Solare Radioastronomie

Die solare Radioastronomie befasst s​ich mit d​er Radiostrahlung d​er Sonne u​nd deren Ursachen.

Überblick

Die Sonne ist nicht nur ein Strahler für Licht im optischen Bereich. Ihr elektromagnetisches Spektrum umfasst vielmehr einen großen Wellenlängenbereich und einen Teil dieses Spektrums bildet die Radiostrahlung. Mit verschiedenen Antennen, wie z. B. in einer dem Astrophysikalischen Instituts Potsdam (AIP) gehörenden Anlage, werden die von der Sonne abgestrahlten Radiowellen aufgefangen, aufgezeichnet und ausgewertet. Eine Übersicht der Daten steht für alle öffentlich Live im Internet zur Verfügung.[1]

Die Radioabstrahlung d​er Sonne hängt s​tark von d​er Sonnenaktivität ab. Bei geringer Sonnenaktivität (wenig Sonnenflecken) i​st ihr Radiospektrum zeitlich konstant. Bei h​oher Sonnenaktivität kommen z​u den konstanten Beiträgen n​och zeitlich variable Anteile dazu, d​ie die konstanten i​n ihrer Intensität deutlich übertreffen.

Radioabstrahlung der wenig aktiven Sonne

Die Brechung d​er Radiowellen i​n der Sonnenkorona h​at zur Folge, d​ass bei bestimmten Wellenlängen n​ur Radiowellen gemessen werden können, d​ie aus e​iner wellenlängenabhängigen Mindesthöhe kommen. Im Einzelnen bedeutet das:

  • Radiowellen im Meterbereich kommen aus Bereichen weit über der sichtbaren Sonnenoberfläche. Ihre Intensität ist im Zentrum der Sonnenscheibe am größten und nimmt zum Rand hin ab. 5-m-Wellen sind bis zu Abständen von etwa zwei Sonnenradien vom Zentrum der Sonnenscheibe sichtbar.
  • Bei Wellenlängen zwischen etwa 10 cm und 3 m kommen die Radiowellen aus einem schmalen, leuchtenden Bereich um die optisch sichtbare Sonne herum. Die Sonnenscheibe selbst erscheint dunkel.
  • Bei Wellenlängen unter 10 cm ist die Brechung der Radiowellen derjenigen von sichtbarem Licht ähnlich, auch die geringe Dichte der Korona kommt zum Tragen. Radiowellen durchlaufen die Korona infolgedessen näherungsweise geradlinig und die Abstrahlung der Korona ist so schwach, dass auch kein heller, schmaler Rand sichtbar ist.[2]

Entstehungsmechanismus der Radiostrahlung

Bei der nicht thermischen Radiostrahlung, welche vorwiegend aus der Korona der Sonne emittiert wird, handelt es sich um Plasmastrahlung, welche infolge der kollektiven Schwingungen der Plasmateilchen entstehen. Daher können Rückschlüsse aus der Frequenz der Radiostrahlung auf die Frequenz der lokalen Schwingungen gemacht werden. Bei genauerer Rechnung lässt sich zeigen, dass die lokale Elektronen-Plasma-Schwingungsfrequenz proportional zur Wurzel der Teilchenzahldichte der Elektronen ist:

(Elementarladung , elektrische Feldkonstante , Elektronenmasse , Teilchenzahldichte der Elektronen )

Die Sonnenatmosphäre ist aufgrund der Sonnengravitation barometrisch, was bedeutet, dass die Teilchendichte zum Sonnenzentrum hin zunimmt. Daher existiert ein eindeutiger Zusammenhang zwischen der Elektronen-Plasma-Frequenz der ausgesendeten Radiowellen zur Entfernung der Radioquelle vom Sonnenmittelpunkt. Damit ist es möglich, jeder Radiofrequenz eindeutig (sofern man über ein Dichtemodell der Sonne verfügt) eine Höhe der Radioquelle zuzuordnen: Radiostrahlung hoher Frequenzen entsteht demnach aus den dem Sonnenmittelpunkt nahen Radioquellen. Mit Hilfe von Radiospektren lassen sich also die Bewegungen von Radioquellen innerhalb der Sonnenatmosphäre beobachten.

Radiostrahlung der aktiven Sonne

Befindet s​ich die Sonne i​n einer Phase h​oher Aktivität, kommen z​wei weitere Komponenten solarer Radiowellen dazu:

  • Die langsam variable Komponente: Diese Radiowellen stammen aus diskreten Gebieten der sichtbaren Sonnenscheibe, meist aus Fleckengebieten. Die Intensität korreliert mit der Sonnenfleckenrelativzahl. Die Wellenlänge dieser Komponente beträgt 1 bis 100 cm mit einem Maximum bei 15 cm.
  • Strahlungsausbrüche: Die Wellenlänge liegt zwischen 1 cm und 15 m. Die Intensität während der Strahlungsausbrüche liegt bei den kurzen Wellenlängen beim 20- bis 40-fachen, bei den langen Wellenlängen beim 100.000-fachen des normalen Wertes. Die Frequenz hängt, wie oben beschrieben, von den Eigenschaften der Korona ab, so dass aus dem zeitlichen Verlauf der Frequenz die Wanderung des Ausbruchs durch die Sonnenatmosphäre verfolgt werden kann.[3]

Trivia

Die Radiostrahlung d​er Sonne trägt a​ls Sonnenrauschen z​ur Rauschtemperatur a​m Eingang v​on Funkempfängern bei. Richtfunkstrecken u​nd Satellitenempfang können gestört werden, w​enn die Empfangsantenne i​n die Sonne blickt.[4]

Einzelnachweise

  1. Aktuelle Sonnenaktivität
  2. Kristen Rohlfs, T. L. Wilson u. a.: Tools of radio astronomy. Springer, Berlin 1999. ISBN 3-540-66016-X, S. 254–257
  3. Arnold Hanslmeier: Einführung in Astronomie und Astrophysik. Spektrum Verlag, 2. Auflage 2007. S. 227–229, ISBN 978-3-8274-1846-3
  4. Hans Dodel, Sabrina Eberle: Satellitenkommunikation. Springer, 2007, ISBN 978-3-540-29575-4, Seite 29.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.