Software-Evolution

Software-Evolution i​st ein Begriff a​us der Softwaretechnik, i​m Speziellen a​us der Softwarewartung, u​nd beschreibt d​en Prozess, d​er folgt, nachdem e​in Softwaresystem entwickelt u​nd ausgeliefert wurde. Nach Auslieferung u​nd Benutzung kommen n​eue Anforderungen d​azu und a​lte Anforderungen verändern sich. Teile d​es Softwaresystems müssen möglicherweise korrigiert werden, d​a Fehler auftreten, d​ie zuvor n​icht bemerkt wurden. Das System m​uss an e​ine neue Plattform adaptiert werden. Die Performance m​uss verbessert werden u​nd andere nicht-funktionale Anforderungen.

Lehmans Gesetze

Software-Evolution i​st ein stetiger Prozess, d​er sich über d​en gesamten Lebenszyklus e​iner Software hindurch zieht. Aufgrund v​on Beobachtung b​ei großen Softwaresystemen h​aben die damaligen IBM-Mitarbeiter Meir M. Lehman u​nd Laszlo Belady folgende Gesetzmäßigkeiten zusammengestellt.[1]

Zusammengefasst (die Wichtigsten)

  • Anhaltender Wandel – Ein System, das verwendet wird, unterliegt kontinuierlichen Veränderungen oder verliert an Effektivität.
  • Zunehmende Komplexität – Ein Softwaresystem, das ständig geändert wird, verliert zusehends an Struktur. Die Änderungen erhöhen die Entropie und Komplexität des Programms.

Alle a​cht Gesetze i​n ihrer ursprünglichen Form

  1. Anhaltender Wandel – Softwaresysteme müssen kontinuierlich angepasst werden, oder sie werden immer weniger zufriedenstellend.
  2. Zunehmende Komplexität – Die Komplexität von sich entwickelnden Softwaresystemen entwickelt sich exponentiell zur Lebensdauer, zumindest solange dies nicht gewartet oder reduziert wird.
  3. Selbstregulation – Software-Evolution ist ein sich selbst regulierender Prozess mit einer (nahezu) Normalverteilung von Produkt und Prozess-Maßnahmen.
  4. Erhaltung der organisatorischen Stabilität (unveränderlicher Arbeitsrhythmus) – Die durchschnittliche, effektive, globale Effektivitätsquote in einem sich entwickelnden Softwaresystem ist invariant über die Produkt-Lebensdauer.
  5. Erhaltung der Vertrautheit – Um eine zufriedenstellende Entwicklung eines sich weiterentwickelnden Softwaresystems gewährleisten zu können, müssen alle, die mit einem System arbeiten (z. B. Entwickler, Verkaufspersonal, Benutzer), dafür Sorge tragen, dass sie die Inhalte und Verhaltensweisen im Überblick behalten und das Verhalten des Systems genau kennen. Durch Verringerung von übermäßigem Wachstum lässt sich die Kontrolle leichter behalten. Daher sollte das durchschnittliche, zusätzliche Wachstum eines Systems invariant bleiben, da sich das System stetig weiterentwickelt.
  6. Anhaltendes Wachstum – Die funktionalen Inhalte eines Softwaresystems müssen ständig erhöht werden, um die Zufriedenheit der Nutzer während ihrer gesamten Nutzungsdauer zu erhalten.
  7. Sinkende Qualität – Die Qualität von Softwaresystemen scheint rückläufig zu sein, es sei denn, sie werden konsequent gewartet und an betriebliche Veränderungen angepasst.
  8. Feedback-System – Software-Evolutions-Prozesse stellen Multi-Level-, Multi-Schleifen- und Multi-Agenten-Feedback-Systeme dar und müssen als solche, um eine signifikante Verbesserung über eine vernünftige Basis zu erreichen, behandelt werden.

Literatur

  • Harry M. Sneed, Richard Seidl: Softwareevolution. 1. Auflage. dpunkt.verlag, Heidelberg 2013, ISBN 978-3-86490-041-9, S. 284.
  • Tom Mens, Serge Demeyer: Software Evolution. 1. Auflage. Springer-Verlag, Berlin / Heidelberg 2008, ISBN 978-3-540-76439-7, S. 347 (englisch).
  • Ian Sommerville: Software Engineering. 1. Auflage. Band 8. Addison-Wesley, 2006, ISBN 978-0-321-31379-9, S. 864.

Einzelnachweise

  1. Meir Lehman: Metrics and laws of software evolution—the nineties view. (PDF; 115 kB) Metrics ’97, IEEE. 1997.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.