Soon May the Wellerman Come
Soon May the Wellerman Come, auch Wellerman, ist ein aus Neuseeland stammendes Walfängerlied und Shanty, das zwischen 1860 und 1870 entstand.
Hintergrund
Das Lied kann keinem Autor zugesprochen werden.[1] Es wurde vermutlich von einem jugendlichen Seemann oder einem Küsten-Walfänger verfasst.[2] Es wurde erstmals 1973 im Buch New Zealand Folksongs: Songs of a Young Country von Neil Colquhoun publiziert[3] und stellt einen sogenannten Call-and-Response-Song dar.[4]
Walfang in Neuseeland
Die Geschichte des Walfangs in Neuseeland umfasst den Zeitraum vom späten 18. Jahrhundert bis 1965. Im Jahr 1831 gründeten die englischstämmigen Brüder Edward, George und Joseph Weller, die 1829 nach Sydney eingewandert waren, eine Walfangstation in Ōtākou in der Nähe des heutigen Dunedin auf der Südinsel Neuseelands, etwa siebzehn Jahre vor der ersten britischen Besiedlung Dunedins. Bei der Hundertjahrfeier 1931 erinnerte sich der neuseeländische Generalgouverneur Lord Bledisloe daran, dass die Weller-Brüder auf ihrer Reise nach Neuseeland „mit der ‚Lucy Ann‘ (der Barke der Weller-Brüder) eine große Menge an Rum und eine große Menge an Schießpulver mitgebracht hatten […] und einige waren zumindest Rum-Kenner“.[1]
Ab 1833 verkauften die Gebrüder Weller von ihrer Station in Otakou, die sie in Anlehnung an die lokale Māori-Aussprache „Otago“ genannt hatten, Proviant an Walfänger in Neuseeland. Ihre Angestellten wurden als „Wellermen“ bekannt.[1] Im Gegensatz zum Walfang im Atlantik und im nördlichen Pazifik praktizierten die Walfänger in Neuseeland einen landgestützten Walfang, bei dem sie die Wal-Kadaver an Land verarbeiten mussten.[5] Die Fischereiindustrie zog Walfänger mit den unterschiedlichsten Hintergründen nach Neuseeland, die nicht nur von den britischen Inseln stammten, sondern auch von amerikanischen Ureinwohnern, pazifischen Inselbewohnern und australischen Ureinwohnern.[5] Die Walfänger waren auf gute Beziehungen zu den einheimischen Maori angewiesen, und die Walfangindustrie integrierte die Maori in die globale Wirtschaft und brachte Hunderte von Mischehen zwischen Walfängern und einheimischen Maori hervor, darunter auch Edward Weller selbst, der zweimal mit Maori-Frauen verheiratet war,[5] was die Wellers mit einer der prominentesten lokalen Māori-Familien, den Ellisons, verband.
In ihrer Blütezeit im Jahr 1834 produzierte die Otakou-Station 310 Tonnen Walöl pro Jahr[1] und wurde zum Zentrum eines Netzwerks von sieben Stationen, die für die Wellers ein höchst profitables Unternehmen darstellten und allein in Otago bis zu 85 Mitarbeiter beschäftigten.[6] Von der Otakou-Basis aus verzweigten sich die Wellers in so unterschiedliche Branchen wie „Holz, Spieren, Flachs, Kartoffeln, Trockenfisch, Maori-Artefakte und sogar tätowierte Maori-Köpfe, die in Sydney sehr gefragt waren.“[7] Da die Kolonie Neuseeland jedoch erst 1840 ausgerufen wurde, wurden die Wellers als ausländische Händler behandelt und waren von ruinösen britischen Importzöllen auf Walöl betroffen.
Ab 1835, dem Jahr, in dem Joseph Weller in Otago starb, waren die Brüder von der Notwendigkeit überzeugt, die Station aufzugeben, auch wenn sie sich in massive Landkäufe in Neuseeland verstrickten, die sich bis 1840 auf über 1.200.000 Hektar beliefen.[6] Der Erfolg der Weller-Brüder in der Walfangindustrie war flüchtig, und sie wurden 1840 für bankrott erklärt, nachdem ihre Versuche eines groß angelegten Landkaufs in New South Wales gescheitert waren. Die Otakou-Station wurde 1841 geschlossen.[1] Im Jahr 1841 entschied der Court of Claims in New South Wales, dass die Landkäufe der Weller-Brüder in Neuseeland rechtlich ungültig waren, woraufhin die Wellers „unauffällig aus den Seiten der neuseeländischen Geschichte verschwanden“. Nichtsdestotrotz wurde der Walfang in Neuseeland bis in die 1960er Jahre fortgesetzt.[6]
Moderne Interpretationen
Anfang 2021 wurde das Lied durch Versionen von The Longest Johns und Nathan Evans bekannt, der mit seiner Version einen Nummer-eins-Hit in Deutschland landete, und fand zudem Verbreitung über die Plattform TikTok. Dabei wurde auch der Ausdruck ShantyTok geprägt.[9] Einige sehen den Grund für den Erfolg darin, dass mit dem Lied ein Zusammenhang zwischen der Isolation junger Menschen als Walfänger im 19. Jahrhundert und der Isolation in der COVID-19-Pandemie hergestellt wird.[2]
Im Zuge dessen coverten auch deutschsprachige Bands wie Santiano, Saltatio Mortis und Mr. Hurley & die Pulveraffen, aber auch Institutionen wie das St. Vinzenz-Krankenhaus Hanau das Lied.[10][11][12] Auch die Bundeswehr veröffentlichte eine Version dieses Liedes.[13]
Text und Melodie
Das Lied beschreibt die Situation der Besatzung der Billy o’ Tea, die auf Waljagd ist und die Ankunft eines „Wellerman“ erwartet, eines Proviantschiffes der Gebrüder Weller. Der Text lautet folgendermaßen[14]:
There once was a ship that put to sea,
And the name of that ship was the Billy o’ Tea
The winds blew hard, her bow dipped down,
Blow, me bully boys, blow!
Refrain (nach jeder Strophe):
(HUH!)
Soon may the Wellerman come
to bring us sugar and tea and rum.
One day, when the tonguing’ is done,
We’ll take our leave and go.
She had not been two weeks from shore
When down on her a right whale bore.
The captain called all hands and swore
He’d take that whale in tow.
{Refrain}
Before the boat had hit the water
The whale’s tail came up and caught her.
All hands to the side, harpooned and fought her,
When she dived down below.
{Refrain}
No line was cut, no whale was freed,
An’ the captain’s mind was not on greed!
But he belonged to the Whaleman’s creed
She took that ship in tow
{Refrain}
For forty days or even more,
the line went slack then tight once more,
All boats were lost, there were only four
and still that whale did go.
{Refrain}
As far as I’ve heard, the fight’s still on,
The line’s not cut, and the whale’s not gone!
The Wellerman makes his regular call
to encourage the captain, crew and all!
{Refrain x2}
Weblinks
- Songtexte.com Übersetzung des Textes und Kommentaren zur Übersetzung.
- www.folksong.org.nz Text, alternative Melodie, und weitere Textfassungen, Akkorde, Hintergrundinformationen (engl.)
Einzelnachweise
- A. Asbjørn Jøn: The Whale Road: Transitioning from Spiritual Links, to Whaling, to Whale Watching in Aotearoa New Zealand. In: Australian Folklore. Band 29, 2014, S. 87–116 (englisch, kvasirpublishing.com [PDF; 645 kB; abgerufen am 25. Januar 2021]).
- Elle Hunt: The true story behind the viral TikTok sea shanty hit. 15. Januar 2021, abgerufen am 25. Januar 2021 (englisch).
- Neil Colquhoun: New Zealand Folksongs: Songs of a Young Country. Bailey Brothers and Swinfen, 1973, ISBN 978-0-561-00173-9, S. 10.
- "Wellerman": Warum ein 200 Jahre alter Song viral geht. Deutsche Welle, abgerufen am 25. Januar 2021.
- Kate Stevens: The viral 'Wellerman' sea shanty is also a window into the remarkable cross-cultural whaling history of Aotearoa New Zealand. In: The Conversation. 22. Januar 2021, abgerufen am 8. Februar 2021 (britisches Englisch).
- Peter Entwisle: Weller, Edward. In: Dictionary of New Zealand Biography. Te Ara: The Encyclopedia of New Zealand, 1990, abgerufen am 10. Februar 2021 (englisch).
- Ronald Jones: WELLER Brothers: Edward, George, and Joseph. In: An Encyclopaedia of New Zealand. A. H. McLintock, 1966, abgerufen am 10. Februar 2021 (englisch).
- Chartquellen: DE AT CH UK
- Alex Taylor: Sea shanty: Can viral success make a music career? 23. Januar 2021, abgerufen am 25. Januar 2021 (englisch).
- Santiano veröffentlichen Seemanns-Shanty „Wellerman“ mit Nathan Evans. 16. Februar 2021, abgerufen am 18. Februar 2021.
- The Wellerman ☠️ PIRATE HOMEOFFICE EDITION 💀 Mr. Hurley & Die Pulveraffen auf YouTube, abgerufen am 18. Februar 2021.
- St. Vinzenz Krankenhaus: Vinzi’s Wellerman – Hoffnung auf YouTube, abgerufen am 14. April 2021.
- Home | Wellerman dTdB. Abgerufen am 6. Juni 2021.
- Wellerman. Abgerufen am 25. Januar 2021 (englisch).