchte (über 1100 Druckseiten).[9]
Schon 1676 war in Erasmus Franciscis Ruhstunden anonym (durch „eine fürnehme Stands-Person unserer Zeiten verfertiget“) das Gedicht Was soll Unglück mich betrüben? erschienen,[10] das in mehrere Gesangbücher Eingang fand.[11]
An Selbstzeugnissen ist außer ihrem Briefwechsel (heute im limpurgischen Archiv im Staatsarchiv Ludwigsburg,[12] ausgewertet bei Rentschler 1911) das umfangreiche Testament von 1720[13] zu nennen.
Literatur
- Johann Caspar Eberti: Eröffnetes Cabinet deß gelehrten Frauen-Zimmers [...]. Frankfurt am Main/Leipzig 1706, S. 217–218 MDZ
- Unschuldige Nachrichten von alten und neuen theologischen Sachen [...] 1709, S. 92–93 UB Heidelberg; 1714, S. 1038 UB Heidelberg.
- Christian Franz Paullini: Hoch- und Wohl-gelahrtes teutsches Frauenzimmer [...]. Frankfurt am Main/Leipzig 1712, S. 93 MDZ.
- Georg Christian Lehms: Teutschlands galante Poetinnen [...]. Frankfurt am Main 1715, S. 231–249 Google Books.
- Johann Kaspar Wetzel: Historische Lebens-Beschreibung der berühmtesten Lieder-Dichter. Bd. 3, Herrnstadt 1724, S. 225-227 Google Books.
- Rosina Dorothea Schilling-Ruckteschel: Eröffnete Correspondenz Derer Send-Schreiben. Bd. [2],2, Frankfurt am Main [1738], S. 30 UB Erlangen.
- Gottlieb Siegmund Corvinus: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig 1739, Sp. 963, 1507 MDZ.
- Heinrich Prescher: Geschichte und Beschreibung der zum fränkischen Kreise gehörigen Reichsgrafschaft Limpurg. Bd. 2, Stuttgart 1790, S. 59, 77–80 Google Books.
- Erlangische gelehrte Zeitung vom 11. August 1790, S. 525 HathiTrust.
- Johann Gottfried Pahl: Zum Andenken der frommen Gräfin Sophie Eleonore von Limpurg. In: Derselbe: Hand-bibliotheck für meine Tochter. Bd. 2. Nördlingen 1797, S. 381–412 MDZ. Nachdruck 1800: MDZ.
- Friedrich Carl Gottlob Hirsching: Historisch-literarisches Handbuch berühmter und denkwürdiger Personen [...]. Bd. 4/1, Leipzig 1799, S. 229-230 Google Books.
- Fortsetzung und Ergänzungen zu Christian Gottlieb Jöchers allgemeinem Gelehrten-Lexico. Bd. 3, Delmenhorst 1810, Sp. 1834 Google Books.
- Friedrich August Pischon: Ueber den Antheil der Frauen an der Dichtkunst des 17. Jahrhunderts. In: Neues Jahrbuch der Berlinischen Gesellschaft für Deutsche Sprache 8 (1848), S. 104–137, hier S. 127f. Google Books.
- Karl Goedeke: Grundrisz zur Geschichte der deutschen Dichtung aus den Quellen. 2. Auflage Bd. 3. Dresden 1887, S. 324 Internet Archive.
- Ernst August Immendörfer: Ortschronik von Obersontheim. In: Württembergische Vierteljahrshefte für Landesgeschichte 13 (1890), S. 90–112, hier S. 103–106 Internet Archive.
- Adalbert von Hanstein: Die Frauen in der Geschichte des deutschen Geisteslebens des 18. und 19. Jahrhunderts. Bd. 1, Leipzig 1899, S. 26 Internet Archive
- Adolf Rentschler: Graf Vollrath v. Limpurg und seine Gemahlin Sophia Eleonora das letzte Schenkenpaar. Gaildorf 1911 Internet Archive.
- Karl Otto Müller: Das Geschlecht der Reichserbschenken zu Limpurg bis zum Aussterben des Mannesstammes. In: Zeitschrift für württembergische Landesgeschichte 5 (1941) S. 215–243, hier S. 231, 238.
- Lotte Traeger: Das Frauenschriftum in Deutschland von 1500 bis 1650. Dissertation Prag 1943, Anhang S. 25.
- Adolf Rentschler: Das Limpurgische Waisenhaus in Obersontheim. In: Blätter für württembergische Kirchengeschichte. 53 (1953), S. 135–157 Internet Archive.
- Gerd Wunder, Max Schefold, Herta Beutter: Die Schenken von Limpurg und ihr Land (= Forschungen aus Württembergisch Franken 20). Sigmaringen 1982, S. 51f.
- Jean M. Woods, Maria Fürstenwald: Schriftstellerinnen, Künstlerinnen und gelehrte Frauen des deutschen Barock. Ein Lexikon. Stuttgart 1984, S. 63.
- Linda Maria Koldau: Frauen – Musik – Kultur. Ein Handbuch zum deutschen Sprachgebiet der Frühen Neuzeit. Köln/ Weimar/ Wien 2005, S. 403, 1024f. ISBN 3-412-24505-4.
Weblinks
Einzelnachweise
- Das Tagesdatum nach dem Obersontheimer Totenbuch bei Rentschler S. 24. Müller nennt den 13. Mai.
- Zur Linie: Friedr. Leutholfs von Franckenberg Europäischer Herold. Leipzig 1705, S. 730 Google Books.
- Stammtafel von Grote 1877: https://books.google.de/books?id=OSofAAAAMAAJ&pg=PA94.
- Tagebuch Franckes.
- Digitalisat.
- Abbildung der Stiftertafel: Commons.
- Digitalisat: MDZ. Zweite Auflage 1692: FB Gotha.
- Digitalisat Teil 1: MDZ; Teil 2: MDZ; Teil 3: MDZ. Teil 4 ist ein Anhang, der Wiederabdruck der Sammlung von 1686: MDZ. Ein Antiquariatsangebot mit im Digitalisat fehlenden Abbildungen: https://www.fonsblavus.eu/aktuelles/messen/2016-stuttgarter-messe00/limpurg-gaildorf-sophia/.
- Digitalisat: http://digital.wlb-stuttgart.de/purl/kxp176801857X.
- https://haab-digital.klassik-stiftung.de/viewer/resolver?urn=urn:nbn:de:gbv:32-1-10013557860 (S. 116), in der Gedichtausgabe 1692, S. 170. Zur Verfasserin siehe August Jakob Rambach: Anthologie christlicher Gesänge Bd. 5, Altona/Leipzig 1833, S. IX Google Books.
- So schon in Bremen 1695: https://books.google.de/books?id=1W1kAAAAcAAJ&pg=RA21-PP3.
- Der Schriftwechsel mit dem Gemahl 1681-1690: B 113 I Bü 2675 Findmittel. Dort auch viele weitere Archivalien.
- Abdruck: Johann August Reuß: Deductions- und Urkunden-Sammlung. Bd. 9, Ulm 1794, S. 334–348 Google Books.